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Ägypten
16.10.2023

Ramses und das Sonnenwunder von Abu Simbel

Der Tempel von Abu Simbel wurde in das Landesinnere versetzt.
Foto: Adobe Stock

Am 22. Oktober ist im Monumentaltempel von Abu Simbel in Ägypten wieder das Sonnenwunder zu bestaunen. Jedes Mal kommen Tausende und verbringen schlaflose Stunden für nur wenige Augenblicke. Das Erlebnis ist beeindruckend und doch auch sehr speziell.

Japanische Eltern achten bei der Auswahl des Namens für ihr Kind besonders auf Klang und Aussprache. Aber der Name soll auch aus besonders schön anzusehenden Schriftzeichen bestehen. So gesehen „liegen wir mit Miyu und Takumi auf jeden Fall im vorderen Mittelfeld“, sagt der 28-jährige Takumi und seine Freundin Miyu nickt zustimmend. Hier, vor dem Tempel in Abu Simbel, der seit 1979 auf der Weltkulturerbeliste der Unesco steht, liegen die beiden sogar noch weiter vorne, nämlich unter den ersten hundert. Nur sie und vielleicht noch mal hundert bis 150 andere werden das Sonnenwunder in Echtzeit und hautnah erleben können. Für alle Nachkommenden ist die Zeit zu kurz. Das Sonnenwunder von Abu Simbel dauert gerade mal 20 Minuten und 5000 Leute werden jedes Mal erwartet. 

„Sonnenwunder“, erklärt Mohamed El Bialy, „bedeutet, dass das Sonnenlicht bis in das rund 65 Meter hinter dem Tempeleingang gelegene Heiligtum fällt und dort drei der vier Götter beleuchtet: von rechts gesehen den Sonnengott Re, Ramses II. mit mächtiger Doppelkrone, Reichsgott Amun und Ptah, der auch in diesen 20 Minuten stets im Dunkeln bleibt. Der Gott der Dunkelheit benötigt schließlich niemals Licht.“ El Bialy ist Direktor der antiken Stätten von Assuan und Nubien, damit also auch für Abu Simbel, denn der Tempel liegt im südlichen Nubien, nur etwa 20 Kilometer von der Grenze zum Sudan entfernt. Das Schauspiel passiert nur zweimal im Jahr, am 22. Oktober und am 22. Februar und belegt die große Kenntnis der alten Ägypter von Astronomie wie Technologie.

Abu Simbel wurde landeinwärts wieder aufgebaut

Es ist 3.10 Uhr und stockdunkel. Seit zwei Uhr sind Miyu und Takumi auf den Beinen. Um drei Uhr wurde der Haupteingang der weitläufigen Anlage geöffnet und nun liegen sie und hundert andere aus ihrem Land, aber auch aus Deutschland, den USA und Frankreich, direkt zu Füßen der vier kolossalen, 22 Meter hohen Ramses-Statuen von Abu Simbel, die aus einem Steinblock gemeißelt wurden. Die Menschen hocken auf mitgebrachten Kissen, liegen auf Decken oder Hotelhandtüchern in Open-Air-Konzert-Atmosphäre. Schlange sitzen am Tempel, ein bisschen Dösen oder mit den Sitznachbarn quatschen: etwa über japanische Vornamen. Wobei ein Stichwort das andere gibt um diese Uhrzeit: Vorderes Mittelfeld bei Vornamen führt schnell zu Fußball, aber auch zu allem Möglichen wie Frauenrechte in Japan, Fukushima und zur Neun-Tage-Europatour von Miyu und Takumi im letzten Jahr. „Aber diesmal haben wir viel mehr Zeit!“, sagt Takumi. „Diesmal sind es fünf Tage netto – nur für Ägypten, für 2500 Euro pro Person!“ Und das Sonnenwunder soll das Highlight werden. Ein paar japanische Landsleute haben sogar 5000 Euro Bakschisch extra bezahlt, nur um in der Nacht vom 21. auf den 22. im Tempel meditieren zu dürfen.

