184 Helfer probten Horror-Szenario
Roggenburg (wis) - "Explosion im Prälatengarten von Kloster Roggenburg. Mehrere Verletzte in der Turnhalle und auf dem Sportgelände. Gebäude teilweise eingestürzt und in Vollbrand": Mit dieser Schreckensmeldung wurden am Samstag gegen neun Uhr die Feuerwehren aus Roggenburg und Umgebung alarmiert. Kreisbrandrat Alfred Raible hatte einen Bombenanschlag auf eine Tagung im Bildungszentrum als Annahme für eine Großübung herausgegeben.
Idyllische Ruhe jäh beendet
Mit der idyllischen Ruhe im Prälatenhof war es schnell vorbei, als die Sirenen heulten. Die in unmittelbarer Nachbarschaft untergebrachte Feuerwehr aus Roggenburg war naturgemäß als Erste am Einsatzort. Kommandant Herbert Kübler übernahm die im Ernstfall besonders wichtige und nicht einfache Aufgabe, zunächst die Lage zu erkunden, erste Rettungs- und Löschmaßnahmen einzuleiten und dann die Unterstützungskräfte aus den Nachbarorten einzuweisen.
Nach dem Eintreffen der Feuerwehr Weißenhorn und des Landkreis-Einsatzleitwagens übergab er die Einsatzleitung an Kreisbrandinspektor Willi Schneider, der den sich nun entwickelnden Großeinsatz koordinierte. Dabei assistierte ihm die "Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung", und die Kreisbrandmeister Günther Wagner, Markus Rupp und Stefan Linner übernahmen je einen Abschnitt, um dort die Einsatztätigkeit zu leiten.
Von der Westseite im Prälatenhof aus drangen mehrere Atemschutztrupps in die Turnhalle und das benachbarte Gebäude ein, um die "Übungs-Verletzten" zu retten, die von Jugendfeuerwehrleuten dargestellt wurden. Diese wurden dann bei einem schnell errichteten Zelt abgegeben, wo sie im Ernstfall vom Rettungsdienst übernommen worden wären.
Gleichzeitig wurde im Prälatenhof ein massiver Löschangriff durchgeführt, ebenso von der Ostseite her. Von zwei Drehleitern und aus zahlreichen Rohren ergossen sich größere Wassermassen über das Dach des Gebäudekomplexes und auf die dahinter liegenden Grundstücke.
Die Löschwasserversorgung erfolgte aus dem örtlichen Hydrantennetz, von einem Saugschacht und einem Löschweiher im Klostergelände und schließlich auch von der Biber aus. Von dort her war eine Schlauchstrecke mit rund fünfhundert Metern Länge zu überbrücken.
Insgesamt waren 184 Feuerwehrleute im Einsatz. Zwischenzeitlich hatte sich auch im Landratsamt Neu-Ulm die "Führungsgruppe Katastrophenschutz" gebildet, um alle übergreifenden Maßnahmen zu leiten. So war beispielsweise an eine Evakuierung des Ortsteils Biberach gedacht, falls sich durch den Sprengstoffanschlag giftige Gase in diese Richtung entwickeln sollten.
Zur Unterstützung rückte auch das Technische Hilfswerk aus Neu-Ulm an. Die rund fünfzig THW-Helfer hatten die Aufgabe, die Wände des Gebäudes abzustützen, bei dem Einsturzgefahr angenommen wurde. Dazu arbeiteten sie erstmals nicht mit den üblichen Holzbalken-Verstrebungen, sondern es wurden versuchsweise Metallstreben und Abstützmaterial einer Weißenhorner Gerüstbaufirma eingesetzt. Wie THW-Leiter Helmut Kirchhauser erklärte, ist vorgesehen, dieses System nach seiner Erprobung und den hier gemachten guten Erfahrungen der THW-Bundesanstalt vorzustellen, um es dann bundesweit einzusetzen.
Knapp zwei Stunden nach Einsatzbeginn, nachdem sich die Wasserversorgung als stabil herausgestellt hatte, konnte Einsatzleiter Schneider den Befehl "Wasser halt" geben und die Mannschaften zur Abschlussbesprechung rufen. Dort dankte Kreisbrandrat Raible zunächst allen Mitwirkenden, und Landrat Erich Josef Geßner, der gemeinsam mit den Patres Rainer Rommens und Roman Löschinger das Geschehen verfolgt hatte, gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass er sich "im Ernstfall auf die Feuerwehr, das THW und den Rettungsdienst verlassen kann".
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