Wenn der Opa ins Gras beißt, gibt’s einen Mercedes
Starkbierfest Gstanzln und Derblecker sorgten für viele Lacher
Karlshuld Niederbayern ist ein Landstrich, in dem die Kabarettisten (Bruno Jonas, Ottfried Fischer, Django Asyl, Sigi Zimmerschied), Unterhaltungskünstler (Erwin Huber, Florian Pronold, Florian Silbereisen) und Renate Maier stammen. Letztere ist eine angesagte Hochzeitsladerin und Gstanzlsängerin mit einem Schuss Humor und gesunder Selbstironie ob ihrer Figur und ihres Wohnortes Wolfskugel bei Pfarrkirchen. Die 42-jährige Rottaler Stimmungskanone sieht nach eigenem Bekunden aus wie 52 und hat ein Mundwerk wie eine 62-jährige. Hat sie auch, wovon sich die Besucher im proppenvollen Greppmair-Saal beim CSU-Starkbierfest überzeugen konnten. Aus dem Landkreis Pfarrkirchen stammt sie – PAN heißt „Pass auf Niederbayer“, will heißen, die denken links und fahren rechts. Ein bisschen verquer ging es schon, als sie von ihrer Geburt erzählte, aus der Kindheit berichtete und vom Opa erzählte, der auf einem Grashalm kaute. „Mutter, jetzt kriegen wir einen Mercedes“, rief sie aufgeregt. „Wieso?“ „Du hast gesagt, wenn der Opa ins Gras beißt, kriegen wir einen Mercedes.“ Ach so. Erfolgreicher war sie in der Schule, die sie lange und gern besuchte und in der sie rauchen durfte, weil sie schon 18 war. Und da war noch die Tante, die sie unbedingt verheiraten wollte. Aber was ist denn eine Hochzeit: Zwei junge Menschen werden mitten aus dem Leben gerissen. Jede Hochzeit haben sie angeschaut und immer sagte die Tante zu ihr: „Du bist die nächste.“ Das nervt, aber die Rache kam bei einer Beerdigung. Als sie den Weihwasserwedel weitergab, sagte sie zu ihr: „Du bist die Nächste.“ Das saß und sie hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. Es sind die kleinen Geschichten aus ihrem Leben und dem ihres Mannes Otto, die sie mit Augenzwinkern erzählte. Otto ist ein schöner Name wie Sepp, Franz oder Marie. Namen, die in der Familie weitergegeben wurden. Früher wenigstens, heute sind es die modernen wie Jean-Pierre, Kevin oder Jaqueline, je nachdem, welcher Star oder welche Fernsehserie gerade „in“ ist. Namen, die sich der Opa im Gegensatz zu früher nicht mehr merken kann, wie sie in ihrem „Ausländischen Bauernkalender“ zum Gaudium des Publikums treffend vorsang. Auch ein Junggeselle musste dran glauben: Heini Müller war der Auserwählte, der auf der Bühne erst einen Junggesellentest bestehen musste, bevor ihm die Hasi-Mausi-Schnucki-Bärli-Litanei gesungen wurde, die mit einem saftigen Schmatz von ihr unter großem Beifall endete. Mit Unterstützung der beiden Musikanten Jakob Müller und Reinhold Pallmann, die für tolle Stimmung sorgten und zum Tanz aufspielten, sang sie zum Gaudium der Besucher Gstanzl über ihre Figur (wie eine Kuh, werde in Gut Aiderbichl entsorgt), den Florian Silbereisen (des greißliche Sakko passt zu seiner Musi) und Prinz Charles (wegen seiner Ohren) mit seiner Camilla (wegen ihres Ganges), bei denen die Besucher oft Tränen lachen mussten. Ihre Stärke ist das Bad in der Menge mit dem Stegreifsingen. Also runter von der Bühne und rein in den Saal und Personen rauspicken, denen sie aus dem Stegreif über ihr Gwand, ihre blonde Haarfarbe (muss ich jetzt langsamer singen) oder ihren Nachbarn ein Gstanzl sang. Gefrotzelt hat sie sich mit den beiden Musikern und als Zugabe gab es das Couplet vom Wirtschaftssterben auf dem Lande, wo aus dem niederbayerischen Kirchwirt ein chinesisches Restaurant wurde, in dem der niederbayerische Gaumen nicht heimisch wird. Rauschender Beifall lohnte den Auftritt der niederbayerischen Stimmungskanone, die zu Beginn ihres Auftritts ob ihrer Figur schon festgestellt hatte: Wenn der Beifall das Brot des Künstler ist, habe ich schon viel Brot erhalten. Nun, dann gab es eben noch einige Scheiben dazu, verdient hatte sie sie. (ukü).
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