Eishockey: Absage der DEL-Saison wird immer wahrscheinlicher
Wenn sich in den kommenden Wochen nichts Grundsätzliches auf der Einnahmenseite ändert, könnte die DEL gezwungen sein, ihre Saison komplett abzusagen.
Es mag stimmen, was Haie-Kapitän Moritz Müller als Stimme der Eishockey-Profis in Deutschland beklagt. Dass es die DEL in der Vergangenheit versäumt hat, ihr Geschäftsmodell auf stabile Füße zu stellen, ist kein Geheimnis. Wirtschaftlich rentabel arbeitete schon vor Corona vermutlich kein DEL-Klub. Selbst im Normalbetrieb müssen die Gesellschafter allerorts den ein oder anderen Euro zuschießen, um den Laden am Laufen zu halten.
Nur hilft das Lamentieren über die Vergangenheit nicht, der misslichen Gegenwart zu begegnen. Und die ist so, dass vor allem die kleineren Klubs innerhalb kürzester Zeit pleite gingen, müssten sie mit weniger als 50 Prozent Hallenauslastung spielen. Die Eisarenen sind im Unterhalt teurer, die Profi-Kader größer (und damit ebenfalls teurer) – dafür kommen die Zuschauer zahlreicher als in anderen Hallensportarten. Das sind die Eckdaten einer Abhängigkeit, die die Pandemie gnadenlos ans Licht gezerrt hat.
Deutsche Eishockey Liga hat auf der Kostenseite fast keinen Spielraum mehr
Handballer und Basketballer scheinen nicht ganz so abhängig von Zuschauereinnahmen zu sein und haben mit ihren Bundesligen den Spielbetrieb bereits aufgenommen. Ob das allerdings auch die richtige Entscheidung war, lässt sich momentan noch nicht abschließend beurteilen.
In Deutschlands höchster Eishockeyliga ist der Spielraum auf der Kostenseite weitgehend ausgereizt, die Spielergehälter wurden bereits teilweise gestundet. Weitere Einschnitte dürften den Profis nur schwer zu vermitteln sein.
Wenn sich also in den kommenden Wochen nichts Grundsätzliches auf der Einnahmenseite ändert (sei es durch mehr Zuschauer oder Staatshilfen), wird die DEL ihre Saison absagen müssen. Vieles deutet darauf hin, dass es die so sehnlichst erhoffte Verbesserung der Gesamtsituation eher nicht geben wird. Daher ist es kein schlechter Rat, sich gedanklich schon einmal zumindest mit dem Worst-Case-Szenario zu beschäftigen. Es könnte ein Winter ohne DEL-Eishockey bevorstehen.
Die Alternative wäre, den Spielbetrieb trotzdem aufzunehmen und auf eine göttliche Fügung zu hoffen.
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