„9 + 2“ ergibt neue Chancen
In Thannhausen soll neues Angebot starten. Welche Möglichkeiten sich damit für Spätzünder eröffnen
Einmal Hauptschule, immer Hauptschule. Das war früher. Heute können Mittelschüler mit dem nötigen Fleiß bis ins Studium kommen. Ein entsprechendes Angebot gibt es jetzt auch in Thannhausen. Dort soll ab dem kommenden Schuljahr eine Vorbereitungsklasse eingerichtet werden – das „9 + 2“-Modell.
Konkret heißt das: Nach dem qualifizierenden Abschluss („QA“) können interessierte Schüler weitere zwei Jahre die Schulbank drücken. Dann haben sie bei entsprechendem Erfolg die Mittlere Reife in der Tasche. Mit dem Abschluss geht es möglicherweise auf die FOS und von dort zum Studium. Großer Vorteil der Vorbereitungsklasse ist der Faktor Zeit. Der Unterrichtsstoff wird zeitlich deutlich gestreckt. „Das ist sehr wichtig“, sagt Schulleiter Klaus Mader. Denn zwischen QA und mittlerer Reife stecke ein anderes Anforderungsniveau. „Das lässt sich in einem Jahr nicht schaffen.“ Das neue Angebot, das die Attraktivität der Schule steigert, begrüßt Mader – es biete gerade für Spätzünder eine große Chance. So sieht es auch Schulamtsleiter Josef Seibold.
Damit das Bildungsmodell auch in Thannhausen starten kann, sind mindestens 18 Schüler notwendig – derzeit liegen rund 30 Anmeldungen vor. Entscheidend wird sein, welchen Weg die Schüler nach einem erfolgreichen qualifizierenden Abschluss einschlagen. Weiterhin Schule oder lieber Praxis? Gut möglich, dass einige eine Berufsausbildung vorziehen. Schließlich stehen derzeit alle Möglichkeiten offen: Es gibt mehr Lehrstellen als Bewerber. Und Unternehmen sind einfallsreich geworden, um an den Nachwuchs zu kommen. Neben dem Ausbildungsverhältnis wird zum Beispiel angeboten, die Kosten für einen Fitnessvertrag zu übernehmen. „Jeder muss es am Ende für sich entscheiden“, meint Mader.
Das Einzugsgebiet für das „9 + 2“-Modell in Thannhausen umfasst nicht nur das nähere Umfeld, sondern auch Jettingen-Scheppach und Krumbach. Dort sei im Folgejahr und im Wechsel ebenfalls eine Vorbereitungsklasse denkbar, sagt Seibold. Krumbach wird übrigens die Praxisklasse verlieren. Sie gibt es seit 2007 und bietet Hilfestellungen für Schüler im achten und neunten Schuljahr, im Berufsfindungsprozess und im schulischen Bereich. Unter anderem besuchen die Schüler jede Woche einen selbst gewählten Ausbildungsbetrieb für einen Praktikumstag. Zusätzlich kommen Handwerksfachkräfte an die Mittelschule, um praktisches Arbeiten zu ermöglichen. Ziel der Praxisklasse ist, dass alle beteiligten 14 Schüler einen Hauptschulabschluss und einen Ausbildungsplatz erhalten. Künftig wird das Angebot nach Günzburg verlagert, sagt Schulamtsleiter Josef Seibold. Krumbach muss in den sauren Apfel beißen, weil nach Auskunft der Stadtverwaltung, im Rahmen der bevorstehenden Schulzentrumssanierung, keine neuen Klassen gebildet werden sollen. Gegebenenfalls wird die Großbaustelle auch Auslagerungen mit sich bringen.
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