Eine Blutbank wirft Schatten
Wien/Augsburg (dpa, AZ) - Auf den deutschen Sport kommt möglicherweise ein neuer Dopingskandal zu. Der Fernsehsender ARD wirft Biathleten und Langläufern Blutdoping in Wien vor.
Der Vorwurf Nach Informationen der ARD waren insgesamt 30 Sportler Kunden einer Wiener Blutbank. Rund zwei Drittel von ihnen sollen aus Deutschland sein. Darüber hatten in der vergangenen Woche bereits mehrere Zeitungen berichtet. Laut ARD handelt es sich um "Biathleten und Skilangläufer, die zumindest teilweise zur Weltspitze gehören". Namen nannte der Sender nicht; er ließ offen, wann neue Informationen veröffentlicht würden. Zu den Kunden der Blutbank sollen auch Radprofis gehört haben. Laut ARD unter anderem Michael Rasmussen (Dänemark), Georg Totschnig (Österreich), Michael Boogerd (Niederlande) und Dennis Mentschow (Russland).
Das sagt der Skiverband "Wir haben keinerlei Anhaltspunkte und keinerlei Namen oder sonstige Hinweise, denen wir nachgehen könnten", sagte der Sprecher des Deutschen Skiverbands (DSV), Stefan Schwarzbach. Der DSV bemühe sich weiter um Informationen.
Trainer widersprechen Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang (Frauen) sagte: "Das ist ein ähnlicher Stand wie in der vergangenen Woche. Es war angekündigt worden, dass Ross und Reiter genannt werden. Solange das nicht der Fall ist, kann ich mich schlecht dazu äußern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von unserer Mannschaft jemand dabei ist." Sein Männer-Kollege Frank Ullrich pflichtete ihm bei: "Für meine Truppe hier lege ich die Hand ins Feuer."
Der Sportbund ist besorgt "Diese Meldung ist beunruhigend. Aber wir wissen nicht genau, ob sie zutrifft", sagte der Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper.
Kontrolle in Antholz Unabhängig vom ARD-Bericht bekamen die deutschen Biathleten am Dienstag im Weltcuport Antholz Besuch von Dopingkontrolleuren. "Damit habe ich überhaupt keine Probleme. Je öfter, desto besser", sagte Olympiasieger Michael Greis (Nesselwang). Mehrere Biathleten hatten bereits in der vergangenen Woche die Vorwürfe zurückgewiesen. "Ich kenne keine Blutbank in Wien", sagte Martina Glagow.
Die Vorgeschichte Im November schrieb der damalige Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, Dick Pound, einen Brief an die österreichische Regierung. Darin warf er der Wiener Blutbank vor, "teilweise Athleten beim Blutdoping" unterstützt zu haben. Nach Angaben der Tageszeitung Kurier ermittelt das österreichische Innenministerium in dem Fall. Laut Kurier kamen Sportler sonntags in die Firma, die üblicherweise Blutplasma für Medikamente, Operationen und Notfälle bereitstellt.
Der Chef der Blutbank, Lothar Baumgartner, wies die Vorwürfe zurück: "Ich zweifle an den Angaben. Ich kenne keinen einzigen dieser Herren", sagte er in Hinblick auf die von der ARD genannten Sportler. Baumgartner erklärte, dass er sonntags nie in der Firma sei und von Doping nichts wisse. Seiner Ansicht nach wäre Blutdoping in der Firma nicht möglich. Der Richter Arnold Riebenbauer, der die österreichische Dopingaffäre während der Winterspiele 2006 untersuchte, widerspricht ihm. Er habe Unterlagen, die "anderes nahe legen".
Der österreichische Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka wollte die ARD-Behauptungen nicht weiter kommentieren. "Solange nicht ein Bericht des Innenministeriums vorliegt, werde ich solche Behauptungen nicht kommentieren", sagte er: "Bisher gibt es nur Gerüchte."
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