"Lebensgefährliche Situationen": Bürger kritisieren Bobinger Verkehrspolitik
Einen emotionalen Appell und eindringliche Worte in Sachen Verkehr gab es für die Bobinger Stadtregierung auf der ersten Bürgerversammlung seit der Kommunalwahl.
Etwas anders als erwartet verlief die coronabedingt erste Bobinger Bürgerversammlung seit den Kommunalwahlen. Nach den Berichten aus den einzelnen Referaten wie Bauamt und Finanzverwaltung erteilte Bürgermeister Klaus Förster den Bürgerinnen und Bürgern das Wort. Dabei zeigte sich, dass das Thema "Verkehr" in Bobingen mittlerweile zu einem Ärgernis geworden ist.
In teilweise sehr emotionalen Appellen an die Stadtregierung und an Bürgermeister Klaus Förster (CSU) direkt wurde die aktuelle Stadtpolitik infrage gestellt. Den Auftakt machte eine Bürgerinitiative, die mittlerweile seit 2019 für Verbesserungen an der Kreuzung Bahnhofstraße/Mayerweg kämpft. Dort war, bereits auf Drängen der Initiative, die provisorische Fußgängerampel durch eine fest installierte Ampel ersetzt worden. Gleichzeitig wurden die Ampelphasen verändert und eine vorgelagerte Lichtzeichenanlage entfernt. Dieser Beschluss fiel übrigens noch in die Zeit des Ex-Bürgermeisters Bernd Müller (SPD).
Bürgerin: Täglich lebensgefährliche Situationen
Über ein Jahr hatte es dann gedauert, technischen Problemen geschuldet, bis der damalige Beschluss letztlich umgesetzt werden konnte. Doch schon bald, so die Sprecherinnen der Bürgerinitiative, zeigte sich, dass sich an der tatsächlichen Situation nur wenig geändert hatte. Letztlich war ja nur die provisorische Ampel zu einem Gesamtpreis von rund 100.000 Euro gegen ein fest installiertes System ausgetauscht worden. Weiterhin gebe es dort täglich lebensgefährliche Situationen. "Diese Kreuzung ist eine tickende Zeitbombe", prangerte Katharina Tröndle von der Bürgerinitiative an. "Sie spielen mit dem Leben unserer Kinder", war ein weiterer Vorwurf von Mitgliedern der Versammlung.
Eine Anwohnerin an besagter Kreuzung meinte gar: "Dort kommt es täglich zu lebensgefährlichen Situationen. Es muss eine ganze Horde von Schutzengeln aktiv sein, die verhindert hat, dass dort bis jetzt kein schlimmer Unfall passiert ist." Noch während der Sitzung vereinbarte Bürgermeister Förster einen Termin mit dem ebenfalls anwesenden Polizeichef Artur Dachs, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Kritik am Bobinger Verkehrskonzept
Doch das war noch nicht alles in Sachen Verkehr. Die Bobinger Stadtregierung hatte ja Anfang des Jahres die Fortschreibung des rund 20 Jahre alten Bobinger Verkehrskonzeptes beschlossen. Seitdem waren die zahlreichen Anträge verschiedener Stadtratsfraktionen und die Bitten vieler besorgter Bürger immer wieder zurückgestellt worden. Die Begründung: Man wolle auf die Empfehlungen aus dem fortgeschriebenen Verkehrskonzept warten. Doch diese Haltung, die von den Bürgern offensichtlich als Hinhaltetaktik empfunden wird, scheint der Stadtregierung nun auf die Füße zu fallen.
Eine Bürgerin bezeichnete die Pläne für den neuen Bebauungsplan in der Point V als undurchführbar. "Eine weitere Bebauung im Bobinger Westen wird die bereits jetzt untragbare Verkehrssituation in der Bahnhof- und Wertachstraße weiter verschärfen." Sie forderte den Stadtrat auf, diese Pläne zugunsten einer Bebauung im Osten Bobingens fallen zu lassen. Eine junge Dame aus der Point warf dem gesamten Stadtrat vor, Entscheidungen zum Verkehr zu treffen, ohne sich vorher ein eingehendes Bild von der Lage zu machen. Stein des Anstoßes war hier, dass der Stadtrat es abgelehnt hatte, an der Kreuzung Lechallee/Wertachstraße einen Verkehrsspiegel anzubringen. Auch wurde den Stadträten und dem Bürgermeister zum Vorwurf gemacht, falsche Prioritäten zu setzen. "Es wird in Bobingen weit in die Zukunft geplant. Es werden millionenschwere Bauvorhaben umgesetzt und der Friedhof bis in das Jahr 2050 entworfen. Dabei wird vergessen, sich um die Bürger im Hier und Jetzt zu kümmern. Selbst die Umsetzung eines simplen Zebrastreifens ist nicht möglich."
In dieselbe Kerbe schlug ein Bobinger aus der Fraunhoferstraße. Er bezeichnete die Verkehrssituation für Radfahrer in der Hochstraße als schlichtweg lebensgefährlich. "Wieso ist es in Bobingen, anders als in anderen Kommunen, nicht möglich, diesen Bereich endlich mit Einschränkungen für den Schwerlastverkehr zu versehen?", fragte er. Ein, ob der Vehemenz und Eindringlichkeit der vorgebrachten Beschwerden, sichtlich verdutzter Bürgermeister Förster blieb allerdings ruhig. Er verwies ein weiteres Mal auf das ausstehende Verkehrskonzept, versprach aber, sich die Wünsche der Bürger zu Herzen zu nehmen und die vorgebrachten Beschwerden mit Polizeichef Artur Dachs, der Verwaltung, sowie dem Stadtrat zu besprechen.
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Es ist einfach journalistisch schlampig, bei dem Beitrag ein Bild zu verwenden, was gar nicht die Kreuzung Mayerweg/Bahnhofstraße zeigt sondern die Kreuzung Wetachstraße/Hirtenstraße.