So gut ist die Nachbarschaft der Krautgartenstraße
Die MZ und Storchenbräu sponsern in Türkheim ein Grillfest. Die Jüngsten beschenken alle mit Sketchen, Sporteinlagen und einer Lichtershow.
So geht Präzision: Pünktlich um 16.30 Uhr rollen die kühlen Getränke an, gefolgt von Steaks, Bratwürsten und Backwaren. Der Chef der Storchenbrauerei Pfaffenhausen persönlich biegt mit seinem historischen Lastwagen in die Türkheimer Krautgartenstraße ein, gefolgt vom Fahrzeug der Mindelheimer Zeitung. Es geht eng her: Die schmale Straße aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit seinen Einfamilienhäusern und idyllischen Gärten ist für Lastwagen nicht wirklich ausgelegt. Für Kinder dagegen ist sie das reine Paradies.
Die Bewohner der Krautgartenstraße in Türkheim bewarben sich mit einem Video
Brauereichef Hans Roth kommt an diesem Samstag unbeschadet durch, und auch die prächtigen Sonnenblumen streift er nur leicht. Als die Mindelheimer Zeitung Ende Juli ihre Leser dazu aufrief, sich für ein Straßenfest zu bewerben, war in Türkheim sofort klar: Da sind wir dabei. Die vielen Kinder in der Straße haben sich zusammengetan und buchstäblich für das Krautgartenfest am 11. August getrommelt. Als Video ging diese ungewöhnliche Bewerbung bei der MZ ein. (Wer weitere Grillfest gewonnen hat, lesen Sie hier: Glückwunsch zum Grillfest, liebe Nachbarn!)
Weil dann bei der Auslosung noch etwas Glück dazu kam, durften sich die Türkheimer über eines von drei Grillfesten freuen, das die MZ zusammen mit der Storchenbrauerei sponsert. Dabei sind die Krautgartenstraßler schon geübt im Feiern. Vor zwei Jahren gab es zum ersten Mal ein solches Straßenfest, und auch damals waren die Kinder die treibenden Kräfte. Wo Kinder sind, da ist gute Nachbarschaft. Olga Frosch, die mit ihrem Mann Klaus vor sieben Jahren in die Straße gezogen ist, sagt: „Es gibt hier so viele Kinder. Das liebe ich an unserer Straße!“
Fast im Halbstundentakt treten die Kinder der Krautgartenstraße in Türkheim beim MZ-Grillfest auf
Und was für Kinder! Für den Abend haben sich die Jüngsten ein dichtes Programm einfallen lassen. Fast im Halbstundentakt treten die Mädchen und Buben mit Sketchen, Akrobatikeinlagen und einem Quiz auf, wo es darum geht, wie gut die Krautgartenstraßler ihre Nachbarn kennen. Da ist zum Beispiel die Frage, wer der älteste Bewohner der Straße ist, der natürlich auch beim Fest dabei ist. Es ist der 88-jährige Otto Loschan, der weit über Türkheim hinaus einen guten Namen als Orgelbauer hat. Heute genießt er seinen Ruhestand und sitzt spürbar gerne mit seinen Nachbarn zusammen.
Bei der Frage nach dem jüngsten Straßenbewohner gehen die Meinungen etwas auseinander. Einzelne meinen, es könnte das Baby von Patricia Mühlebach sein, das Mitte September auf die Welt kommen wird. Auch das Rätsel der kürzesten Haare in der Nachbarschaft bleibt ungelöst. An den Biertischen sitzen gleich zwei Herren in kurz geschorener Haarpracht.
Neben den vielen Kindern leben in der Straße Handwerker, Lastwagenfahrer, ein Architekt, eine Designerin, ein Schwimmschulbetreiber und ein paar Rentner, die ihren Lebensabend genießen. Als kürzlich eine der Bewohnerinnen gestürzt war und ins Krankenhaus musste, konnte sie sicher sein: Ihre Krautgartenstraßler lassen sie nicht im Stich und besuchen sie im Krankenhaus.
Aber auch wenn mal Kaninchen oder Hühner zu versorgen sind, findet sich immer jemand, der einspringt. Zum großen Grillfest hat natürlich auch noch jeder eine Kleinigkeit mitgebracht – von der süßen Nachspeise bis zum selbst gemachten Holunderlikör. Irgendwann nach 22 Uhr, nachdem die Kinder noch mit einer Lichtershow aufgetreten sind, ist klar: Alle freuen sich auf das nächste Straßenfest in der Krautgartenstraße im August 2019. Und alle werden sie wieder da sein, weil kaum einer in Urlaub fährt. Warum auch? Wo sollte es schöner sein als in der Krautgartenstraße?
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