Von wegen stade Zeit

VonManuel Wenzel

Mattsies Im Terminkalender von Richard Dick, dem Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Mattsies, Zaisertshofen, Tussenhausen und Rammingen, ist für den heutigen Montag nichts eingetragen. Einen dicken Strich hat er in der Spalte diagonal, von unten nach oben, gezogen. Dienstag und Mittwoch sieht es genauso aus. "Nach Weihnachten braucht man als Pfarrer Zeit um aufzutanken", weiß Dick.

Von einem Termin zum nächsten hetzen musste er in der Advents- und Weihnachtszeit nicht. Das hätte er auch gar nicht gewollt. Er war zwar zu deutlich mehr Veranstaltungen eingeladen, als er letztlich besuchte, doch das hat Dick bewusst so gehandhabt: "Nachdem ich mich nicht aufteilen kann, widme ich mich lieber eher weniger Feiern mit meiner ganzen Aufmerksamkeit. Das ist besser, als ständig wie auf Kohlen zu sitzen, weil man eigentlich schon wieder weiter muss."

Gewisse Termine freilich waren fix. Am Heiligabend standen für ihn die Christmetten in Zaisertshofen und Tussenhausen an. Die anderen beiden Gemeinden übernahm an diesem Abend der aus Zaisertshofen stammende Jugendpfarrer Andreas Jall. Wenn nicht zwei Pfarrer zur Verfügung gestanden hätten, hätte nicht jede Gemeinde eine Christmette bekommen, sagt Dick. "Dabei weiß ich, wie wichtig den Leuten die Kirche am Heiligabend ist." Die Entwicklungstendenzen seines Berufsstands gehen dahin, dass viel weniger Pfarrer nachkommen als in Ruhestand gehen. Die Lage, so glaubt Dick, wird sich irgendwann so zuspitzen, dass es in Pfarreiengemeinschaften nur noch eine zentrale Christmette für alle Gemeinden gibt. "Das ist zu bedauern."

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