Gibt es durch Bluttest bald mehr Abtreibungen?
Gesundheitsminister Spahn will einen Bluttest zur Erkennung von Trisomie 21 zur Leistung der gesetzlichen Krankenkasse machen. Über die Folgen gibt es Streit.
Was dürfen werdende Eltern über ihre Kinder wissen? Die Diskussion um Bluttests zur Erkennung von Trisomie 21 bei Ungeborenen und der rasante Fortschritt der Gentechnik haben diese Frage in den Fokus von CDU und CSU gerückt. Die Schwesterparteien mit dem „C“ im Namen wollen verhindern, dass mehr Babys mit dem Verdacht auf Erbkrankheiten abgetrieben werden und der Mensch zum Schöpfer eines vermeintlich perfekten Nachwuchses wird. „Jeder Mensch trägt die gleiche Würde, egal ob mit Down-Syndrom oder mit einer anderen Beeinträchtigung, wenn es überhaupt als solche zu bezeichnen ist“, betonte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am Montag in Berlin.
Die Fragen über die Grenzen des Fortschritts will die CDU in die Diskussionen um das neue Grundsatzprogramm einweben. Bis zum Sommer wollen die Christdemokraten Antworten geben, was passiert, wenn über Tests schon im Mutterleib die Vorprägung für bestimmte Krankheiten an den Embryonen überprüft werden können.
Angefacht hat die Debatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der Bluttests zur Erkennung von Trisomie 21 zur Leistung der gesetzlichen Krankenkasse machen will. So sollen die Kassen die bis zu 200 Euro teure Behandlung übernehmen, wenn eine Risikoschwangerschaft besteht. Dies gilt als gegeben, wenn die Mutter bereits 35 Jahre alt ist. Bislang trägt die gesetzliche Krankenkasse Fruchtwasseruntersuchungen mit einer Nadel, um das Ungeborene auf Erbkrankheiten zu untersuchen. Das Verfahren ist aber riskanter als Bluttests. „Wenn jetzt ein Test kommt, der quasi kein Risiko mehr hat, dann müssen die Kassen das zahlen“, sagte Spahn der Bild.
Ministerpräsident Laschet: "Ich finde, die Kassen sollten das nicht finanzieren“
CDU-General Ziemiak schätzt, dass seine Partei mehrheitlich hinter Spahns Vorschlag steht. Aber es gibt auch einflussreiche Stimmen, die sich dagegen positionieren, wie zum Beispiel der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet. „Ich finde, die Kassen sollten das nicht finanzieren. Das Signal, dass man im Vorfeld über die Wertigkeit von Leben urteilt, halte ich für falsch“, sagte Laschet.
Bei der CSU will die Spitze der Landesgruppe den Abgeordneten im Bundestag keine Vorgaben machen. Gesundheitsexperte Stephan Pilsinger plädiert dafür, werdenden Müttern ab dem 35. Lebensjahr die Tests von den Kassen bezahlen zu lassen. „Es darf aber in Zukunft nicht dazu kommen, dass das gesamte Genom von Ungeborenen auf Krankheiten untersucht wird“, sagte Pilsinger unserer Redaktion. Der Abgeordnete und Arzt warnte eindringlich vor designten Babys.
Kosten für die Down-Syndrom-Bluttests: Entscheidung erst im Herbst 2020
Ob die Kassen die Kosten für die Bluttests übernehmen werden, entscheidet allerdings nicht die Politik, sondern ein gemeinsamer Ausschuss von Krankenkassen, Ärzten, Kliniken und Patientenvertretern. Frühestens im August werden die Fachleute über einen Beschluss beraten. Erst im Herbst nächsten Jahres würde eine Änderung wirksam werden.
Der Medizinethiker Giovanni Maio von der Universität Freiburg spricht sich für eine Kostenübernahme aus. „Es geht nicht darum, den Bluttest zu verteufeln, sondern einen kritischen Umgang mit ihm anzumahnen“, sagt Maio unserer Redaktion. Und da sei die Gesellschaft gefordert. Sollte der Test zur Standardleistung werden, könne das Frauen unter Druck setzen, keine behinderten Kinder mehr zur Welt zu bringen.
Wie eine betroffene Familie über solche Fragen von Leben und Tod denkt, lesen Sie hier: Gibt es das Recht auf ein gesundes Kind?
Die Diskussion ist geschlossen.
Ich verstehe unsere Politiker nicht! Sie machen sich Sorgen, ob Frauen vermehrt behinderte Kinder abtreiben werden. Gleichzeitig werden in Deutschland pro Jahr ca. 150.000 gesunde Kinder im Mutterleib bewusst getötet!!