Kokablätter in Schule: Lehrer werden freigesprochen
Memminger Landgericht bestätigt Neu-Ulmer Urteil. Niederlage für Staatsanwaltschaft
Im Prozess um die Kokablätter im Unterricht an der Weißenhorner Mittelschule hat das Landgericht Memmingen am Dienstag den Freispruch zweier Lehrer bestätigt.
Die beiden Pädagogen hatten im November 2012 eine Peruanerin in den Erdkundeunterricht eingeladen, um vor den Schülern über ihr Heimatland zu sprechen. Dabei zeigte die Peruanerin, die an der Schule als Reinigungskraft tätig war, den Siebtklässlern neben Textilien und Schmuck auch Kokablätter. Diese sind in Deutschland verboten, weil sie in geringen Mengen Kokain enthalten. Die Staatsanwaltschaft hatte die Lehrer der Beihilfe zur unerlaubten Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige angeklagt und gegen den Freispruch des Amtsgerichts Neu-Ulm im November Berufung eingelegt. Das Landgericht Memmingen bestätigte den Freispruch jetzt. Das bedeutet einen herben Dämpfer für Staatsanwaltschaft, die sich mit dem Neu-Ulmer Urteil nicht zufrieden geben wollte. Der Prozess wurde neu aufgerollt, zahlreiche damalige Schüler gehört.
Die Peruanerin war, wie berichtet, in einem Prozess im Juni 2013 verwarnt worden: Sie erhielt eine Geldstrafe zur Bewährung. Juristisch gesehen handelt es sich bei der Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige zwar um ein Verbrechen, das Neu-Ulmer Schöffengericht sah allerdings einen minder schweren Fall. Die Frau habe die Kinder nicht "anfixen" wollen. "Normalerweise sitzen hier mit solchen Delikten ganz andere Kaliber", sagte Richterin Gabriele Buck damals. (dpa/lby, caj)
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