Becks bitterer Abgang - Müntefering soll übernehmen
Kurt Beck hat die Brocken hingeworfen und äußert sich in einer ersten Erklärung nach seinem Rücktritt verbittert über seine Partei. SPD-Chef soll Franz Müntefering werden. Frank-Walter Steinmeier wird als Kanzlerkandidat die Partei in den Wahlkampf führen.
Berlin (AFP) - Mit einem politischen Paukenschlag hat SPD-Chef
am Sonntag die Führung der Partei Außenminister
und
überlassen.
gab nach einer dramatischen SPD-Klausurtagung am Sonntag am brandenburgischen
seine Kanzlerkandidatur für die
2009 und zugleich den überraschenden Rücktritt Becks vom Amt des Parteichefs bekannt. Als dessen Nachfolger solle auf einem Sonderparteitag
gewählt werden, der bereits bis 2005 SPD-Vorsitzender war. Zu seiner Kanzlerkandidatur sagte
: "Ich trete nicht an, um auf Platz zu spielen. Ich trete an, damit wieder ein Sozialdemokrat
Deutschlandregiert."
Steinmeierkündigte weiter an, dass er selbst als Partei-Vize die
SPDkommissarisch bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden führen werde. Dafür habe er
Münteferingvorgeschlagen; das SPD-Präsidium habe diesem Vorschlag zugestimmt. Über den Rücktritt Becks äußerte sich
Steinmeier"überrascht und schockiert". "Wir schulden ihm alle großen Dank", fügte er hinzu. SPD-Generalsekretär
Hubertus Heilsagte, der SPD-Vorstand werde am Montag den Termin für den Sonderparteitag festlegen.Beck selbst äußerte sich in einer persönlichen Erklärung verbittert. Sein gemeinsam mit
Steinmeierausgearbeitete Plan, "mit dessen Nominierung zum
Kanzlerkandidatender
SPDdurchzustarten und gemeinsam für einen Erfolg bei der
Bundestagswahl2009 zu sorgen" sei durch gezielte Falschinformationen an die Medien "durchkreuzt" worden. Beck bezog sich dabei offensichtlich auf Berichte, wonach
Steinmeierauf eine rasche Nominierung gedrängt haben soll. Dies war von Seiten der
SPDdementiert worden.SPD-Vorstandsmitglied Angelica Schwall-Düren sagte, Beck habe in der Sitzung zunächst selbst
Steinmeierals
Kanzlerkandidatenvorgeschlagen. Direkt danach habe er erklärt, er wolle auf sein Amt als Parteichef verzichten, weil ihm aufgrund der Vorgänge der vergangenen Wochen dafür die Kraft fehle. Danach verließ Beck die Sitzung vorzeitig. Er bedauere diesen Schritt von Beck außerordentlich, sagte
Heil, der ihm seine Arbeit dankte.
Steinmeieräußerte die Erwartung, dass mit den nun getroffenen Entscheidungen "ein wirklicher Neuanfang" und "ein Ende der
Kämpfevon Flügeln und Personen" verbunden sein werde. "Eine starke Sozialdemokratie ist notwendig für unser Land", unterstrich er seinen Führungsanspruch. "Wir wollen ein Land, in dem die starken Schultern für die schwachen eintreten." Die Sozialdemokraten würden sich jetzt unterhaken, "um mit dieser Idee das Land neu zu gestalten". Mit diesem Tag beginne "die Aufholjagd für den
Wahlkampf2009".In den SPD-Gremien gab es Unmut, weil dessen Mitglieder von der Kanzlerkandidatur
Steinmeiersteilweise zunächst aus den Medien erfuhren. Während die meisten Mitglieder der Spitzengremien wie geplant am Vormittag zur Klausur zusammenkamen, trafen sich Beck,
Steinmeierund weitere Mitglieder des engsten SPD-Führungskreises zunächst für knapp zwei Stunden zu einem separaten Gespräch einige Kilometer weiter. Eigentlich hatte auf der Klausur über ein elfseitiges Strategiepapier beraten werden sollen, das
Steinmeiergemeinsam mit Beck erarbeitet hatte. Die Juso-Vorsitzende
Franziska Drohselwarnte in der "
Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagsausgabe), eine "reine Fortführung der Agendapolitik" durch
Münteferingund
Steinmeierwürde an der Parteibasis fatale Auswirkungen haben.Führende Außenpolitiker der Union warnten bereits kurz nach Bekanntwerden der SPD-Entscheidung zur Kanzlerkandidatur am Samstagabend,
Steinmeierdürfe deswegen sein Regierungsamt nicht vernachlässigen. Der außenpolitische Sprecher der
Unionsfraktionim
Bundestag,
Eckart von Klaeden, sagte "
Spiegel Online": "
Deutschlandbraucht einen Außenminister, der sich zu hundert Prozent seiner Aufgabe widmet." Grünen-Parlamentsgeschäftsführer
Volker Beckwertete diese Äußerungen als "scheinheilig". Er verwies auf die Doppelfunktion von
Angela Merkelals Bundeskanzlerin und CDU-Chefin.
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