Bayern pocht auf Rückzahlung der Corona-Hilfen
Bis zum Sommer müssen Betriebe prüfen, ob sie die ersten Corona-Hilfen an den Staat zurücküberweisen müssen. Die Unternehmer regt auf, dass andere Bundesländer großzügiger sind.
"Viel Freude hat man nimmer. Man fühlt sich wie das Letzte." Die Unternehmerin Marion Hornung-Schuck aus Regensburg ist frustriert. Drei Feinkostläden hat die 55-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann Thomas. Tee, Kaffee, Schokolade, Liköre. Die Eltern haben das Geschäft in den 70er Jahren aufgebaut. Corona war der tiefste Einschnitt der Firmengeschichte.
Nach der Pandemie sitzt Unternehmerin Marion Hornung-Schuck auf einem Schuldenberg von 160.000 Euro
Die Firma hat überlebt, die Mitarbeiter sind geblieben, die Kunden wieder da. Aber der Kampf gegen die Pandemie hat Wunden geschlagen. Die Chefin erzählt von einem Kredit von 130.000 Euro der Staatsbank KfW, den sie jetzt abstottern müssen. Das allein wäre schmerzlich, aber wütend wird Marion Hornung, wenn sie auf das Thema Corona-Soforthilfen kommt. Es waren die ersten Staatshilfen, die im Frühjahr 2020 während der ersten Welle gewährt wurden. Die Hornungs bekamen nach eigenen Angaben 30.000 Euro.
Und es sieht jetzt danach aus, dass sie das Geld zurückzahlen müssen. Ihr Schuldenberg summierte sich damit auf 160.000 Euro. Mit dem Geld zahlten sie Miete, Ware und stockten die Gehälter ihrer 22 Angestellten auf, weil das Kurzarbeitergeld für sie sehr knapp bemessen gewesen wäre.
Viele setzten auf Zusage "unbürokratischer Hilfen"
Zuständig für ist Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Ende vergangenen Jahres erhielten die rund 260.000 Bezieher der Soforthilfe ein Schreiben mit der Aufforderung bis Juni zu prüfen, ob die Mittel zurückgezahlt werden müssen. "Da können wir nichts machen, es handelt sich um Vorgaben des Bundes", sagte der Sprecher Aiwangers.
In der Tat waren die Hilfen stets an Bedingungen geknüpft, doch in der damaligen Ausnahmesituation war noch viel von Solidarität und unbürokratischer Hilfe die Rede. Die Einschränkungen des Kleingedruckten gingen unter. Was die Regensburger Feinkosthändlerin und Zehntausende andere Unternehmer aus Bayern besonders aufregt, sind Unterschiede zwischen den Bundesländern.
Hoffnung macht ein Urteil aus Nordrhein-Westfalen
Im Freistaat dürfen sie nämlich bei der Berechnung des Liquiditätsengpasses keine Personalkosten ansetzen, in Baden-Württemberg und Sachsen aber schon. "Warum ist in Sachsen alles anders? Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun", beklagt Hornung. Das bayerische Wirtschaftsministerium verweist darauf, dass immer klar kommuniziert worden sei, "dass Personalkosten nicht angesetzt werden können".
Die Grünen im Bayerischen Landtag sehen das anders und wollen die Rückzahlung der Soforthilfen stoppen. Hoffnung macht den Unternehmen auch eine Gerichtsentscheidung aus Nordrhein-Westfalen. Das Oberverwaltungsgericht Münster urteilte jüngst, dass Rückforderungen in großen Teilen unzulässig sind.
Die Diskussion ist geschlossen.
@Wolfgang B.. Ich glaube eher sie verstehen keinen Sarkasmus:)
Und ich glaube, daß da keine Spur von Sarkasmus war. Man kennt mittlerweile seine "Pappenheimer" ein klein wenig.
Ich hoffe doch, daß die wenigsten hier keine Arbeitgeber sind. Ist vermutlich auch so. Zur Erinnerung: Arbeitgeber habe auch eine soziale Verpflichtung.
Das nächste Mal keine Hilfe beantragen, sondern einfach die Leute entlassen. Das wäre der bessere Weg gewesen.
Awo, wieso sollte man Personalkosten auch ansetzen können? Die hätte man doch einfach alle entlassen und ins Arbeitslosengeld schicken können! Oder wie stellen sich unsere Politiker das vor?
Wer Hilfen zu unrecht bekommen hat weil er z.B. nicht bedürftig war muß sie natürlich zurückzahlen. Wo ist das Problem?
Ganz einfach wo das Problem ist:
1. Die ursprünglichen Bedingungen wurden nur sehr unzulänglich und zum Teil erst nach Zuteilung der Hilfe kommuniziert.
2. unbürokratisch war und ist im Nachhinein gar nichts
3. Das Personalkosten nicht berücksichtigt werden sollten, ist und war der größte Unfug überhaupt
4. Wie im Artikel beschrieben, wird Punkt 3 aber in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt, - arbeitet das Personal in Bayern für "0" ? Wäre es besser gewesen gleich alle raus zu werfen?
Ich bin bei ihnen, wer die Hilfe nicht benötigt hat, sollte diese auch zurückzahlen, aber der Freistaat hat sich hier zumindest kommunikativ selbst ein Ei gelegt.
Grüße an Herrn Aiwanger und sein Ministerium., war wieder mal hochprofessionell.
(edit/mod/NUB 7.2)
Der dumme wäre dann derjenige der keine Staatshilfen beantragt hat...
Nein die dummen sind dann Sie und ich, Franz. Je mehr Mittelständler über die Klippe fallen, desto teurer werden vor allem Dienstleistungen für uns beide. Als win-win- Situation brechen mit jeder Firmenpleite Steuereinnahmen weg.
Nicht das Coronavirus hat die Wirtschaft ruiniert, sondern die Politiker.