"Runde Tische" für mehr Respekt
Ettringen So hohen Besuch aus der Schaltzentrale des Deutschen Fußballs hatte die Wertach-Gemeinde Ettringen wohl noch nie. Und so verwunderte es nicht, dass sie alle kamen, die Schiedsrichter aus dem Einzugsgebiet Südschwaben, das weit über Landkreisgrenzen hinausgeht. Die etwa 150 Unparteiischen waren nicht allein angereist, um den prominenten Referenten aus nächster Nähe zu erleben, sondern auch um sich unmittelbar über die Veränderungen und Neuerungen im Regelwerk für Schiedsrichter zu informieren.
Und wer war dazu eher berufen als der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes und Vizepräsident des DFB, Dr. Rainer Koch. Mit eingefädelt hatte den hohen Besuch Florian Keppeler aus Erisried, der mit seinen erst 17 Jahren bereits Fußballbegegnungen der Oberliga gepfiffen hat und dabei der DFB-Chefetage aufgefallen ist. Dr. Koch nutzte die Einladung zunächst für Werbung in eigener Sache.
Zuwachs nur bei den Mädchen zu erwarten
"Weil die Fußball-WM 2006 so friedlich verlaufen ist und es zu keinerlei Zwischenfällen gekommen ist, konnten 26 Millionen Euro eingespart werden, sodass wir damit an 1000 Standorten in Deutschland Minispielfelder bauen konnten." Weitsichtig beobachte er die Entwicklung des Fußballnachwuchses.
Zwar nehme Fußball mit einem Zuspruch von vierzig Prozent bei den Jungen, die in einem Verein spielten, nach wie vor eine Ausnahmestellung unter den Sportarten ein, angesichts anhaltend rückläufiger Geburtenraten sei der zahlenmäßige Zenit auf Breitensportebene jedoch überschritten. Nennenswerte Zuwächse seien nur bei den Mädchen zu erwarten, die die bisherige Männerdomäne allerdings spätestens seit dem positiven Erlebnis der Weltmeisterschaft in Deutschland entdeckt hätten. Fußball ist Dr. Rainer Kochs zum Zweitberuf gewordene Leidenschaft - neben seiner Anstellung als Strafrichter -, und sie verbindet mit den seinem Vortrag gebannt folgenden Zuhörern. Und weil er dieses Spiel auf dem grünen Rasen, "das wir alle so sehr lieben", freihalten will von schädlichen Übergriffen, möchte er unter allen Umständen für "Ordnung, Recht und Fairness" sorgen. Positive Erfahrungen aus den Profiligen werden dabei nicht selten auch zu Vorgaben der Amateure, wie etwa die neue "Technische" oder "Coaching Zone", die den Aufenthaltsbereich für Trainer und Vereinsfunktionäre klar definiere und für die Schiedsrichter kürzere und schnellere Wege bedeute.
Nachdrücklich wies Dr. Koch auf die Bedeutung unmissverständlicher Spielberichte hin, wozu entsprechende Formulare zur Verfügung stehen. Der Schiedsrichter entscheide auf dem Platz, außerhalb der Sportrichter, und für den seien die schriftlich gemachten Angaben oft ausschließliche Entscheidungsgrundlage. Anhand von Videobeispielen von "unsportlichem Verhalten" bis zur "Tätlichkeit" wurden die zu verhängenden Strafen Rote Karte und Anzahl der Spielsperren diskutiert. In diesem Zusammenhang regte er "runde Tische" auch auf Kreisebene an, denn "wer sich in entspannter Atmosphäre austauscht, wird auch in ernsten Situationen den anderen mit Respekt behandeln".
Ideen Kochs fanden breiten Zuspruch
Diesen Vorschlag wollen die Südschwaben nach Aussage von Gruppenlehrwart Martin Prinzler in ihre Planung aufnehmen. Überhaupt fanden die Vorstellungen von Dr. Rainer Koch die vollste Zustimmung der Anwesenden. Solch einem hohen Besuch widerspricht man eben nicht.
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