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  3. Frankreich: Anhaltende Resignation

Frankreich
01.01.2012

Anhaltende Resignation

Für unsere Nachbarn ist 2012 ein entscheidendes Jahr. Der Präsident wird neu gewählt. Gesucht wird ein Impulsgeber. Der ist nicht zu sehen, die Kandidaten bleiben blass. Das stolze Land bläst Trübsal. Ein Stimmungsbild

Paris Mit den Austern lief es wieder prima. Und das, obwohl ihr Preis kräftig angezogen ist wegen eines Virus, der sie in diesem Jahr dezimiert hat. Doch Arnaud kann nicht klagen über das Feiertagsgeschäft. Fingerfertig sortiert er seine Kisten. „Ich habe ja befürchtet, dass die Leute sich zurückhalten. Wir haben doch Krise. Aber davon spüren wir nichts.“ Regelmäßig fährt der Meeresfrüchte-Händler aus der südfranzösischen Fischer-Hochburg Arcachon nach Paris, um seine Ware auf dem Wochenmarkt zu verkaufen. Arnaud ist ein hingebungsvoller Plauderer, aber geschäftstüchtig, und daher kurz angebunden. Er hat zu tun. „Bonne année, gutes neues Jahr“, ruft er noch. Bestens gelaunt, was kein Wunder ist. Oder doch?

Vertraut man Umfragen, fällt er aus dem Rahmen. Nicht mit seiner positiven Geschäftsbilanz, denn gute Umsätze melden auch andere Händler. Allerdings kürte eine internationale Erhebung die Franzosen nun erneut zu den Weltmeistern im Pessimismus: Vier von fünf Befragten sehen wirtschaftlich schwarz für 2012. Das sind mehr als in akuter, von der Schuldenkrise betroffenen europäischen Staaten, auch mehr als in Krisenherden wie Tunesien oder dem Irak.

Wie aussagekräftig ein Stimmungsvergleich zwischen 51 so unterschiedlichen Ländern wie dem Irak, Hongkong und wiederum Frankreich auch sein mag – der Eindruck der Trübsal blasenden französischen Nation trügt nicht. Im stolzen Land des „Savoir-vivre“, des Wissens also, wie man (gut) lebt, herrscht ein Klima der Zukunftsangst. Zeitungen und Magazine bestärken das noch mit apokalyptischen Visionen vom Zusammenbruch des Euro oder Titelgeschichten über „Diejenigen, die Frankreich ruinieren“ – all die Finanzkapitalisten, Sozialbetrüger, Steuerflüchtlinge. Zwar pflegen Franzosen ihren Ruf als „râleurs“, als ewige Nörgler. Einer Umfrage zufolge betreiben 93 Prozent diesen „Volkssport“, für den es jetzt sogar eine Meisterschaft gibt nach dem Motto: „Ich nörgle, also bin ich.“

Und doch lässt sich die anhaltende Resignation nicht einfach als bloße landestypische Schrulle abtun. Bereits vor zwei Jahren beschrieb Jean-Paul Delevoye, der als „Mediator der Republik“ eine Vermittlerrolle zwischen Bürgern und Staat einnahm, ein „psychisch ermüdetes“ Land; die peinliche Vorstellung der „Blauen“ bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika erschien vielen symbolträchtig für den Zustand der Nation im Niedergang.

Seither hat die Schuldenkrise im Euro-Raum die Ängste vor dem Absturz noch verstärkt. Mit der nachlassenden Wirtschaftskraft sinkt das Selbstvertrauen, aber auch das Vertrauen in die Politiker und ganz konkret in Nicolas Sarkozy. Verdrossen gehen Franzosen ins Wahljahr 2012. Bestimmt die „Königin der Wahlen“, bei der im Frühjahr der neue (oder alte) Präsident gekürt wird, seit Langem alle Debatten, so ist von Enthusiasmus wenig zu spüren. Und ganz egal wie die Wahl auch ausgeht – der ersehnte Befreiungsschlag, der wird wohl ausbleiben.

Der letzte Mann, der den Franzosen neuen Mut einflößen konnte, war Dominique Strauss-Kahn: Als ausgewiesener Ökonom und weltläufiger Politiker galt der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) als idealer Kandidat der oppositionellen Sozialisten. Mehr als 30 Jahre nach dem letzten Wahlsieg durch François Mitterrand schien ein Triumph über die Konservativen wieder zum Greifen nah, zumal auch die Regional- und Senatswahlen erfolgreich für die Linke verliefen. Strauss-Kahn erhielt über Parteigrenzen hinweg Zustimmung, führte alle Umfragen an. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag im Mai letzten Jahres, an dem eine New Yorker Hotel-Angestellte ihn der Vergewaltigung beschuldigte. Die große Bestürzung in Frankreich über die darauf folgende Demontage des einstigen Starpolitikers, der in immer weitere Sex-Affären und -Vorwürfe verwickelt wurde, erklärt sich auch durch die große Lücke, die er hinterließ.

