Blautal-Center: So läuft der Umbau des Einkaufszentrums
Nachdem im Herbst der Zuschlag für den Umbau des Einkaufszentrums an Architekten vergeben wurde, wird der Umbau in 1000 Wohnungen jetzt ganz konkret geplant.
Weit über 100 Seiten hat der erste Bebauungsplan für das "Blau Quartier" samt zahlreicher Anhänge, der nun dem Ulmer Bauausschuss und dem Stadtentwicklungsverband Ulm/Neu-Ulm vorgelegt wurde. Damit wird immer deutlicher, wie sich die Kölner Architekten Astoc das Stück Stadt zwischen Blau und Blaubeurer Straße vorstellen.
Nur 25 Jahre nach Inbetriebnahme wurde die Entscheidung zu einem grundlegenden Neuanfang längst getroffen: Aus dem erst 1998 eröffneten Blautalcenter in Ulm, dem früher einmal größten Einkaufszentrum in Baden-Württembergs, wird ein Wohnquartier. Ein erster Vorentwurf für den Bereich im Osten des Areals wurde nun abgesegnet, also jenen Teil des Einkaufszentrums in Richtung Blaustein, auf dem in früheren Tagen etwa der große Real-Supermarkt war. Hier soll auch in Zukunft der Einzelhandel konzentriert werden.
Umbau des Blautal-Centers: Decathlon will bleiben
Die Einkaufswelten im "Blau Quartier" schrumpfen: 9500 Quadratmeter sollen nur übrig bleiben. Allein der französische Sportriese Decathlon, der ankündigte, bleiben zu wollen, belegt wohl wie bislang mindestens 2600 Quadratmeter. Für solche innenstadtrelevanten Sortimente, zu denen auch Textilien gehören, sind derzeit maximal 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche geplant. Zum Vergleich: Das längst in weiten Teilen leer stehende Einkaufszentrum hatte einmal zu Blütezeiten 37.500 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Über die anderen Geschäfte ist nach den Worten von Baubürgermeister Tim von Winning noch nichts bekannt. Von Decathlon abgesehen, solle sich das Angebot aber eher an Nahversorgung ausrichten. Also statt Modemärkten ist ein Supermarkt und eine Drogerie wahrscheinlich. Ein gastronomischer Betrieb sei "erwünscht", so der Baubürgermeister. Doch ob eine Ansiedlung klappe, sei fraglich.
Die Architekten beschreiben die Blaubeurer Straße als eine Reihe großmaßstäblicher Gewerbebauten, die stadträumlich wenig Attraktivität entwickeln. Eine Raumkante fehle, das soll sich künftig ändern. Der pittoreske Raum entlang des Flusses Blau stehe dazu in einem maximalen Kontrast.
Aus dem Blautalcenter in Ulm wird das "Blau Quartier"
Deutlich wurde bei den gezeigte Plänen, dass dort, wo heute die Spindeln Autos in die Parkhäuser leiten, die höchsten Gebäude stehen werden. Die beiden Hochhäuser mit 12 und 14 Geschossen markieren die Quartiersmitte. Dort kann höher gebaut werden, weil nicht auf das Parkhaus darunter Rücksicht genommen werden muss. Die Tiefgarage wird komplett erhalten und gilt als "großes Pfund". Denn gerade Tiefgaragen sind Punkte, die Bauten teuer machen. 1000 Stellplätze sind es insgesamt, 450 im neu behandelten Bauabschnitt.
Nach der Einschätzung der Architekten aus dem Hause Astoc hat das Projekt Modellcharakter. Denn mit einem nahen Ende müssten sich andere vergleichbare Shoppingmalls auseinandersetzen. In puncto Nachhaltigkeit durch Weiterverwendung wesentlicher Teile des vorgefundenen Bestands könne das Blautalcenter als Blaupause dienen. Mit unterschiedlichen Fassadengestaltungen zur Blaubeurer Straße hin soll nicht der Eindruck eines einzigen Projekts erweckt werden, sondern der einer geschlossenen Häuserreihe einer Stadt. Für die höchsten Gebäude sind Klinker-Fassaden die erste Wahl, wie im Bauausschuss bekannt wurde.
Das ganze künftige Quartier soll von Wiederverwendung geprägt sein. Die frühere Einkaufspassage dient als künftige Quartiersgasse. "Re Use Prinzipien" sollen klar sichtbar werden, indem beispielsweise Säulen oder ganze Bereiche der bestehenden Mall erhalten und in den Entwurf integriert werden. Die Rede ist von "identitätsstiftenden Trägermaterialien", die wiederverwendet werden sollen. Zusätzlich sollen vorhandene Blautalcenter-Elemente in die Freiraumgestaltung einbezogen werden, wie beispielsweise Pflasterungen oder Stadtmöbel. Die für Wohnungsbau ungewöhnlich hohen Geschosse ermöglichen laut einer Veröffentlichung des Architektenbüros einen neuen Typus. Die Rede ist von einer spannungsvollen Überlagerung von Alt und Neu, die sich auch in Konstruktion und Fassade widerspiegelt. Bestehende Treppenanlagen aus dem Einkaufszentrum könnten ebenso an neuer Stelle eingesetzt werden wie die Holzkonstruktion des Glasdaches.
Zudem ist ein Quartiersplatz mit Balkonfunktion zum Fluss geplant. Von der früheren Einkaufspassage bis zur Blau müssen mehrere Meter Höhenunterschied überwunden werden. Der Zugang hinunter zum Flüsschen soll über begrünte Rampen und auch Treppen erfolgen. Die Bauarbeiten können vermutlich frühestens Ende des Jahres oder Anfang 2025 beginnen.
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