Eis und Schnee stürzen Europa in ein Winterchaos
Eisplatten, die durch Windschutzscheiben krachen und Unfälle auf eisglatten Straßen: Der Winter hat Europa fest im Griff. Die Aussichten versprechen wenig Besserung.
Eis und Schnee haben Europa fest im Griff. Bereits am Donnerstagabend hat es in Frankreich und Großbritannien kräftig geschneit, die Temperaturen auf der Insel sanken auf bis zu minus 18 Grad.
In Deutschland gab es Zwangspausen für Binnenschiffer, schulfrei für Kinder und Ausgangssperren für Zootiere. Im Norden der Republik kam es zu zahlreichen Glatteisunfällen. Mindestens ein Mensch kam dabei ums Leben. In Augsburg blieb das Chaos auf den Straßen bislang aus. Der Winterdienst war am Freitag bereits ab vier Uhr unterwegs.
Eisplatten krachen durch Windschutzscheibe
Üble Folgen hatte der Frost für zwei Autofahrer in Rheinland- Pfalz: Von Lastern rutschende Eisplatten krachten durch die Frontscheiben ihrer Wagen, teilte die Polizei mit. Beide Männer wurden leicht verletzt. Ein skurriles Frostproblem gab es auf der A 2 bei Magdeburg: 25 Tonnen Erbsenpüree waren dort am Mittwoch aus einem Silolaster geklatscht und auf 200 Metern Länge festgefroren.
Schulfrei und Tee für die Affen
Im Kreis Verden in Niedersachsen fiel gleich am ersten Tag nach den Weihnachtsferien die Schule aus. Das Streusalz sei ausgegangen, ein Durchkommen für die Schulbusse deshalb schwierig, erklärte die Kreisverwaltung.
Auch viele Zootiere blieben "zuhause": Giraffen hatten in den meisten Zoos und Tierparks ganztägige Ausgangssperre - aus Sorge, die Tiere könnten auf dem Eis ausrutschen und sich verletzen. Affen wurde warmer Tee gereicht, Elefanten bekamen die Ohren mit schützendem Fett eingeschmiert.
Mehr draußen als sonst waren dagegen viele Feuerwehrleute. Bundesweit häuften sich die Einsätze, sagte eine Sprecherin des Deutschen Feuerwehrverbandes in Berlin. Es gebe viele Unfälle, Wasserrohrbrüche und ausgerutschte Passanten. Allein im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) komme derzeit etwa die Hälfte der rund 140 Notfallpatienten pro Tag mit Sturzverletzungen in die Rettungsstelle, sagte Oberarzt Kai Dragowsky. "Einerseits haben die Leute sich schon an das Wetter gewöhnt und sind vorsichtiger. Andererseits müssen viele Ältere, die bisher in den Wohnungen geblieben sind, auch irgendwann wieder raus und einkaufen gehen."
Wieder steckt der Eurostar fest
Nach Schneefällen in Großbritannien und Frankreich ist erneut ein Eurostar-Zug im Tunnel unter dem Ärmelkanal liegengeblieben. Der Zug von Brüssel nach London blieb am Donnerstag über zwei Stunden in dem Tunnel stecken und musste von einer anderen Lok ins Freie geschleppt werden, wie Eurostar in Brüssel mitteilte. Trotz der gelungenen Bergung war der Eurostar-Verkehr den ganzen Tag über stark gestört. In Frankreich schlug der Winter ebenfalls zu: Der Pariser Flughafen Orly war vorübergehend geschlossen.
In Asien wird Strom rationiert
Schlimm erwischte der Winter auch Teile Asiens: In China wurde nach Rekordschneefällen und den niedrigsten Temperaturen seit Jahrzehnten in großen Teilen des Landes der Strom für Betriebe und öffentliche Gebäude rationiert. Der Stromverbrauch war wegen der Kälte rasant angestiegen. Die Vorräte in den staatlichen Kohlelagern schwinden zusehends, berichteten chinesische Medien.
In der nordwestchinesischen Region Xinjiang steckten 400 Reisende in ihren Autos mehr als einen Tag lang auf einer Fernstraße fest. Zumindest in einem Fall rettet der Schnee aber auch ein Leben: Eine Frau überlebte den Sturz aus dem 16. Stock eines Pekinger Hochhauses - weil sie auf einer dicken Schneedecke landete. Sie hatte auf ihrem Balkon Wäsche ausgeschüttelt und war in die Tiefe gestürzt.
Aussichten: Bis zu 20 Zentimeter Neuschnee
Weiteres Unheil rückt näher: Tief "Daisy" zieht mit Schnee und eisigem Sturm vom Mittelmeer nach Polen - und erwischt dabei auch Deutschland. Bis zum Sonntag können örtlich bis zu 20 Zentimeter Neuschnee fallen Die größten Probleme werde der starke Wind bereiten, der örtlich zu starken Schneeverwehungen führen könne, sagte Meteorologe Martin Jonas vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Der Frost soll mindestens bis Mitte der kommenden Woche andauern. (dpa/AFP/AZ)
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