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Doping
19.07.2011

Die raffinierten Sünder

Wilhelm Schänzer ist Leiter des Doping-Analytik Labors Köln. dpa

Wer im Sport mit unerlaubten Mitteln zu betrügen versucht, hat hierzulande vor allem einen Gegner: Wilhelm Schänzer. Der Kölner Professor hat schon viele Sünder enttarnt.

Die Flüssigkeit schimmert gelb in der kleinen Flasche. Wilhelm Schänzer, 59, nimmt das Gefäß mit der Urinprobe, schwenkt es leicht und hält es gegen das Licht. Dann schaut er zu, wie sich Schlieren bilden und auf den Boden absinken. Es ist ein strenger Blick. Fast so, als könne er, den sie Dopingjäger nennen, schon mit bloßem Auge erkennen, ob ein Sünder seine Spuren hinterlassen hat.

Der hagere Professor aus Köln kennt die Tricks der Betrüger wie kein anderer. Vor allem im Radsport wurde er in den vergangenen Jahren immer wieder fündig. Wenn in diesen Tagen die Tour de France durch Frankreich rollt, fährt auch dort der Verdacht mit. Schon überführt wurde der Russe Alexander Kolobnew. Aber der Verdacht trägt auch noch einen anderen Namen: Alberto Contador. Den Titelverteidiger aus Spanien und den Wissenschaftler aus Köln verbindet nichts – außer einer Urinprobe. In dieser hat Schänzer die Spuren eines verbotenen Mittels gefunden. Contador fährt trotzdem. Aber Schänzer hat das Sportidol ins Wanken gebracht. Darüber, ob es fällt, entscheiden die Sportrichter erst im August.

Er ist kein Richter. Er ist ein Suchender

Schänzer ist kein Richter, er ist ein Suchender – und manchmal findet er. In Köln leitet er an der Sporthochschule das Institut für Biochemie. Die Jagd auf Dopingsünder findet dort hinter verschlossenen Türen und auf engstem Raum statt. Nur selten wird Einblick gewährt in diese kleine Welt voller rätselhafter Apparaturen, Bildschirme, Schläuche und Computer. Jeder Quadratmeter des Labors im siebten Stock des Institutsgebäudes ist vollgepackt mit modernster Technik.

Wer Dampf, zischende Reagenzgläser und hektisch umherlaufende Wissenschaftler erwartet, wird enttäuscht. Es ist still. Nur der altersschwache Lüfter eines Rechners saugt geräuschvoll Luft in sein Innerstes. In der Ecke schaukeln einige Proben in einschläferndem Takt hin und her, daneben dreht sich eine kleine Zentrifuge in rasender Geschwindigkeit.

Der Geruch nach Reinigungsmitteln liegt in der Luft. Aus der Decke kommen dicke Schläuche, umhüllt von einem silbernen Schutzmantel. Durch sie strömt Helium in einen großen Analyse-Apparat. Dieser ist nach dem gleichen Prinzip aufgebaut wie all die anderen. Erst werden die Substanzen im Urin getrennt und dann in einem Massenspektrometer identifiziert.

Dazu wird der Urin verdampft, die Substanzen werden mit Helium transportiert und mit Neutronen bombardiert. Die Flüssigkeit wird in alle Einzelteile zerlegt. Am Ende werden die Computer lange Zahlenkolonnen und Dutzende Diagramme ausspucken, die die Zusammensetzung des Urins bis ins letzte Detail aufschlüsseln.

Zu sehen sind diese komplexen Prozesse nicht. Sie finden im Bauch der großen weißen Kästen statt, die zwischen 80000 und 350000 Euro kosten. Erst wenn sie ihre Arbeit getan haben, kommen die Wissenschaftler ins Spiel. Sie müssen die Unmengen an Daten auswerten. In den Diagrammen lesen sie wie in einem Buch. Mit geübtem Blick sehen sie sofort, wenn eine Kurve von der Norm abweicht.

Schänzer ist einer der erfahrensten Biochemiker Deutschlands. Anfang der 70er Jahre studierte und promovierte er hier an der Sporthochschule. Bald schon widmete er sein Berufsleben dem Kampf gegen Doping. Der Glaube an einen sauberen Sport blieb dabei auf der Strecke. „Man muss sich davon freimachen, dass wir Doping hundertprozentig bekämpfen können“, sagt er. Er setzt auf Abschreckung. „Zu dopen wird immer schwieriger.“

Dass dem so ist, liegt auch daran, dass in dem Kölner Labor jedes Jahr 14000 Urinproben getestet werden. 150 Euro kostet ein Dopingtest, zahlen müssen die Sportverbände. Welche Namen sich hinter den Zahlencodes auf den Fläschchen verbergen, weiß im Labor niemand. Bekannt sind nur die Sportart, das Geschlecht des Sportlers und der Zeitpunkt der Abgabe. Neben den Urinproben werden in Köln auch noch rund 3000 Blutproben untersucht und Blutbilder angefertigt.