Seither haben sich Sarkozys Chancen auf eine Wiederwahl verbessert. Auch er konnte einmal viele Franzosen mitreißen, das war 2007, als er in fulminanten Wahlkampfauftritten den „Bruch“ versprach mit einem verkrusteten System, den lähmenden letzten Jahren unter Jacques Chirac. Mit einer harten innenpolitischen Linie gewann Sarkozy viele Sympathisanten des rechtspopulistischen Front National, den er fast in die Bedeutungslosigkeit verdrängte. Indem er Maßnahmen zur Steigerung der Kaufkraft ankündigte, traf er die Hauptsorge der Wähler. „Mehr arbeiten, um mehr zu verdienen“, lautete sein Versprechen, das ihm heute um die Ohren fliegt. Er hat es nicht gehalten.

Mit seinem ehrgeizigen Reformeifer, mit dem er zahlreiche Baustellen vom Justiz- über das Bildungs- bis zum Rentensystem zugleich anging, stieß der Staatschef auf Widerstand. Zumal die Wirtschaftskrise viele Ambitionen zunichtemachte und seine schlechte Bilanz mit bedingt: Am Ende von Sarkozys Amtszeit sind eine Million mehr Menschen ohne Job als vorher, die Arbeitslosigkeit ist mit fast zehn Prozent so hoch wie seit 1999 nicht mehr. Das Wachstum wird den Prognosen nach auch 2012 höchstens schwach sein. Und die Rating-Agenturen drohen mit der Abstufung der Bestnote für die Kreditwürdigkeit angesichts der hohen Staatsverschuldung von 85,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Doch im Wahlkampf wagt Sarkozy nur vorsichtige Sparprogramme. Einer seiner letzten Trümpfe bleibt noch der Bonus des Amtsinhabers als beschützender, krisenerprobter Staatsmann. Sarkozy übt den ständigen Schulterschluss mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, stellt Deutschland als Erfolgsmodell dar, will im internationalen Krisenmanagement glänzen. Doch so bedeutsam für Frankreich traditionell seine Rolle in der Welt ist – mit tönenden Auftritten in Brüssel oder einem Nato-Krieg gegen den einstigen libyschen Machthaber Gaddafi, den Sarkozy wenige Jahre zuvor umworben hatte, lassen sich französische Wahlen nicht gewinnen.

Allerdings wirkt Sarkozy neuerdings zurückhaltender, hat aus anfänglichen Fehlern gelernt: Das Anbiedern an den Geldadel brachte ihm den Beinamen „Bling-Bling-Präsident“ ein, die exzessive Zurschaustellung seines Privatlebens an der Seite Carla Brunis irritierte gerade konservative Wähler, ebenso sein herrisch-autoritäres und manchmal vulgäres Verhalten, das bis zur Beschimpfung von Bürgern ging. Das Ruder herumreißen allerdings kann Sarkozy wohl nur dann, wenn er erneut einen Bruch verspricht – den mit sich selbst. Im kleinen Kreis hat er einen „großen Coup“ angekündigt, wenn die Kampagne Ende Februar offiziell beginnt. Zwar war nie ein Präsident der Fünften Republik unbeliebter. Doch erstmals steigen die Umfragewerte leicht an. Mit Sarkozy ist noch zu rechnen.

Das weiß auch sein Hauptherausforderer, François Hollande, der Strauss-Kahn nach dessen Ausfall plötzlich als Hoffnungsträger der Sozialisten ersetzen sollte. Doch die Welle der Sympathie, auf der er zunächst ritt, sie verliert derzeit an Kraft. Hollande macht Patzer, er äußert sich unklar zu Schlüsselthemen wie der Rente mit 60, riskiert mit seinem Festhalten an der Atomkraft einen Bruch mit den Grünen, auch an internationaler Erfahrung fehlt es ihm. Taugt der Ex-Partner der 2007 gescheiterten Kandidatin Ségolène Royal zu einem Impulsgeber, den die Wähler sich ersehnen? Auf Hollandes Versprechen, er werde ein „normaler“ Präsident ohne die Extravaganzen eines Sarkozy, antwortete dieser voller Hohn: „Haben Sie schon viele Frauen sagen hören: Ich bin total verrückt nach einem normalen Typen?“

Anders als eine Frau von ihrem Liebhaber erwarten die Franzosen von ihrem nächsten Präsidenten aber wohl nicht, dass er sie betört; gerade nach der Erfahrung mit Strauss-Kahn, dessen Charisma auch auf einer Fassade aufbaute. Es würde wohl reichen, der alte oder neue Präsident könnte den Franzosen das Vertrauen in ihr lebens- und liebenswertes Land zurückgeben – und die Gewissheit, dass sie sich auch künftig ihre Austern leisten können. Das würde auch den Händler Arnaud freuen, er hätte auch weiterhin viel zu tun und auch 2012 „une bonne année“.

Ein gutes Jahr.

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