125 Jahre auf zwei Rädern: So feiert Burgheims Radfahrerverein sein großes Jubiläum
Von 9. bis 12. Mai feiert der Radfahrerverein Burgheim sein 125-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Was dabei geboten ist und wie im damaligen Gasthaus Divora im Jahr 1899 alles begann.
Die Wende zum 20. Jahrhundert war auch geprägt vom Gründergeist für Radfahrervereine. „Überlebt“ hat im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und dem weiteren Umland nur der Radfahrerverein 1899 Burgheim. Nach 125 Jahren kann man getrost behaupten, dass die Radler so lebendig sind, wie selten zuvor. Dies wird sich vom 9. bis 12. Mai beim Fest zum 125-jährigen Bestehen des Vereins zeigen. Höhepunkt wird der Korso (Umzug) am 12. Mai sein, wenn Radfahrervereine aus ganz Bayern ihre kreativen Ideen rund ums Fahrrad zeigen.
Am 1. Dezember 1899 trafen sich im damaligen Gasthaus Divora 13 begeistere Radler zur Gründungsversammlung. Vorbereitete Statuten wurden beraten und anschließend gewählt. Vorsitzender wurde der Kaufmann Simon Bauer, sein Stellvertreter der Burgheimer Posthalter Peter Paula. Die Aufnahmegebühr kostete eine Mark, der Monatsbeitrag zehn Pfennig. Den Zweck des Vereins, „die Pflege des Radfahrens und der Geselligkeit“, praktizierten die Radler erstmals am 12. Mai 1900 mit einer Radtour nach Unterhausen, eine weitere führte nach Mühlheim bei Mörnsheim und in den Folgejahren ging es nach Göggingen, Kelheim, Regensburg und München.
Der Erste Weltkrieg brachte das Vereinsleben zum Erliegen. Am Neujahrstag 1916 beschloss die Generalversammlung „den im Krieg befindlichen Mitgliedern des Vereins je ein Liebesgabenpaket im Wert von 2,35 Mark zu schicken“. Die 1920er-Jahre waren so etwas wie ein Durchhänger. Es gab Probleme, einen Vorstand zu finden. Die einzige Aktivität war der Radlerball am Unsinnigen Donnerstag. Erst in den 1930er-Jahren belebten Radausflüge das Vereinsleben deutlich. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg ruhte das Vereinsleben von 1939 bis 1950.
Von den Anfängen bis heute: Der Radfahrerverein Burgheim und seine Geschichte
Der Aufschwung stellte sich nach der Generalversammlung vom 15. Januar 1950 ein - allerdings für Auto und Bus. Der Drahtesel führte eher ein Schattendasein. Tagesausflüge per Bus standen hoch im Kurs, 1974 sogar eine Zweitagesfahrt nach Tirol. Im selben Jahr setzte das Fahrrad zu einem ungeahnten Höhenflug an. Das Volksradfahren, eine Alternative zu den damals beliebten Wandertagen, zog Massen nach Burgheim, teilweise in Gruppen mit selbst gebauten Vehikeln. Die Fränkin Inge Kunz aus Rennertshofen stellte damals das Ein- und Kunstradfahren in Burgheim vor. Dies war der Startschuss zu einem beispiellosen sportlichen Erfolg. Seitdem starten die Burgheimer Ein- und Kunstradler erfolgreich bei Meisterschaften und Pokalwettbewerben im Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland. 1974 überschritt der Verein erstmals die 100-Mitglieder-Marke, inzwischen sind es 460.
Seine Jubiläen feierte der Radfahrerverein gerne und üppig. Das erste, etwas kurios, zum siebenjährigen Bestehen am 8. Juli 1906 mit einheitlicher Kleidung. Joppe und Mütze kosteten 12,65 Mark, der Verein schoss 2,65 Mark zu. Eine Korsofahrt und ein Konzert standen auf dem Programm. Zum 25-jährigen Bestehen kaufte der Verein im neuen Vereinslokal Mödl für 298,50 Mark eine neue Standarte. Sie zeigt das Burgheimer Wappen und einen mit „All Heil“ grüßenden Radler. Der Radfahrerverein Neuburg stand Pate und zehn Gründungsmitglieder wurden geehrt. Das 50-jährige Bestehen am 3. Juni 1951 feierten die Radler im neuen Vereinslokal Post. Das geplante Feuerwerk fiel einem Wolkenbruch zum Opfer. Den 75. Vereins-Geburtstag feierten die Radler in kleinem Rahmen, weil es zum 80. eine neue Fahne für 4600 Mark gab und dem ein großes Fest folgte.
Das 100-jährige Bestehen verdiente den Begriff Radlerfest. Der Gastgeber rüstete schwer auf, mit Lauf- und Hochrädern, Tandems und viel Kreativität. Der Blumenkorso mit zahlreichen Radfahrervereinen aus ganz Bayern war eine beispiellose Huldigung aller Variationen an das Fahrrad. Der anhaltender Starkregen setzte dem Spektakel allerdings ein schnelles Ende. Umso mehr fiebert Burgheim dem diesjährigen Radlerfest entgegen.
Von 9. bis 12. Mai: Radfahrerverein Burgheim feiert 125-jähriges Bestehen
Es beginnt am Donnerstag, 9. Mai, um 14 Uhr am Festplatz bei der Sachsenweide. Dann startet das Volksradfahren mit einem etwa 20 Kilometer langen Rundkurs. Am Start gibt es eine Loskarte mit drei Quizfragen. Hauptgewinn ist ein Rundflug, dazu gibt es zwei kleinere Preise. Zurück am Festplatz gibt es Kaffee und Kuchen zu den Klängen der Holzheimer Musikanten. Zugleich ist Tag der Betriebe und Vereine mit einem lustigen Fünfkampf.
Der Freitag, 10. Mai, beginnt um 18 Uhr mit dem Bieranstich durch Schirmherr Johannes Bauer bei der Gänseliesl. Dazu spielt die Marktmusikkapelle und führt auch den Zug zum Festzelt an. Vereinsmitglieder treffen sich bereits um 17 Uhr an der Radlerhalle und marschieren zur Gänseliesl, ebenso die Fahnenabordnungen der Vereine. Im Festzelt spielt die Band „Ois easy.“
Am Samstag, 11. Mai, ist ab 14 Uhr Seniorennachmittag bei Kaffee und Kuchen mit Alleinunterhalter Stefan Schiller. Ab 20 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) rocken die „Troglauer“ das Festzelt. Karten dazu gibt es im Vorverkauf bei Allianz Grimm, der „Oase des Alltags“ und über www.rv-burgheim.de. Zudem ist die Abendkasse geöffnet.
Der Festsonntag am 12. Mai startet um 6 Uhr mit dem Weckruf. Die Vereine treffen sich am Festzelt und gehen gemeinsam mit den Kirchgängern zum Sportplatz des TSV Burgheim, wo Dekan Werner Dippel den Festgottesdienst zelebriert. Der Festumzug mit Blumenkorso, der auch prämiert wird, ist der Höhepunkt des Radlerfests, bei dem wie schon 1999 der Radfahrerverein All Heil Bergen aus dem Landkreis Freising Pate steht.
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