Über 40 Prozent in New Hampshire, doch Nikki Haley ist eine Scheinriesin: Trotz idealer Voraussetzungen reicht es nur für Platz zwei. Den USA steht ein Deja-Vu bevor.
Im Dunkel der Nacht kann selbst ein flackerndes Licht in einem Fenster wie ein Hoffnungsschimmer erscheinen. Doch an der Finsternis draußen ändert es gar nichts.
So ähnlich verhält es sich mit den Vorwahlen der Republikaner: Die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley hat in New Hampshire deutlich besser abgeschnitten als zuletzt erwartet. Doch letztlich zementiert auch dieser Achtungserfolg nur das Fazit des Iowa-Caucus vor einer Woche: Donald Trump beherrscht die republikanische Partei, er hat keine ernsthafte Konkurrenz, und er wird ihr Präsidentschaftskandidat werden.
Mehr als 40 Prozent für Nikki Haley sind beachtlich, aber zu wenig
Nüchtern betrachtet hat Haley nämlich nach dem dritten Platz in Iowa in einem auf zwei Bewerber geschrumpften Duell abermals den Sieg verpasst. Ihr Abschneiden mit mehr als 40 Prozent wirkt beachtlich, aber es beruht zur Hälfte auf einer Sondersituation des Neuengland-Staates, wo auch nicht-parteigebundene, unabhängige Wähler an der republikanischen Kandidatenkür teilnehmen dürfen. Außerdem ist die Bevölkerung hier deutlich gebildeter und wohlhabender als im Durchschnitt der USA. Die Voraussetzungen waren also ideal für eine eher traditionell konservative Bewerberin ohne die aggressiven Ausbrüche und autoritären Fieberträume, die für Trump so bezeichnend sind.
So gesehen ist ein zweiter Platz mit doch deutlichem Abstand zu dem großen Zerstörer denn doch enttäuschend - zumal vor der Herausforderin nun eine schwere Durststrecke liegt: Bei den Vorwahlen in Nevada in zwei Wochen steht sie nicht einmal auf dem Wahlzettel. Bei der darauf folgenden Runde in ihrer Heimat South Carolina liegt sie in Umfragen mehr als 30 Punkte hinter Trump. Nikki Haley ist eine Scheinriesin. Spätestens die drohende demütigende Niederlage in dem Bundesstaat, dessen Gouverneurin sie einst war, dürfte ihrer Kampagne den Todesstoß versetzen.
Wer in Iowa und New Hampshire vorne lag, wurde bisher immer Kandidat
Derweil kann sich Trump mit einem weiteren Sieg brüsten. Noch nie hat ein Bewerber, der sowohl in Iowa als in New Hampshire vorne lag, am Ende nicht die Kandidatur gewonnen. Schon Mitte März könnte der Ex-Präsident die Mehrheit der Delegiertenstimmen zusammenhaben. Aus allen Ecken der Partei scharen sich die Speichellecker und Opportunisten um ihn. In South Carolina sind der Gouverneur und beide Senatoren zu Trump übergelaufen. Es wird also einsam um Haley.
Damit steht den Amerikanern bei der Schicksalswahl im November ein Deja-Vu bevor - eine Neuauflage des Duells "Joe Biden gegen Donald Trump". Bei allen fundamentalen charakterlichen und politischen Unterschieden zwischen den Personen: Für die USA und ihre Demokratie sind das trübe Aussichten. Beide Politiker sind um die 80 Jahre alt, beide sind unbeliebt und mit keinem verbindet sich wirkliche Hoffnung. Sechs von zehn Amerikanern sind unglücklich über die sich abzeichnende Alternative.
Trotzdem vermögen die Demokraten-Strategen der Trump-Kandidatur etwas Gutes abzugewinnen. Sie sind nämlich überzeugt, dass Biden gegen Trump leichter als gegen jeden anderen Bewerber siegen kann, weil dessen extreme Persönlichkeit, sein Chaos und seine Demokratieverachtung moderatere Wechselwähler abstoßen.
US-Präsidentschaftswahl: Die Demokraten müssen aus der Defensive kommen
Einmal schon hat das funktioniert. Doch seit einiger Zeit entwickeln sich die Dinge anders als erwartet: Trotz seiner Strafverfahren mit insgesamt 91 Anklagepunkten steigen die Umfragewerte von Trump, während die von Biden trotz milliardenschwerer Infrastruktur- und Klimapakete und guter Arbeitsmarktlage fallen. Auch wirkt Trump trotz des ähnlichen Alters mit seiner ungezügelten Machtgier deutlich kraftvoller als der zerbrechliche Biden.
Die Demokraten müssen daher alles tun, endlich aus der Defensive zu kommen. Sie müssen ihre Politik viel besser verkaufen und dem Präsidenten jüngere, beliebtere Unterstützer an die Seite stellen. Die profillose Vizepräsidentin Kamala Harris ist dabei sicher keine Hilfe. Und schließlich muss die Partei auch ein Worst-Case-Szenario vorbereiten für den Fall, dass Bidens Zahlen in den kommenden Monaten noch weiter in den Keller sausen oder dessen Gesundheit versagen sollte.
Bei den Wahlen im November geht es um nicht weniger als die Bewahrung der amerikanischen Demokratie. Alles muss jetzt dem Ziel untergeordnet werden, eine Rückkehr des Möchtegern-Diktators Trump ins Weiße Haus zu verhindern. Der Verlauf der republikanischen Vorwahlen macht erschreckend deutlich: Von der zur Sekte verkommenen "Grand Old Party" ist dabei keinerlei Hilfe zu erwarten.
