Deutschland oder Österreich?
Ingolstadt Eigentlich müsste Roland Knoll sofort in den Ruhestand gehen. Der Ingolstädter ist Trainer des derzeit bekanntesten Triathleten Deutschlands: Jan Frodeno. Bei den Olympischen Spielen von Peking gewann Frodeno Gold. "Mehr geht nicht. Das ist in unserem Sport das absolut höchste", sagt Knoll. Ans Aufhören denkt der 41-Jährige deswegen aber natürlich nicht. Ganz im Gegenteil: Er steht unmittelbar vor einem großen Karrieresprung.
Seit 2004 ist Knoll bei der Deutschen Triathlon Union (DTU), dem Dachverband der 16 Landesverbände, Nachwuchs-Bundestrainer. Darüber hinaus betreut der ehemalige Weltklasse-Triathlet seit vergangenem November die beiden Olympiastarter Daniel Unger und Jan Frodeno. Mit durchschlagendem Erfolg: Seine Athleten drückten dem olympischen Rennen ihren Stempel auf. Frodeno gewann sensationell Gold, Teamkollege Unger landete auf Platz sechs. Roland Knoll ist der Mann hinter diesen Erfolgen. Die akribische Arbeit des Ingolstädters trägt jetzt aber auch für ihn persönlich Früchte. Knoll wird mit hoher Wahrscheinlichkeit neuer Bundestrainer der deutschen Triathleten. DTU-Sportdirektor Rolf Ebeling scheidet aus seinem Amt aus, ihn beerben wird der bisherige Bundestrainer Wolfgang Thiel - auf dessen Platz soll Knoll rücken. Entschieden ist allerdings noch nichts, denn Knoll hat auch noch eine anderes Offerte vorliegen. Der österreichische Triathlonverband will den Ingolstädter ebenfalls als neuen Bundestrainer verpflichten und hat "ein durchaus attraktives Angebot" gemacht.
Dabei lockt aber weniger das Finanzielle als vielmehr die deutlich kürzere Anfahrt zu einem möglichen neuen Arbeitsplatz in Linz. Als deutscher Bundestrainer müsste Knoll regelmäßig zum Olympiastützpunkt nach Saarbrücken pendeln - das sind einfach knapp 450 Kilometer. Nach Linz sind es aus Ingolstadt rund 130 Kilometer weniger. Entscheiden will sich Knoll in der kommenden Woche, ab heute ist er erst noch einmal mit dem deutschen Triathlon-Nachwuchs beim Junioren-Europacup in Slowenien.
Vor allem die Aussicht, mit seinen jüngst so erfolgreichen Athleten weiter zusammen zu arbeiten, dürfte am Ende aber wahrscheinlich den Ausschlag für Deutschland geben. "Wir müssen natürlich zusehen, unsere Leistungen an der Weltspitze zu stabilisieren", sagt Knoll auch schon voller Tatendrang. Außerdem gelte es, den Nachwuchs an die Spitze heran zu führen. Speziell für diese Aufgabe gilt Knoll als prädestiniert, da er in den vergangenen vier Jahren für den Nachwuchsbereich verantwortlich war.
Das allerdings ist Zukunftsmusik, noch beherrscht der erste Olympiasieg eines deutschen Triathleten die stetig wachsende Szene hierzulande. Und auch bei Roland Knoll sind die Erinnerungen noch frisch. "Den Zieleinlauf habe ich von meiner Position aus gar nicht richtig gesehen, ich war 300, 400 Meter vom Ziel entfernt." Über Funk habe er zwar mit den anderen Trainern und Betreuern in Kontakt gestanden, denen habe es aber angesichts des Erfolges die Sprache verschlagen. "Die haben in den ersten Sekunden gar nichts gesagt und das war eigentlich das Schlimmste."
Erst mit einiger Verspätung drang dann die frohe Grunde auch zum Architekten des Erfolges durch. Der allerdings will seinen Anteil an der Goldmedaille nicht überbewerten. "Jan hat sich sehr gut an die Renntaktik gehalten und eigentlich alles richtig gemacht. Er hat Geduld bewiesen und war im richtigen Moment zur Stelle." Die Trainingsresultate hätten schon im Vorfeld darauf hingewiesen, dass Frodeno und auch Unger in Topform sein würden. "Auf eine Medaille haben wir schon spekuliert. Dass es am Ende aber Gold geworden ist, daran hat wohl auch Jan nicht so richtig geglaubt. Umso schöner, dass es trotzdem geklappt hat."
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