Strahlender Sonnenschein - dann kamen die Bomber
Krumbach Karl Kling blickt hinaus in eine verschneite Dezemberlandschaft. Er lehnt sich zurück, Stille für Augenblicke. "Damals war der Himmel strahlend blau", sagt er dann fast unvermittelt. "Damals" - das ist der 18. Juli 1944. Kling ist fünfzehneinhalb Jahre alt und Flakhelfer am Militärflugplatz Memmingerberg. Die amerikanischen viermotorigen Bomber, "Fliegende Festungen" genannt, fliegen von Süden an und werfen ihre todbringende Last ab. In nur wenigen Minuten verwandelt sich die Szenerie in ein Inferno, rund 600 Menschen sterben bei diesem Angriff. "Mich erwischte ein Betonbrocken, als ich mich in ein Erdloch verkroch." Kling überlebt, doch die Geschehnisse des 18. Juli 1944 werden ihn ein Leben lang nicht loslassen.
Karl Kling ist am 18. Dezember 1928 in Krumbach als Sohn des Baumeisters Karl und von Luise Kling geboren. 1928: Historiker sprechen mit Blick auf diese Jahreszahl oft von "Flakhelfergeneration". Im Teenageralter lernt er die schreckliche Welt des Krieges kennen. Zu einem Zeitpunkt, als Deutschland längst chancenlos ist und die Soldaten der Macht der gegnerischen Waffen regelrecht ausgeliefert sind. Für die "Flakhelfergeneration", deren Kindheit durch die totalitäre Lebenswelt der NS-Diktatur geprägt worden war, wird der Kriegseinsatz im Teenager-Alter zu einer bitteren, bleibenden Erfahrung. Wie andere seiner Generation wird Kling bereits in jüngsten Jahren zum Zeugen merkwürdiger Widersprüche. Diese Widersprüche werden nicht selten sogar innerhalb einer Familie sichtbar. Seine Mutter Luise, eine überzeugte Katholikin, steht den Nazis mit großer Skepsis gegenüber. Sie versorgt Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene mit Essen und schmuggelt Briefe von Inhaftierten in die Schweiz. Angesichts dieser Tatsache ist es ein glücklicher Umstand, dass, wie sich Karl Kling erinnert, die Gestapo ihr "nie etwas nachweisen konnte". Sein Vater (Kling: "Ein Liberaler") sei bereits 1933 aus dem Krumbacher Stadtrat gedrängt worden und einige Tage in "Schutzhaft" gewesen. Karl Klings Onkel Konrad ist während der NS-Zeit, von 1934 bis 1945, Krumbacher Bürgermeister. Über Konrad Klings Rolle ist viel debattiert worden, zugeschrieben werden ihm aber auch Züge tiefer Menschlichkeit, wiederholt setzte er sich für Erleichterungen für die immer mehr drangsalierten Juden ein. "Wir haben über all diese Themen immer wieder in der Familie diskutiert, das war eine schwierige Zeit", sagt Karl Kling heute rückblickend.
Gegen Ende des Krieges gerät Karl Kling in Landeck/Tirol in amerikanische Gefangenschaft. Als der Gefangenenzug bei der Rückfahrt nach Deutschland ausgerechnet in seiner Heimatstadt Krumbach Station macht, nutzt Kling diesen glücklichen Umstand und springt aus dem Zug. Eine Frau in der Ulmer Straße versteckt ihn einige Tage, dann ist die "Luft rein" und für Karl Kling der Krieg zu Ende.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.