Die Diskussion ist geschlossen.
Kaffeesatzlesen kann man die ganze Diskussion in Europa zum möglichen Wahlergebnis in den USA im Nov 24 auch bezeichnen. Bis dahin kann Europa keine signifikante Änderungen in der Weltpolitik bewirken. Dazu ist die EU zu schwerfällig mit ihrer Meinungsvielfalt zur zukünftigen Entwicklung. Auch sind die Möglichkeiten der Einflussnahme auch eher bescheiden; wenn z.Bsp. die USA die Hilfen weiterhin nur noch auf Sparflamme stellen, wird Europa den Niedergang der UA nicht aufhalten können , allenfalls verzögern. Man wird sich mit RU arrangieren müssen.
"Manche haben halt Schwierigkeiten, andere Meinungen zu akzeptieren."
Der war jetzt echt richtig gut. Dass das ausgerechnet von Ihnen kommt, Frau Reichenauer, ist klasse. Aber das mit der Selbstreflexion ist so eine Sache...
ach so, man darf sich über Trump und seinen Trumpismus nicht mal mehr negativ äußern und schon mangelt es einem an Selbstreflexion oder ist links-grün-versifft, werde es mir merken
Und wie nennen Sie das, wenn jemand seine Meinung sagt und ständig und sofort als links/grün versifft angegriffen wird? Ist das der Weg, andere Meinungen zu akzeptieren? Oder gilt die Akzeptanz von Meinungen nur für Sie? Ich soll alles schlucken, was mir an die Ohren geworfen wird, aber wehren darf ich mich nicht? Ich darf nicht widersprechen, wenn ich anderer Meinung bin? Na, das nenne ich mal Toleranz. Scheinbar kennen Sie den Begriff DISKUSSION nicht. Vielleicht holft Wikipedia ja zur Begriffsklärung: https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion
Die Dämonisierung des Herrn Trump bringt doch nichts, ausser Mutmassungen, Spekulationen, möglichen Folgen und erzeugt Unsicherheit. Das beste ist doch, nicht wie das Kaninchen auf die Schlange nach den USA und den Besonderheiten dort zu starren. Warten wir ab, wer von den beiden Greisen die Wahl gewinnt - beide werden das "Amerika first" weiter praktizieren. Da hilft nur eine eigene Position, eine eigene Strategie und nicht die unreflektierte Kotauhaltung. Die Welt, Europa und Deutschland werden auch eine zweite Amtszeit dieses Typen überleben.
nun ja, Söder hat bei Lanz einiges genannt, was man machen könnte, einen riesigen Einkaufszettel vorgelegt, und als Demokrat gleich wieder gegen die Ampel geholzt
@Manuela H. es geht um Trump und nicht um derzeitige Regierungsmitglieder.
@Gisela B.
Manche haben halt Schwierigkeiten, andere Meinungen zu akzeptieren. Während links/grün immer eine diskussionsfreudiger Verein war, ist die rechte Ecke doch ein wenig sensibel, wenn sie etwas lesen, was ihnen nicht gefällt. Man muss es weglächeln... hilft ja nix :-)))
"Während links/grün immer eine diskussionsfreudiger Verein war"
War - das ist das entscheidende Wort! Mittlerweile ist man dort so ideologisiert, dass man jede abweichende Meinung niederbrüllt und mit dem Stempel "rechtsextrem" versieht - und somit eine Diskussion gar nicht erst beginnen muss.
"Trump in den USA und die AfD in Deutschland, ein Albtraum für die Welt und ein Traum für Putin . . .
kann Ihnen wie immer nur zustimmen Georg
"Evangelikale in den USA
Trump, der „Gesalbte Gottes“
In der Bibel werden Könige auch als „Gesalbte Gottes“ bezeichnet. Im europäischen Mittelalter haben weltliche Herrscher das übernommen und sich salben lassen. In den USA behaupten nun Evangelikale, auch Präsident Trump sei „von Gott gesalbt“. Und immer mehr Menschen stimmen dem zu. " leider Gottes
Georg K. ein Alptraum für die Welt? Dem auch ich voll und ganz zustimme!!!!
Trump in den USA und die AfD in Deutschland, ein Albtraum für die Welt.
die Kandidatur ist Trump nicht mehr zu nehmen, bedeutet noch nicht, dass er auch Präsident wird.
Ich würde mal mindestens die USA vom Albtraum ausnehmen.
@Willi D.
Treffend formuliert! Die beiden haben uns wirklich noch gefehlt wie ein Kropf, auch wenn es hier ja ausgemachte Trump-Fans zu geben scheint. Das lässt tief blicken, wenn man sich einen Psychopathen als Präsident der USA wünscht.
@ MARIA REICHENAUER
Wenn Donald Trump in Ihren Augen ein Psychopath ist,
wie würden Sie dann einige Mitglieder unser derzeitigen Regierung bezeichnen ?
Wir haben z.B. eine "grüne" Aussenministerin, die Russland mal kurzer Hand den Krieg erklärt hat !
Mit demokratischen Entscheidungen "auch die in den USA" hat Ihr grüner mainstream, anscheinend leichte Schwierigkeiten.
Andere Meinungen zu akzeptieren, war aber auch noch nie eine links/grüne Stärke.