
In Ettringen steigt das "Let's Dance" der Trachtenjugend

55 Mädchen und Buben zwischen sechs und 16 Jahren traten beim großen Gaujugend-Wertungsplatteln und -Deandldrehen in Ettringen an.
"Nächstes Jahr dürfen die Ettringer nicht mehr mitmachen, die sind einfach zu gut", scherzte eine Preisrichterin am Ende eines fröhlichen Tages, an dem der Nachwuchs der Heimat- und Volkstrachtenvereine aus Ettringen, Bad Wörishofen, Mering, Merching, Königsbrunn, Lechhausen und Gersthofen sein Können eindrucksvoll aufs Parkett gezaubert hatte.
In der Turnhalle Ettringen liegt Spannung in der Luft, wenn die Trachtenjugend antritt
Aufregung lag in der Luft der alten Turnhalle in Ettringen, 55 junge Trachtlerinnen und Trachtler waren "sauber beinand" und berührten in ihren traditionellen Dirndln und Lederhosen schon beim bloßen Anblick die Herzen der Zusehenden. Hochkonzentriert betraten sie paarweise die Bühne und plattelten und drehten vor den Augen von fünf Preisrichterinnnen und Preisrichtern zu traditionellen Akkordeonklängen.

"Bei Jugendwettbewerben ist Fingerspitzengefühl gefragt", sagte ein Richter mit sanften Augen, nicht jeden Fehler anzustreichen und trotzdem gerecht zu sein, sei eine Herausforderung.

Für die Jugend hieß es, Haltung bewahren, im Takt und im Fluss bleiben. Jedes Paar betrat zweimal die Bühne. Zuerst wurden alle Buam gewertet, die neben dem sauberen Platteln auch den Ablauf und die Tänzerin im Blick haben mussten, um sie zum richtigen Zeitpunkt und taktgenau einzuholen.

Für die im zweiten Wettbewerbsteil gewerteten Deandl hieß es, den auf der Bühne aufgezeichneten Kreis möglichst sauber auszudrehen. "Am schwierigsten ist es, im Takt zu bleiben und keinen Zwischenschritt zu machen", verriet die elfjährige Mia und stand liebevoll ihrer Freundin Lea zur Seite, die kurz vor ihrem Auftritt "voll aufgeregt" war.

Zwei Erwachsene am Bühnenrand waren jedoch ganz offensichtlich noch viel aufgeregter und fieberten mit jedem einzelnen Schützling mit. Das Jugendleiter-Dreamteam des Heimat- und Volkstrachtenvereins D`Wertachtaler Ettringen, Thomas und Sonja Kohler, das seit über 20 Jahren allwöchentlich voller Hingabe die Trachtenjugend unterrichtet.

Die vierwöchige Vorbereitung der 20 teilnehmenden Ettringer Kinder und Jugendlichen auf das Wertungsplatteln und Deandldrehen sei eine Herausforderung gewesen, die enormen Fortschritte zu sehen eine große Freude. Am Ende stand der Lohn für eine herausragende Jugendarbeit: Der Ettringer Nachwuchs holte sechs von sieben möglichen Titeln, einzig der Sieg im Deandldrehen der Altersklasse zwischen zehn und dreizehn Jahren ging nach Gersthofen. "Das ist unglaublich", freute sich Sonja Kohler und strahlte, doch ein anderer Auftritt berührte ihr Herz noch viel mehr. Als ihr Schützling Theresa die Bühne betrat, hielt sie Tränen der Rührung nicht zurück.
Nach einem Schicksalsschlag bringt der Spaß am Tanzen neue Lebensfreude
Die heute 18-Jährige erlitt im Alter von eineinhalb Jahren einen Schlaganfall, was sie nicht davon abhielt, seit zwölf Jahren aktives Mitglied der Ettringer Trachtenjugend zu sein und alljährlich ihr Bestes im Wertungsdrehen zu geben. Mit uneingeschränkter Freude trat sie sowohl im Einzeldrehen als auch in der Gruppe an und wurde vom Team bejubelt. "Die Gemeinschaft ist das Schönste", sagte der 14-jährige Simon und lächelte, auch der heutige Wettbewerbstag mache einfach Spaß. Auch wenn Siege und Platzierungen nicht allein im Vordergrund standen, hatten sie an diesem Tag eine doppelte Bedeutung. Die ersten drei der jeweiligen Einzelwertungen und die ersten zwei der Gruppenwertung qualifizierten sich für den "Bayerischen Löwen" im Jahr 2024, einer Art Weltmeisterschaft im Platteln und Drehen. "Boah, cool", kommentierte der 8-jährige Leo diese Tatsache nach seinem Sieg in der Altersklasse der Sechs- bis Neunjährigen trocken. Bei der zwölfjährigen Laura aus Bad Wörishofen sorgte dieser Erfolg für Tränen der Freude. Ungläubig stand sie bei der Siegerehrung der Zehn- bis Dreizehnjährigen auf der Bühne, als eine Teilnehmerin nach der anderen vor ihr aufgerufen wurde, bis ihr herausragender zweiter Platz feststand. "Ich bin so stolz auf sie", sagte ihre Schwester Katharina Venus glücklich, die sie und den 11-jährigen Filip auf den ersten Wettbewerbsauftritt ihres Lebens vorbereitet hatte.
"Ihr wart alle gut, wirklich alle", sagte Thomas Kohler am Ende strahlend zum Trachtennachwuchs und entließ die glücklichen Gesichter in die wohlverdienten Herbstferien.
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