Mordfall Mandy: Tatverdächtiger will raus aus dem Gefängnis
Der 23-jährige Hausmeister eines Neu-Ulmer Bordells, der unter dem Verdacht des Mordes an der 31-jährigen Prostituierten "Mandy" steht, hat Haftbeschwerde eingelegt und seine sofortige Freilassung gefordert.
Neu-Ulm/Elchingen. Der 23-jährige Hausmeister eines Neu-Ulmer Bordells, der unter dem Verdacht des Mordes an der 31-jährigen Prostituierten "Mandy" in Untersuchungshaft sitzt, hat Haftbeschwerde eingelegt und seine sofortige Freilassung gefordert.
Dies aber hat die 1. Strafkammer des Landgerichtes Memmingen gestern abgelehnt, weil nach dem bisherigen Ermittlungsergebnis der Sonderkommission "Delfin" nach wie vor dringender Tatverdacht gegen den Mann bestehe und es demzufolge keinen Grund gebe, den Haftbefehl aufzuheben. Der 23-Jährige aber bestreitet die Tat beharrlich, wird aber von einem Kollegen, der ebenfalls im Rotlichtmilieu arbeitet, schwer belastet.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Mordkommission hat der 23-jährige Bordell-Hausmeister die 31 Jahre alte Prostituierte nach einem vorausgegangenen Streit getötet. Zur Beseitigung der Leiche hat er seinen 27-jährigen Kollegen um Hilfe gebeten, was der auch tat. Er war es vermutlich, der dem Hauptverdächtigen dabei geholfen hat, die Leiche an den Sandhackensee bei Unterelchingen zu transportieren. Dort wurde der Körper der Frau mit Benzin übergossen und angezündet. Der 23-jährige Hausmeister, der nach offiziellen Darstellungen mit dem späteren Mordopfer eine Liebesbeziehung hatte, wollte wohl die Tat vertuschen.
Allerdings kann der Beitrag des 27-Jährigen bei dem Verbrechen nicht groß gewesen sein. Er wurde, nachdem er am Wochenende stundenlang vernommen worden war, wieder auf freien Fuß gesetzt. Er kommt nach Lage der Dinge relativ glimpflich davon. Nach dem bisherigen Ermittlungsergebnis war die Frau schon tot, als der Mann dem eigentlichen Täter zu Hilfe kam und beim Abtransport der Leiche behilflich war. Der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Johannes Kreuzpointner hält es für denkbar, dass sich der 27-Jährige allenfalls der Strafvereitelung schuldig gemacht hat. Deshalb wurde er gestern wieder auf freien Fuß gesetzt.
Der 27-Jährige wird in den Ermittlungsakten formell als Beschuldigter geführt, ist gleichzeitig ein wichtiger Zeuge der Anklage. "Er hat uns viel Interessantes erzählt", berichtete ein Ermittler. Die 20-köpfige Sonderkommission "Delfin" hat zwar in der vergangenen Woche eine Unmenge an Spuren und Hinweisen zusammengetragen, aus der sich eine Reihe von Beweisen ergeben haben, die Aussage eines Zeugen aber ist, wenn ein Beschuldigter zu den Tatvorwürfen beharrlich schweigt, sehr wichtig. Über die Details der durch die Aussage neu gewonnenen Erkenntnisse schweigt sich Ulrich Feistle aus, um den weiteren Ermittlungserfolg nicht zu gefährden. Auch Dr. Johannes Kreuzpointner will sich keine weiteren Details entlocken lassen, auch mit Rücksicht auf den 27-Jährigen, der nun wieder auf freiem Fuß ist und in die Szene zurückkehrt, "in der es nicht gerade zimperlich zugeht".
Hauptarbeit der Sonderkommission ist es nun, das gesamte zusammengetragene Material "gerichtsfest" zu machen. "Wir müssen unser Material so abliefern, dass Anklage erhoben werden kann", sagte Hauptkommissar Ulrich Feistle, der das Kommissariat 1 bei der Neu-Ulmer Kripo leitet. Unter anderem müssen jetzt auch die Erkenntnisse aus den Aussagen der beiden Vernommenen mit den Ergebnissen aus der gerichtsmedizinischen Untersuchung abgeglichen werden. Auch wenn es in der Soko "Delfin" keinen Zweifel mehr gibt, dass der Fall geklärt ist, muss noch eine Reihe von Fragen geklärt werden. Dem Vernehmen nach ist das genaue Motiv noch nicht bekannt und auch nicht die Art und Weise, wie die 31-Jährige umgebracht worden ist. Auch dazu schweigt der Hauptverdächtige. Er hat sich einen Ulmer Strafverteidiger als Anwalt genommen.
Die Diskussion ist geschlossen.