Im Sozialkaufhaus herrscht Not
Die gemeinnützige Firma Neue Arbeit unterhält in Ulm und Neu-Ulm Geschäfte für Bedürftige. Warum die annähernde Vollbeschäftigung den Betrieb erschwert.
Vor zwei Jahren floh Huda Abdehak aus der syrischen Hauptstadt Damaskus nach Deutschland. Nun steht die Mutter von drei Kindern hinterm Tresen des Secondhand-Ladens in der Ulmer Büchsengasse. Die 45-Jähriger nimmt Teil an einem Projekt der Agentur für Arbeit, die durch solche „Arbeitsgelegenheiten“ (AGH) Menschen, die Probleme haben einen Job zu finden, an regelmäßige Betätigungen zu gewöhnen. Die gemeinnützige Gesellschaft „Neue Arbeit“ betreibt in der Doppelstadt zwei Sozialkaufhäuser mit 25 AGH-Plätzen in Neu-Ulm und 22 in Ulm. Doch wie Peter Roth, der Regionalgeschäftsführer, bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Ronja Kemmer beklagte, wären von den 47 Plätzen derzeit nur 35 besetzt.
Der Grund: Durch die annähernde Vollbeschäftigung würden auch Menschen, die früher in einem derartigen Projekt landeten, einen Job auf dem ersten, also dem ungeförderten Arbeitsmarkt finden. Die Arbeit im Sozialkaufhaus mit den Langzeitarbeitslosen mache diese eigentlich erfreuliche Tatsache aber nicht einfacher. Denn wer nun von der Agentur für Arbeit einen AGH-Platz zugewiesen bekommt, der habe gleich mehrere Vermittlungshemmnisse, also Gründe, keinen Job zu bekommen. An erster Stelle stehe hier insbesondere die Sprachbarriere. Etwa bei Flüchtlingen aus Syrien. Weitere Hemmnisse sind Krankheiten. Birgitt Wölbing, die Geschäftsführerin der Neuen Arbeit, nutzt den Besuch der Bundestagsabgeordneten um die Bedeutung des Sozialen Arbeitsmarkts zu betonen. Seit Jahren bleibe die Zahl der Langzeitarbeitslosen gleich hoch. Es gebe nun mal eine große Anzahl von Menschen, die in einem an Leistung und Effizienz orientierten Arbeitsmarkt keine Chance hätten. Es sei gut, dass im Koalitionsvertrag von Union und SPD ein mit öffentlichen Mitteln geförderten Arbeitsmarkt geplant sei. Nun müsse er auch umgesetzt werden.
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