
Der virtuelle Parteitag der Demokraten ist Geschichte. Im Gedächtnis bleiben vor allem drei eindrucksvolle Reden. Aber ob das alleine reicht?
Konfetti gab es nicht und keine rauschenden Jubelbilder. Das erlaubt die Corona-Pandemie einfach nicht. Ohne Publikum vor Ort und weitgehend virtuell war der in der Nacht zum Freitag beendete Parteitag der US-Demokraten sicher einer der ungewöhnlichsten der Geschichte. Doch mit dem Ergebnis dürften die Strategen sehr zufrieden sein: Ein Bild der Einheit und Geschlossenheit wollten sie den rund 20 Millionen TV-Zuschauern im Land vermitteln. Ohne Pannen, hitzige Kontroversen und Demonstrationen vor dem fast menschenleeren Kongresszentrum in Milwaukee ist ihnen das gelungen.
Acht Fernsehstunden des zivilisierten politischen Diskurses, der Rückbesinnung auf demokratische Werte und der Begegnung mit einem Kandidaten, der persönliche Integrität und Empathie ausstrahlt, sind in Zeiten der wütenden Twitter-Tiraden von Donald Trump schon eine Wohltat. Auch drei eindrucksvolle Reden bleiben in Erinnerung: Die Warnung von Ex-Präsident Barack Obama vor der Zerstörung der amerikanischen Demokratie. Der Appell des linken Senators Bernie Sanders zur Unterstützung des moderaten Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Und der berührende Auftritt von dessen Ehefrau Jill. Auf manchen Polit-Rentner hätte man derweil gerne verzichtet und dafür mehr von der aufstrebenden linken Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez gehört, die mit 60 Sekunden Redezeit abgespeist wurde.
US-Wahl 2020: Biden braucht gute Reformvorhaben
Hier zeigt sich das Dilemma der Demokraten: Sie brauchen ein breites Bündnis, um die Wahl im November zu gewinnen. Deshalb wollen sie das Publikum weder mit zu viel Inhalt noch mit allzu progressiven jungen Parteifreunden verschrecken. Doch mit der Ablehnung von Trump und etwas Obama-Nostalgie allein lässt sich kaum Euphorie erzeugen. Als Herausforderer wird Biden in den nächsten Wochen jenseits der Beschwörung von Anstand und Charakter dringend ein paar konkretere Reformvorhaben vorlegen müssen. Auf Konfetti kann man verzichten. Auf gute Alternativen zu Trumps spalterischer Politik nicht.
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Einigkeit? Doch nur beim Willen Trump abzuwählen.
https://www.handelsblatt.com/politik/international/demokraten-moegliche-trump-herausforderer-streit-um-krankenversicherung-in-der-tv-debatte/24855062.html?ticket=ST-2416802-Qfo9GTffpwV2pWN3lqJC-ap3
Es gab in Folge keine Einigkeit darüber. Aktuell ist eine Krankenversicherung für alle weiterhin nicht Teil des Wahlprogramms der US Demokraten.
"Aktuell ist eine Krankenversicherung für alle weiterhin nicht Teil des Wahlprogramms der US Demokraten."
Sie werden doch nicht plötzlich zum Befürworter derart sozialistischer und dirigistischer Machenschaften wie es eine "Krankenversicherung für alle" nach Meinung vieler Amis nun mal ist, konvertieren?
Keine Ahnung ob Sie die Mehrheit der US Wähler von der deutschen Lösung überzeugen könnten, die jedem der über die Grenze taumelt in die Krankenversicherung aufnehmen.
Aber vielleicht reicht es ja in den USA für "Deutschland 1883" unter Reichskanzler Bismarck?
https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz,_betreffend_die_Krankenversicherung_der_Arbeiter
Die demokratische Partei in den USA gibt ein genauso jämmerliches Bild ab wie die Republikaner.
Wenn nur ein alter Mann wie Donald Trump und ein alter vergesslicher Mann wie Biden zur Wahl aufgestellt werden, wird ziemlich klar, dass begabte junge und dynamische Politiker in einer Umgebung, in der nur der Einflussreiche mit Milliarden Dollar von Gönnern bedachte Kandidat aus einer kleinen Clique von den Familien, die immer einflussreich waren, eine Chance hat.
Die US Wahl hat nichts mit echter Demokratie am Hut. Und das nicht erst seit Trump.
Man erinnere sich an die Manipulation Hillary Clinton mit der damaligen Chefin der Partei der Demokraten, um Bernie Sanders zu verhindern.
Das ganze hat doch System.
Übrigens, wer Donald kritisch hinterfragt, der wird nicht umhin kommen, Joe sich genauer anzusehen. Abgesehen von den aktuellen Aussetzer gab es in seiner Historie durchaus Begebenheiten, zu denen er gerne andere Menschen einfach "angefasst" hat und über andere Ethnien abfällig sprach. Weder Donald noch Joe sind gute Kandidaten.
Nicht nur in den USA sondern weltweit scheint das gleiche Probleme zu bestehen: Weit und breit keine fähigen Politiker, die Probleme zu lösen im Stande sind und den Spagat zwischen Lobbyismus und dem Wohl des Menschen schaffen.
Ohne Lobbyismus (dort steckt das Fachwissen) gäbe es auch keine Prosperität.
@ WOLFGANG B.
"Ohne Lobbyismus (dort steckt das Fachwissen) gäbe es auch keine Prosperität."
Das Gegenteil ist richtig. Lobbyismus verhindert in der Regel Prosperität. Siehe die gerade dank einer starken Lobby und willfährigen Politikern ins Hintertreffen geratene verschnarchte deutsche Automobilindustrie.