THW nimmt Schutthaufen auseinander
Zweieinhalb Jahre nach dem Abbruch des Holzhauses auf der Schwedeninsel wird dort nun wieder gearbeitet: Mitglieder des Landsberger Technischen Hilfswerkes (THW) nehmen noch einmal den großen Bauschutthaufen unter die Lupe, der von dem früheren Wohnhaus noch übrig ist.
Ein für die Ferien- und Freitagnachmittagszeit ungewöhnlich großes Aufgebot an Amtspersonen zeigte den Medien kurz nach Ablauf des Betretungsverbots im Naturschutzgebiet, was derzeit auf der Schwedeninsel gemacht wird. Die Mitarbeiter der Schlösser- und Seenverwaltung, Pressesprecher Dr. Jan Björn Potthast, und der Chef der Ammersee-Verwaltung, Johann Hensel, rechtfertigten mit den Vertretern der Naturschutzbehörden in den Landratsämtern in Landsberg und Weilheim sowie bei der Regierung von Oberbayern auch nochmals, nicht gleich die Reste des Wohnhauses komplett aus dem Naturschutzgebiet weggebracht zu haben. Dass der Abbruch durch die Seenverwaltung nicht nur hölzerne Bauteile, sondern unter anderem auch Dachpappen, Heraklith-Bauelemente und Glaswolle zurückgelassen hatte, hatte im Frühjahr lebhafte öffentliche Kritik ausgelöst.
Potthast beteuerte hingegen, damals alle umweltgefährdenden Bauteile entfernt zu haben. Mehrere Tonnen Abfall seien weggebracht worden. Allenfalls "Kleinigkeiten" seien zurückgeblieben. Bei seinem ersten Besuch auf der Schwedeninsel zeigte er sich jedoch von den Verhältnissen dort überrascht: "Der Zustand so ist mir nicht bekannt."
Heinrich Heiß, der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt in Landsberg, erläuterte die naturschutzfachliche Abwägung, die zu der damaligen Entscheidung geführt hatte: "Der Eingriff, der durch den Abtransport entstünde, wäre größer als der Schaden, wenn das restliche, unbedenkliche Material da bleibt." Bei einer Abfuhr über unwegsames Gelände im Ammermoos über eine Strecke von eineinhalb bis zwei Kilometern wären Schäden an der Bodenbedeckung entstanden und standortfremde Neophyten hätten sich angesiedelt. Bei einer Abfuhr übers Wasser wären Zerstörungen am Teichrosenfeld vor der Schwedeninsel zu befürchten gewesen.
Auch die Höhere Naturschutzbehörde habe das bisherige Vorgehen unterstützt, ergänzte Jörg Günther von der Regierung von Oberbayern: Das Naturschutzgebiet Ammersee-Südufer erstrecke sich zwar nur über drei Prozent der Fläche des Ammersees, hier hielten sich im Sommer aber zwei Drittel aller Vögel am See auf. Um hier möglichst keine Störungen auftreten zu lassen, sei entschieden worden, das Haus auf der Schwedeninsel abzureißen, das "ein ständiger Anziehungspunkt für Neugierige" gewesen sei.
Befürchtungen, bei einem Hochwasser wäre Bauschutt in den See geschwommen, widersprach Pressesprecher Potthast. Das Material liege 1,50 bis 1,80 Meter über dem Mittelwasserspiegel. Beim Pfingsthochwasser 1999 stand der Wasserspiegel knapp zwei Meter über dem mittleren Seespiegel.
Johann Hensel von der Ammersee-Verwaltung rief dazu auf, nach vorne zu schauen: An den nächsten Wochenenden - die THW-Einsatzleiter Peter Bednar und Elmar Helminger gehen von mindestens drei bis fünf Samstagen aus - wird der gesamte, schätzungsweise rund 400 Kubikmeter umfassende Bauschutthaufen auseinandergenommen. Rund ein Dutzend THW-Helfer ist im Einsatz.
Sogenannte "Big packs" stehen bereit, um den anorganischen Abfall über das Wasser nach Aidenried zu bringen, wo er auf Lastwagen verladen und zur Hofstettener Deponie gebracht wird. Die Holzteile sollen dagegen weiterhin auf der Schwedeninsel verbleiben und langfristig verrotten.
Zu der Vorhaltung, dass der Staat auf der Schwedeninsel in eigener Sache vielleicht anders verfahren sei als bei einem privaten Eigentümer, sagten die Vertreter der Naturschutzbehörden, es komme auf den Einzelfall an. Gebe es einen Fahrweg, sei die Sache anders zu beurteilen. Im übrigen wäre es wohl so, dass ein privater Eigentümer bestrebt wäre, ein Gebäude in einem Naturschutzgebiet zu erhalten.
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