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Holocaust
13.12.2011

Das Böse in 200 Stunden

Adolf Eichmann wurde heute vor 50 Jahren in Jerusalem zum Tode verurteilt. Der SS-Kommandant hatte Millionen Menschen in den Tod geschickt und Hitlers Endlösung organisiert. Nun ist fast der ganze Prozess im Internet zu sehen.
Foto: Foto: Getty, Montage: lea

Heute vor 50 Jahren wurde der Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann in Israel zum Tode verurteilt. Nun ist fast der komplette Prozess auf Youtube zu sehen. Ein Dokument des Grauens und der Gerechtigkeit

Augsburg So also sieht das Böse aus, so bewegt es sich und spricht es. Ganz normal, erschreckend normal. Wie ein Nachbar, wie ein unscheinbarer Passant, ein Biedermann. Dicke Brille, Segelohren, zu großer Anzug, schmale Lippen, hohe Stirn – stellt man sich so einen Massenmörder vor? „Im Sinne der Anklage nicht schuldig“, sagt er emotionslos, aber mit fester Stimme. 15 Mal. Doch der Mann, der da so ruhig in einem Kasten aus schusssicherem Glas sitzt, ist schuldig. Er heißt Adolf Eichmann, war SS-Kommandant und der Architekt der Endlösung. Millionen Menschen hat er während des Holocausts von seinem Schreibtisch aus in den Tod geschickt. Das ist seit langem bewiesen. Heute vor 50 Jahren, am 15. Dezember 1961, sprachen israelische Richter Eichmanns Todesurteil – das einzige in der Geschichte Israels. Ein halbes Jahr später wurde er in Jerusalem gehängt. Auf Youtube ist Eichmann jetzt wieder präsent.

Eine Liebesgeschichte wurde ihm zum Verhängnis

200 Stunden Videomaterial aus dem Eichmann-Prozess haben die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem und das israelische Staatsarchiv ins Internet gestellt. 50 Jahre nach Prozessende kann die ganze Welt nun nachträglich auf Youtube dabei zusehen, wie ein Massenmörder zum Tode verurteilt wird. Aber kann man sich dadurch auch ein Bild von der Person Adolf Eichmann machen?

Rückblende, 11. Mai 1960: „Momentito senor“ – das waren die letzten Worte, die Riccardo Klement hörte, kurz nach 20 Uhr in der Garibaldi-Straße in Buenos Aires, wo er sich in Sicherheit wähnte. Danach gab es ihn nicht mehr. Im nächsten Moment überwältigten ihn die Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad. Riccardo Klement wurde schlagartig wieder zu Adolf Eichmann. Seine Tarnung war aufgeflogen. Hinter dem in ärmlichen Verhältnissen lebenden italienischen Auswanderer verbarg sich der „Judenreferent“, wie Hitler ihn einst genannt hatte. Eichmann hatte vom Schreibtisch aus die industrielle Vernichtung von Millionen Juden organisiert. Ausgerechnet für diesen gefühlskalten Bürokraten und Strategen Eichmann war nun eine Liebesgeschichte zum Verhängnis geworden.

Sein Sohn Klaus lernte 1956 in Buenos Aires ein deutsches Mädchen kennen, dessen blinder Vater einst von den Nationalsozialisten verfolgt und im Konzentrationslager Dachau eingesperrt worden war.

Mossad-Chef: „Das Monster trägt Handschellen“

Als Lothar Herrmann den Namen Klaus Eichmann hörte und seine Tochter Silvia vom nationalistischen Gedankengut des Jungen erzählte, schöpfte der alte Mann Verdacht. Der wollte ihm zunächst nicht glauben, zu ärmlich sei die Gegend für einen SS-Kommandanten. Erst Jahre später schlugen die israelischen Agenten dann zu. Silvia und Klaus sahen sich danach nie wieder.

Der Mossad entführte Eichmann am 21. Mai 1960 nach Israel. „Das Monster trägt Handschellen“, meldete Mossad-Chef Isser Harel an Ministerpräsident David Ben Gurion. Ein Jahr später dann der Prozess. Reporter und Beobachter aus der ganzen Welt kamen nach Jerusalem. Viele Menschen verfolgten den Prozess im Radio, denn damals waren Fernsehgeräte noch nicht so weit verbreitet. Die Fotos von Eichmann im Glaskasten gingen um die Welt. Er sah so gar nicht nach einem Monster aus.

Die Historikerin und Philosophin Hannah Arendt prägte daraufhin in ihrem Essay „Eichmann in Jerusalem“ den Begriff der „Banalität des Bösen“ und erntete dafür weltweit Kritik. Sie glaubte, Eichmann habe aus pedantischem Pflichtgefühl gehandelt, nicht aus übermäßigem Antisemitismus. Des Teufels Bürokrat. „Das Beunruhigende an der Person Eichmanns war doch gerade, dass er war wie viele und dass diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind“, schrieb Arendt.

Die meisten halten im Internet nicht lange durch

Die Historikerin Bettina Stangneth hingegen sieht Eichmanns Auftritt vor Gericht als geschickte Selbstinszenierung, durch die der gewiefte Stratege die Strafe zu mindern versuchte. In ihrem Buch „Eichmann vor Jerusalem“ schreibt sie, dass er sich in Buenos Aires unter Altnazis als Chefplaner der Endlösung gebrüstet und seine Mordbilanz vorgerechnet habe. Zudem habe er geplant, sich in Deutschland zu stellen, weil er sich als Schreibtischtäter sah und nur mit einer milden Gefängnisstrafe rechnete. Den Brief an Bundeskanzler Adenauer hatte er anscheinend schon geschrieben.

Wer war dieser Mann? Wie hat er getickt? Das wird in den 200 Stunden nicht deutlich. Im Internet sehen sich nun Tausende Menschen den Prozess noch einmal an, versuchen zu begreifen. Die meisten halten nicht lange durch. Die Klickzahlen dieses Dokuments des Grauens und der Gerechtigkeit nehmen schnell ab: Anfangs, als die Anklage verlesen wird, liegen sie noch bei über 60000, als die Zeugen aussagen, liegen sie bei unter 1000 Klicks. Rechts unter den Videofenstern stehen ab und zu Bewertungen. Beispiel Video Nummer 1: „Gefällt 56, gefällt 9 nicht“ – die Banalität der Moderne.

Info Der Eichmann-Prozess steht unter www.youtube.com/user/EichmannTrialEN im Internet.

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