Marine Le Pen startet einen neuen Anlauf
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen feiert ihren 50. Geburtstag. Trotz bitterer Niederlagen ist ihr Ehrgeiz ungebrochen.
Es war ein Witz à la Marine Le Pen, sarkastisch und beißend. „Frankreich wird künftig sowieso von einer Frau regiert – von mir oder von Frau Merkel!“ So unterstellte die französische Rechtspopulistin beim TV-Duell vor der Präsidentschaftswahl 2017 ihrem Gegenkandidaten Emmanuel Macron, nur eine Marionette von Kanzlerin Angela Merkel zu sein. Doch Marine Le Pen hatte sich mit ihrem aggressiven Auftritt selbst geschadet. Zwar kam sie bei der Stichwahl auf 34 Prozent, doch dieses historisch gute Ergebnis schmeckte wie ein Misserfolg. Seitdem ist es ruhiger geworden um Le Pen, die am Sonntag 50 Jahre alt wird.
Rolle ihres Vaters hat Marine Le Pen geprägt
Um dem bisherigen Front National neuen Elan zu geben und sich von ihrem Vater, dem Gründer und langjährigen Vorsitzenden Jean-Marie Le Pen, zu distanzieren, hat sie die Partei in Rassemblement National („Nationale Sammlungsbewegung“) umbenannt. Ideologisch basiert sie weiter auf der Ablehnung von Einwanderung, der EU und der Eliten des verhassten „Systems“.
Anders als ihr wegen seiner Ausfälle mehrfach verurteilte Vater lässt sich Marine Le Pen nicht zu klar rassistischen und antisemitischen Provokationen hinreißen. Der Umstand, dass der Parteigründer nach der Übergabe des Parteivorsitzes an seine Tochter im Jahr 2011 nicht darauf verzichtete, gezielt gegen ihre Strategie der „Entdämonisierung“ Stimmung zu machen, entzweite die beiden Schritt für Schritt. Sie ließ ihn aus der Partei ausschließen.
Die Rolle ihres Vaters als umstrittenster Politiker des Landes hat Marine Le Pen geprägt. Acht Jahre war sie alt, als Unbekannte einen Brandanschlag auf sein damaliges Haus in Paris verübten. Sie blieb zwar unverletzt. Doch es handelte sich um einen Schlüsselmoment, schrieb sie in ihren Memoiren: „Noch im Puppenspiel-Alter werde ich mir einer fürchterlichen Sache bewusst: Wir sind nicht wie die anderen.“
Marine Le Pen wollte ursprünglich nicht in die Politik
Le Pen legte sich eine harte Schale zu. Groß, kräftig gebaut und mit ihrer rauen Stimme wirkt sie imposant. Sie gilt als Frau, die gerne feiert und herzlich sein kann. Doch wenn sie sich angegriffen fühlt, geht sie in die Offensive. So war sie außer sich, als Journalisten 1984 genüsslich darüber berichteten, dass die Mutter ihren Mann Jean-Marie verließ und mit dessen Biografen durchbrannte. Erbost erklärte der gehörnte Familienpatriarch, sie könne putzen gehen, statt auf Unterhalt zu warten – woraufhin die untreue Gemahlin in Putzfrauen-Montur für den Playboy posierte. 15 Jahre weigerte sich Marine Le Pen, ihre Mutter zu sehen.
Zunächst wollte Marine gar nicht in die Politik einsteigen – doch nach einem Jura-Studium als Anwältin wurde sie juristische Direktorin beim Front National. 1998 gewann sie ein erstes Abgeordnetenmandat, 2004 wurde sie EU-Abgeordnete, seit 2017 sitzt sie in der Nationalversammlung. Sie verschrieb sich derart der Politik, dass sie – wie sie einmal zugab – zu wenig Zeit für ihre drei Kinder aus zwei Ehen hatte. Seit 2009 ist Le Pen mit ihrem Parteikollegen Louis Aliot liiert.
Unter Marine Le Pen erstarkten die Rechtsnationalen. Hat sie nun ihren Zenit überschritten? Vielleicht. Dennoch spricht vieles dafür, dass die 50-Jährige einen weiteren Anlauf nehmen wird, an die Spitze des Staates zu gelangen.
Die Diskussion ist geschlossen.