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Italien
14.04.2023

Wo es im Piemont noch viel Unbekanntes zu entdecken gibt

Vom Ufer des Ortasees ergeben sich immer wieder traumhafte Blicke auf die alpinen Berge des Piemont.
2 Bilder
Vom Ufer des Ortasees ergeben sich immer wieder traumhafte Blicke auf die alpinen Berge des Piemont.
Foto: Jana Tallevi

Den Lago Maggiore, den Ortasee, das kennt man. Das Piemont aber nördlich der Provinzhauptstadt Novara hat viel Geheimnisvolles zu bieten. Und nicht selten spielen Hexen dabei eine Rolle.

Kennt den noch jemand, Carl-Heinz Schroth, der dort an der Uferpromenade des Ortasees sitzt und die zauberhafte Landschaft malt? Natürlich nicht wirklich, immerhin ist der deutsch-österreichische Schauspieler seit Jahrzehnten tot. Aber in dem kleinen Ort Orta San Giulio ist er sehr lebendig, scheint eine Figur der Zeitgeschichte zu sein und wird wie eine Ikone verehrt. Davon zeugt nicht nur die lebensgroße Skulptur am Ufer. Hier sitzt der alte Schauspieler vor einer Staffelei, blickt zur Insel San Giulio und malt. Und nicht nur das: Auch auf einem Fresko an einer Hauswand nicht weit entfernt ist er zu sehen, diesmal mit seiner Filmpartnerin Brigitte Horney. Das Bild zeigt die beiden Alten als „Jakob und Adele“ in der gleichnamigen ZDF-Serie von vor 40 Jahren. Darin ging es um zwei Senioren, die es endlich an ihren Traumort schaffen. Carl-Heinz Schroth liebte den Ortasee tatsächlich und bastelte die Fernsehserie um ihn herum. Damit holte er die oberitalienische Landschaft aus einem touristischen Dornröschenschlaf. Erst seitdem gibt es dort so etwas wie Tourismus, wie man ihn von anderen oberitalienischen Seen kennt.

Lago Maggiore Carl-Heinz Schroth Der Schauspieler Carl-Heinz Schroth liebte den Ortasee. Er machte ihn durch die Fernsehserie "Jakob und Adele" in den Achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erst einem deutschen Publikum bekannt.
Foto: Jana Tallevi

Der Ortasee liegt in der Region Piemont: Während praktisch ganz Italien bei Reisenden aus aller Welt immer und überall im Fokus ist, bleibt das Piemont seltsam abgelegen in der Wahrnehmung. Da musste eben erst einer aus Tirol kommen (Schroth stammte aus Innsbruck und wuchs zeitweise in Bozen auf), der den See und seine Landschaft wach küsste. Das funktioniert bis heute - irgendwie. Reisebegleiterin Pia Meltoni, die selbst aus der Gegend ist und vor allem die Landschaft rund um den See liebt, kann es deshalb auch gar nicht verstehen, dass Jakob und Adele heute jüngeren Reisenden aus Deutschland nicht mehr viel sagen. 

Es ist Zeit für ein Wachküssen am Lago Maggiore

Dabei ist es längst Zeit für ein zweites Wachküssen. Irgendwie ist die Region über ihrem Achtziger-Jahre-Zauber wieder eingeschlafen. Einige haben das erkannt. So wie Matteo und Giancarlo Primatesta, die den ehemaligen landwirtschaftlichen Gutshof der Familie, hoch über dem Ortasee gelegen, vor ein paar Jahren in ein Luxusressort umgebaut haben. Nur sechs Jahre später sind die 20 Apartments fast ständig ausgebucht. Anderen geht der Wandel nicht schnell genug. Massimiliano Maroni ist Direktor des größten Hotels in Verbania-Intra am Lago Maggiore, so etwas wie die große Schwester des Ortasees. Ins „Il Chiostro“ kommen viele Gäste seit Jahren. Im Sommer 2022 war das Hotel nach den beiden Corona-Jahren zuvor auch wieder praktisch ausgebucht. Doch Maroni will mehr: mehr junge Gäste, mehr Leben im Hotel, dessen 100 Zimmer, wie der Name sagt, um den Kreuzgang eines ehemaligen Klosters liegen. „Wir können nicht mal bis 22 Uhr Barmusik anmachen, weil die älteren Gäste ihre Ruhe möchten“, beschreibt er. 