Diese gigantische Zahl an Tests zwingt die Wissenschaftler zu einem äußerst effektiven System und einem perfekten Zusammenspiel von Mensch und Technik. Im Akkord wird jede Probe mindestens zweimal nach dem gleichen Prinzip getestet. Alles ist bis ins kleinste Detail ausgeklügelt und durchorganisiert. Denn eines darf auf keinen Fall passieren: ein falscher Befund. „Das wäre das Schlimmste“, sagt Schänzer. Glaubwürdigkeit ist das wertvollste Gut der Dopingjäger. Ist sie erschüttert, ist der Kampf verloren. Auch deshalb wird bei einem auffälligen Wert noch ein drittes und viertes Mal geprüft. Erst dann verlässt die Nachricht des positiven Dopingbefundes das Institut.

Etwa 150 Mal werden die Kölner Wissenschaftler im Jahr fündig. Und immer wieder sind auch prominente Sportler unter den Übeltätern. Contador ist der Bekannteste. 2007, 2009 und 2010 gewann der Spanier die Tour de France. In einer Urinprobe vom 21. Juli des vergangenen Jahres, die Contador während der Tour abgab, wiesen die Kölner Dopingjäger geringe Spuren von Clenbuterol nach. Das verbotene Mittel stammt aus der Kälbermast und dient dem Muskelaufbau. Contador macht mit Clenbuterol verseuchtes Fleisch für den Fund verantwortlich. Der Internationale Sportgerichtshof wird sein Urteil Anfang August sprechen. Schänzer will diesen Vorgang nicht näher kommentieren. Er spricht nur von einer „unbefriedigenden Situation“.

In dem Vollbartträger brodelt es. Aber er schweigt. Schwebende Verfahren sind für ihn tabu. Außerhalb der Wissenschaft muss er jedes Wort abwägen. Es geht um Karrieren und es geht um viel Geld. Zu groß ist die Gefahr, den Anwälten der Gegenseite mit unbedachten Äußerungen in die Karten zu spielen. Schänzer will keine Angriffsfläche bieten.

Trotzdem sehen sich er und seine Kollegen immer wieder Anschuldigungen ausgesetzt. Meist zweifeln überführte Dopingsünder an der Messgenauigkeit der Analyseverfahren. US-Radprofi Floyd Landis etwa. Der Tour-de-France-Sieger von 2006 ging mit einer ganzen Armada von Anwälten gegen eine Dopingsperre und die Aberkennung seines Toursieges vor. Bei ihm war nach einer Etappe Testosteron im Urin gefunden worden. Landis sprach von einem „klaren Fehlurteil“. Zentraler Punkt war, dass die Untersuchungsmethoden der Landis-Proben in einem französischen Labor fehlerhaft gewesen seien. „Wir werden erneut beweisen, dass bei den Untersuchungen gegen zahlreiche Regeln verstoßen wurde, sodass die Ergebnisse nichtssagend und fehlerhaft sind“, sagte Landis-Verteidiger Maurice Suh damals.

Schänzer wurde als Gutachter eingeschaltet und stellte fest, dass die gesammelten Daten seiner französischen Kollegen richtig seien. „Ich habe keine Anhaltspunkte gefunden, dass schlampig gearbeitet wurde“, gab Schänzer zu Protokoll. Die Geschichte gab ihm recht. Landis gestand das Doping ein und will nun als Kronzeuge gegen Lance Armstrong aussagen.

Aus der Drüse des Moschushirschen

Es sind aber nicht nur die Radprofis, die für Negativschlagzeilen sorgen. Als die Urinproben der nordkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen durch die Analysemaschinen liefen, schrillten alle Alarmglocken. Gleich fünf Spielerinnen wurden positiv auf anabole Steroide getestet. Es sind die Begleitumstände, die selbst den erfahrenen Biochemiker Schänzer schmunzeln lassen. Als Ausrede führten die Sportlerinnen an, sie seien mit einem Mittel aus der traditionellen chinesischen Medizin behandelt worden. Dieses wird aus einer Drüse des Moschushirschen gewonnen und enthält 14 verschiedene anabole Steroide. Vier davon stehen auf der Anti-Doping-Liste. „Das wussten wir noch nicht“, sagt Schänzer. „Man lernt nie aus.“

Wissenschaftliche Fachliteratur zu dem Fall ist rar. Nur zwei Aufsätze aus den Jahren 1975 und 1987 befassen sich mit dem Thema. Beide liegen vor Schänzer auf dem Tisch. Und beide belegen, dass in dem Sekret tatsächlich die im Urin gefundenen Stoffe enthalten sind. Mehr sagt Schänzer nicht. „Sie wissen doch, ein schwebendes Verfahren.“

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