Der Sonneneinfall wurde so berechnet, dass der Gott der Dunkelheit nicht angeleuchtet wird.
Foto: Dave/Adobe Stock

Abu Simbel wurde zwischen 1964 und 1968 ab- und 65 Meter höher sowie 185 Meter weiter landeinwärts wieder aufgebaut. Somit hat sich das Sonnenwunder um einen Tag nach hinten verschoben. Aber ohne diesen Umzug wäre der Tempel durch den aufgestauten Nassersee, der durch den Assuan-Staudamm entstand, überflutet worden. Heute zeigt sich Abu Simbel als Kuppelbau, der im Inneren aussieht wie ein Kraftwerk, aber nach außen dem ursprünglichen Felsen täuschend ähnlich sieht. 

Würde man Ramses heute als Diktator bezeichnen?

Um 3.34 Uhr zieht eine Hundertschaft Polizei in Paradeuniform zum Tempel. Mit Seilen sperren sie die Mitte vor dem Tempeleingang ab, den Weg, den die Sonnenstrahlen bis ins Heiligste nehmen werden. Leider spricht keiner der Polizisten Englisch. Deshalb geht’s nur bilateral japanisch-deutsch auf Englisch weiter. Ob man Ramses heutzutage als einen Diktator bezeichnen würde? Der vierfache Ramses aus Stein scheint erhaben und gütig zu lächeln über diese Frage im gelblichen Kunstlicht. „Wahrscheinlich“, mischt sich eine Kalifornierin ein. „Schließlich dienten ihm die Leute wie Sklaven.“ Sicher ist, die Lebens- und kulturelle Situation aus dem 13. Jahrhundert vor Christus lässt sich zwar schwer mit dem 21. Jahrhundert danach vergleichen, aber seine fünf Millionen Untertanen mussten hohe Steuern in Form von Weizen und Mais entrichten und während der Flut, wenn der Nil über die Ufer trat, für Ramses als Bauarbeiter schuften. Bis zu 20 Sommer dauerte die Vollendung von nur einem der 20 Tempel, für die Ramses als Bauherr verantwortlich zeichnete. Zehn weitere Tempel okkupierte er einfach, indem er die Namenskartuschen der Tempel auf seinen Namen austauschen ließ. Das ist ungefähr mit einem widerrechtlichen Wechsel des Klingelschildchens an der Haustür vergleichbar. Besucht hat Ramses Abu Simbel nur zweimal – und damit immerhin einmal mehr als die meisten anderen seiner Tempel, die er nur zur Eröffnung aufsuchte. Nach Abu Simbel kam Ramses ein zweites Mal – scheinbar ganz Mensch und Mann –, um nach dem Tod seiner geliebten Frau Nefatari, der in unmittelbarer Nähe ein eigener Tempel gewidmet ist, zu trauern. 

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Der Tempelwächter hat einen Schlüssel wie das Anch-Zeichen für Leben.
Foto: Jochen Müssig

Gegen vier Uhr scheint die Tiefschlafphase im Ramses-Lager eingekehrt zu sein. Es ist ruhig, obgleich inzwischen sicher schon um die 500 Leute vor dem Tempel warten. Auch Miyu ist an der Schulter von Takumi eingenickt. Die Kalifornierin ist noch wach, ein paar Jungs aus Belgien saufen ungeniert Bier und einer ist ganz vertieft in einen Ägypten-Führer. Seine Handy-Lampe beleuchtet ein Foto von Ramses' Mumie, die unter Glas im Nationalmuseum von Kairo liegt. Er muss ein stattlicher Mann gewesen sein, sechs Fuß groß, also etwa 1,80 Meter, erhaben, mit Hakennase und langer Kinnpartie. Er soll auch einen sehnigen Körper gehabt haben, mit schmalen, langen Zehen. Die Kalksteinfiguren von Abu Simbel wirken da deutlich fülliger. 