Der Ortasee in einer Luftaufnahme.
Foto: Arcanesel/Adobe Stock

Das soll sich in den nächsten Jahren ändern - unbedingt. Und nicht nur das: Wie der Ortasee auch hat der Lago Maggiore zwar hübsche Uferpromenaden, aber kaum Strände. Auch das muss anders werden, findet der Hoteldirektor. Mindestens ein neues Strandbad muss her. 

Zu Gast im Zuhause des Aperitif Crodino

Wer weiß, ob die Wandlung gelingt. Aber muss sie das? Wer genau hinschaut, findet schon jetzt touristische Perlen, wie sie nur abgelegene Regionen bieten können, auch wenn sie mitten in Europa liegen. 

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Lago Maggiore Vittorina Prima Mit rund 20 Frauen betreibt Vittorina Prima in Croveo den Kräuterversand Erba Böna. Sie sagt, dass sie für ihre Kenntnisse möglicherweise vor 400 Jahren als Hexe verbrannt worden wäre.
Foto: Jana Tallevi

Wie die Genossenschaft Erba Böna. Der kleine Firmensitz liegt etwa eine Stunde von Lago Maggiore und Ortasee entfernt, ganz im Norden des Piemont, in Crodo. Hier ist die Grenze zur Schweiz nur wenige Kilometer entfernt. Die unberührten Wiesen sind seit jeher dafür bekannt, die besten Kräuter hervorzubringen. Seit 1964 entsteht in Crodo der berühmte Kräuteraperitif Crodino. Jetzt nutzen auch die 20 Frauen der Genossenschaft diese Schätze. „Wir wollten das Land sinnvoll nutzen und uns selbst gleichzeitig eine Arbeitsperspektive geben“, erklärt Vittorina Prima, eine von ihnen. In dem hochalpinen Klima, gemischt mit der milden Luft der nahen Seen, bilden die Kräuter ein einzigartiges Aroma aus. Ob Frauenmantel, Johanniskraut oder Arnika: Nicht nur ihre Kräutertees schmecken besonders, auch ihre Liköre sind beliebt. Längst können sie vom Vertrieb ihrer Produkte über die eigene Internetplattform leben. Und dann sagt Vittorina Prima: „Früher wären wir wahrscheinlich als Hexen verbrannt worden.“ 

In Croveo nahe der Schweiz fand der letzte Hexenprozess statt

So wie vor etwa 400 Jahren Isabetta aus dem wenige Kilometer entfernten Dorf Croveo. Schon mit 20 war die junge Frau Witwe geworden. Im Narrativ der Zeit konnte das heißen: schutzlos. Und so kam es: Isabetta war eine der letzten Frauen, die dort als Hexe hingerichtet wurde. Warum gerade hier? „Croveo lag nahe an der protestantischen und damit aufgeklärteren Schweiz. Weil es viele Händler gab, die zwischen der Schweiz und Italien pendelten, fürchtete man hier diesen Einfluss. Gleichzeitig glaubte man hier noch lange an verschiedene Naturkulte. Die Jagd auf Hexen, das war damals wie eine Besessenheit der Kirche“, weiß Pia Meltoni. Noch Anfang des 17. Jahrhunderts gab es hier innerhalb von drei Jahren über 20 Hexenprozesse. Das kleine Dorf hat sich seitdem scheinbar kaum verändert. Die Häuser stehen so dicht, dass es im alten Dorfkern keine Straßen gibt, nur Steige für Fußgänger. Zu einigen Häusern gibt es immer noch Hexengeschichten, wie zu jenem, durch dessen Kamin angeblich immer Steine ins Innere fielen. Warf man die aus der Haustür heraus, waren sie kurz darauf verschwunden, erzählt der 88-jährige Diovuole die Geschichte aus seiner Jugend. Sein Name bedeutet übrigens: Gott hat es so gewollt. Seine Mutter starb 1934 bei seiner Geburt, daher der Name. Glaube und Aberglaube haben in Croveo immer schon dicht beieinandergelegen. 

