Afghanische Entführer machen Druck
Zwei Wochen nach der Entführung des Deutschenin Afghanistan haben die Entführer den Druck auf Berlin mit einerersten Videoaufnahme der Geisel erhöht, die Al-Dschasira amDienstagabend ausstrahlte.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtessagte am Mittwoch, der Krisenstab arbeite praktisch rund um die Uhr undsei intensiv um die Freilassung des Mannes bemüht. DerNachrichtensprecher des arabischen TV- Senders sagte, der deutscheBauingenieur habe die Bundesregierung und die USA angefleht, "dieTruppen aus Afghanistan abzuziehen" und ihm zu helfen, damit er zuseiner Familie zurückkehren könne.
Das Auswärtige Amt nannte dasVideo, auf die Stimme der Geisel selbst kaum zu hören war, "ein gezieltlanciertes Dokument der Einschüchterung". Die Auswertung sei noch nichtabgeschlossen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) werde aufseiner Afrika- Reise ständig informiert. Nach Informationen von"Spiegel Online" ist das Video mehrere Tage alt.
"Spiegel Online"berichtete, die Aufnahmen, die Al-Dschasira zugespielt wurden, seienauf einem Memory-Stick gespeichert gewesen. Aus den Informationen aufdem Datenträger gehe hervor, dass die betreffende Datei zuletzt amvergangenen Samstag verändert worden sei. Experten des Krisenstabeshätten erkannt, dass der Bauingenieur auf den Bildern eine Fleece-Jacketrägt, die ihm die Botschaft in Kabul Ende vergangener Woche überVermittler in die Berge geschickt habe.
Politische Forderungen -wie sie der Deutsche auf dem Video offenbar unter Druck seinerGeiselnehmer stellte - sind für die radikal-islamischen Talibantypisch. Der Deutsche befand sich aber nach dpa-Informationen zumindestnoch am Montag - also nach dem Aufnahmedatum - in der Hand einerörtlichen Taliban-Gruppe mit kriminellem Hintergrund. Die Entführersollen demnach nur lose Verbindung zu der straffer organisiertenRebellenorganisation von Taliban-Chef Mullah Omar unterhalten. AmDienstag hatte die afghanische Regierung mitgeteilt, der Deutsche seinach ihren Erkenntnissen am Leben und gesund.
Der Bauingenieurwar am Mittwoch vor zwei Wochen gemeinsam mit einem deutschen undmindestens fünf afghanischen Kollegen entführt worden. Sein deutscherKollege starb entweder an den Strapazen der Entführung oder wurdeerschossen. An der Leiche wurden nach Medienberichten Einschüsseentdeckt. Ob die Geiselnehmer vor oder nach dem Tod des Mannes auf ihnfeuerten, soll eine Obduktion klären. Eine der afghanischen Geiseln kamspäter frei, die anderen sind wie der überlebende Deutsche weiterhin inder Hand ihrer Entführer.
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