Es ist 5.20 Uhr. Der Sonnenaufgang naht in Abu Simbel

Im Tempel von As Subu, hundert Kilometer nördlich von Abu Simbel, ließ sich Ramses als Sphinx darstellen, in vielen anderen Anlagen als kräftiger Kämpfer und siegreicher Krieger. „Der Tempel von Abu Simbel zeigt Ramses auf dem Weg von Mensch zu Gott“, erklärt Wissenschaftler El Bialy. „Draußen ist er in vierfacher Form noch Mensch, begleitet von seiner Familie zu seinen Füßen, im Heiligtum drinnen hat er sich dagegen schon in die Reihe der bedeutendsten Götter eingereiht, die man in der 19. Dynastie verehrte.“ Er galt als weise, erfolgreich und barmherzig, aber: „Die Menschen sollten ihn als Gott verehren!“ Auch das Sonnenwunder sollte diese Vergöttlichung unterstreichen, wird vermutet. Der Wissenschaftler bezweifelt jedoch, dass die ursprünglichen Sonnenwundertage einhergehen mit Geburts- und Krönungstag von Ramses II., wie vielfach geschrieben wird. El Bialy vermutet saisonale Gründe: Sommeranfang und Sommerende. Die Wahrheit rausfinden wird wohl keiner mehr …

Der Gang zum Sonnenwunder.
Foto: Jochen Müssig

Plötzlich erschallt laute Headbanging-Musik. Welch ein Affront an diesem ruhigen Ort! Es ist 5.20 Uhr, der Sonnenaufgang naht. Noch sind die steinernen Ramses-Figuren angestrahlt. Auch im Tempelinneren brennt noch Licht. Die werden doch nicht ...? Nein, um 5.45 Uhr gehen Lichter und Musik aus. Es dämmert und die Spannung steigt. Ein Dunstschleier verhindert die ersten direkten Sonnenstrahlen in den Tempelgang. Es dauert bis 5.56 Uhr: Dann dringen die Menschen in das Innere des Tempels. Doch mit der Anmut ist es nun vorbei: „Yala! Yala!“, rufen die Polizisten und schieben die Leute in den Tempel wie eine Viehherde. „Weiter! Weiter!“ So viele wie möglich sollen das Sonnenwunder erleben können. „Yala! Yala!“ – immer wieder. Wer stehen bleibt, wird weiter geschubst. Stehen bleiben gibt’s nicht. Immer weiter! „Yala! Yala!“ Der Weg ist genau vorgegeben. Bis man vor den vier Göttern steht: Ptah im Dunklen, die anderen drei angestrahlt vom rotorangen morgendlichen Sonnenlicht. „Yala! Yala!“ Weiter, weiter ... In gebückter Haltung, damit kein Schatten auf die Figuren fällt, wird man flugs weitergenötigt.

Schade, es ist nicht wie am Gipfelkreuz, wo die beschwerlichen Stunden des Aufstiegs mit Ruhe und Erhabenheit belohnt werden. Das Sonnenwunder-Glück besteht nur aus ein paar Sekunden – und verliert mit der Masse und dem Geschiebe an Würde. Faszinierend bleibt es trotzdem. Und fröhlich wird es auch noch: durch das Sonnenfest auf dem Vorplatz. Die Derwisch-Tänzer geben alles, drehen sich minutenlang, posieren mit Touristen für Fotos. Es ist ein lockeres, ein fröhliches Fest, das der Sonne gewidmet ist. Auch Miyu und Takumi posieren und der Tempeltürsteher Awad Hassan, einer von elf Tempelwächtern, die sich im 24-Stunden-Schichtdienst abwechseln, steht mit seinem überdimensionalen Schlüssel herum, wie bestellt und nicht abgeholt. Es ist sein elftes Sonnenwunder. „Zweimal gab es nichts zu sehen“, sagt er nüchtern, „weil zu dichte Wolken da waren …“.

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