Lago Maggiore Croveo Abseits der Durchgangsstraße liegen die Häuser in Croveo immer noch so dicht beieinander, dass es nur schmale Fußwege durch sie hindurch gab. Die katholische Kirche hat hier in einer Art Besessenheit in nur wenigen Jahren mehr als 20 Frauen als Hexen verbrannt, berichtet Touristenbegleiterin Pia Meltoni.
Foto: Jana Tallevi

Heute versucht man in Croveo das Beste aus der schaurigen Vergangenheit zu machen. Immer Ende Juli gibt es ein Wochenende lang ein Hexenfestival. Bei Musik, Yogakursen und Kräuterschnaps stehen lustige Varianten der Hexen im Mittelpunkt, die mit dem Reisigbesen. Dabei liegt nur wenige Jahrzehnte zurück, dass Frauen unter der Hexenvergangenheit wirklich litten. Ungefähr zu der Zeit, als die Filmfiguren Jakob und Adele an den Ortasee kamen, lebten in einer gemeinsamen Wohnung im Ort Villette zwei unverheiratete Schwestern. „Über eine wurde immer wieder gemunkelt, sie sei eine Hexe“, erinnert sich Rosanna aus ihrer Kinderzeit. Wohl, weil sie sich gut mir Kräutern und deren Wirkungen auskannte. Rosanna kümmert sich mit einer Gruppe Aktiver aus dem Dorf darum, dass die ehemalige Wohnung der beiden Frauen zu einem kleinen Heimatmuseum wird. Es trägt den Namen „Ca’ de Feman“, Haus der Frauen, weil es sich mit dem harten Leben vor allem der Frauen in dieser Region befasst. Unterstützt wird das Projekt auch von der Europäischen Union. Ein Blick ins Schlafzimmer der Schwestern zeigt: Ein 120 Zentimeter breites Bett war der einzige Luxus der beiden. Hier schliefen sie ihr Leben lang, alle beide.

Novara, eine typische Provinzhauptstadt mit frischen Ideen

Wie Rosanna, so kümmert sich auch Paola Todeschino darum, ein kleines Museum einzurichten. Nicht in den Bergen, sondern an deren Fuß in Cascina Marangana, einem ehemaligen Pfarrhof mitten in den Reisfeldern in der Nähe von Novara. Die ehemalige Gymnasiallehrerin für Mathematik ist die Witwe des Schriftstellers Sebastiano Vassalli, der einst sogar für den Nobelpreis nominiert war. Todeschino zeigt seine Bibliothek, seinen Lieblingswein, sein Arbeitszimmer. Auch Vassalli ließ die Vergangenheit seiner Heimat nicht ungerührt. In seinem berühmtesten Buch „Die Hexe von Novara“ geht es wieder um das Thema: Eine junge Frau, ohne Ehemann, sogar ohne Eltern, ist viel zu neugierig und zu aufgeklärt, um in die Zeit zu passen. Sie war die Letzte, die in Novara verbrannt wurde.

Lago Maggiore San Gaudenzio Erst seit gut einem Jahr ist die Kuppel der Basilika San Gaudenzio in Novara zugänglich. Aber nur mit echter Bergausrüstung.
Foto: Jana Tallevi

Novara ist übrigens die Provinzhauptstadt südlich des Ortasees. Hier hat man die Schatten der Vergangenheit längst abgeschüttelt. Die lebendige Handelsstadt zeigt sich modern und mit frischen Ideen. Alle Blicke zieht in der Innenstadt die Kuppel der Basilia San Gaudenzio auf sich. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie in ihrer heutigen Form von Architekt Alessandro Antonelli entworfen und umgesetzt. Seit wenigen Monaten kann man nun auch bis fast ganz oben hinauf in die Kuppel. Allerdings mit Vorsichtsmaßnahmen: Zugang haben Besucher und Besucherinnen nur mit Helm und Bergausrüstung. Ganz nach oben geht es nur mit Karabinerhaken gesichert. Eine einzigartige Kirchenbesichtigung. Und von oben ein weiter Blick über diese Region, die etwas abseits der touristischen Pfade liegt. 

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