Ein perfekter Start für das Landsberger Ruethenfest
Über 1000 Kinder erinnern an die Geschichte ihrer Stadt. Bei der Eröffnung der Festtage zeigt sich Ministerpräsident Markus Söder gut gelaunt.
Das Wort „Perfekt“ war an diesem Abend häufig zu hören. Und tatsächlich, besser hätte der Auftakt zum Landsberger Ruethenfest am Mittwochabend nicht verlaufen können. Über 5000 Besucher waren auf den Hauptplatz gekommen. Bei schönstem Sommerwetter erlebten sie die Vielfalt des Kinderfests und einen Schirmherrn, dem das bunte Treiben sichtlich gefiel. Ministerpräsident Markus Söder erhob Landsberg für diesen Abend gar zur „Hauptstadt Bayerns“. Eine Hauptstadt, in der nun für vier Tage die Kinder das Zepter übernehmen.
Vor der Eröffnung waren es zwei Dinge, die die Verantwortlichen um den Vorsitzenden des Ruethenfestvereins Tobias Wohlfahrt umtrieb. Wird es regnen? Und kommt der Schirmherr pünktlich? Das Wetter machte schon früh keine Sorgen mehr, es blieb den ganzen Abend über perfekt. Und Markus Söder kam rechtzeitig von der CSU-Klausurtagung in Andechs nach Landsberg, hatte noch Zeit, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen und danach an der Eröffnungsfeier teilzunehmen. Um es vorwegzunehmen, ihm gefiel sichtlich, was er sah und so verabschiedete er sich erst kurz nach 21 Uhr, obwohl er eigentlich einen weiteren Termin gehabt hätte.
Fanfarenklänge aus dem Schmalzturm kündigten das Ruethenfest an
Fanfarenklänge aus dem Fenster des Schmalzturms kündigten auch 2023 das Ruethenfest an, danach nahmen die Mädchen und Buben den Hauptplatz in Besitz. Zuerst die Landsknechte, danach die Schweden mit Kanonendonner und der Politprominenz als Gefolge, neben Markus Söder unter anderem Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl und Landrat Thomas Eichinger. Schön langsam füllte sich der Platz rund um das Tanzpodium mit kaiserlichen Soldaten und Gefolge, Ruethenkindern, Rosenmädchen, Stadtmädchen und den Musikerinnen und Musikern der Stadtjugendkapelle und der Stadtkapelle. Es folgten historische Figuren wie Herzog Heinrich der Löwe, Kaiser Ludwig von Bayern oder Dominikus Zimmermann.
Der historische Bürgermeister Benedikt Poth begrüßte den Ministerpräsidenten und stellte ihm und dem Publikum die historischen Figuren vor, die Landsbergs Geschichte einst geprägt und beeinflusst haben. Danach hatte die jetzige Oberbürgermeisterin das Wort. Doris Baumgartl sagte, dass sich beim Ruethenfest mittelalterliche Stadtkulisse und Stadtgeschichte auf besondere Art vereinen. Sie lobte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Organisatoren für deren Herzblut. „Ihre pure Leidenschaft ist ein Beweis für die Liebe zur Heimat.“ Auch Tobias Wohlfahrt richtete ein großes Dankeschön an die vielen Helferinnen und Helfer, die das Fest erst möglich machten. Stellvertretend nannte er Markus Forstner, der seit diesem Fest für die musikalische Gestaltung verantwortlich zeichnet.
Während der Rede des Vereinsvorsitzenden stürmten die Panduren das Podium und rissen sich die Stadtkasse unter die Nägel. Ein kurzer Schockmoment auch für Markus Söder, den der Überfall ein wenig an den Länder-Finanzausgleich erinnere, wie er in seiner Begrüßung sagte. Der Ministerpräsident zeigte sich gut gelaunt und beeindruckt. „Ihr seid super“, sagte er zu den Mädchen und Buben, die nicht nur für ihn die Stars des Abends waren. Auch in schweren Zeiten dürfe gefeiert werden, vor allem, wenn man ansonsten Menschen in Not helfe. Dieses Stichwort nahm auch Tobias Wohlfahrt auf und erinnerte an den Krieg in der Ukraine. Und so könnten die Landsberger Kinder stellvertretend für die Mädchen und Buben in der Ukraine feiern.
Markus Söder beim Ruethenfest in Landsberg
Es folgte die feierliche Eröffnung des Ruethenfests durch Herold Fynn Jimenez und im Anschluss daran die Tänze auf dem Podium. Zu sehen waren dabei knapp 100 Ruethenkinder, Rosenmädchen, Stadtmädchen, Fahnenschwinger (begleitet von den Spielmannszügen) und die Bürger. Den Abschluss bildete der Tanz des Herzog Ernst (Maximilian Neuner) mit der Weißen Dame (Inga Rathmann) und der Gelben Dame (Annabell Wohlfahrt).
Das Landsberger Ruethenfest findet heuer vom 19. bis 23. Juli statt. Ursprung ist wohl der Brauch, dass Mädchen und Buben mit ihren Lehrern im Frühling vor die Tore der Stadt zogen, um „Ruethen“ zu brechen. Zusammen mit den Eltern wurde anschließend gefeiert. Seit 1647 entwickelte sich dies zu einem Fest. Höhepunkte sind heutzutage die Festumzüge und die Tänze am Samstag und Sonntag, 22. und 23. Juli, zu denen jeweils an die 10.000 Besucherinnen und Besucher erwartet werden. Während der Festtage laden ein Mittelaltermarkt, Konzerte und die Lager der Panduren, Schweden, Landsknechte und Kaiserlichen zum Flanieren und Besichtigen ein. Am Freitag, 21. Juli, findet ein historisches Altstadttreiben mit Gauklern, Fahnenschwingern, Moriskentänzern und Feuershow statt.
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