Die 80 Millionen Euro Ablöse für Lucas Hernández haben die Diskussion um den Wert eines Fußballer angeheizt. Wem das zuviel Geld ist, der kann etwas tun.
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Schwer zu sagen, wann der Transfer-Irrsinn im Fußball begonnen hat. Was Deutschland betrifft, könnte man die ersten Symptome auf 1963 datieren. Damals legte die Bundesliga eine Höchstgrenze für Spielerablösen fest: 100.000 Mark. Eine Summe, für die es Anfang damals ein Einfamilienhaus in Stadtnähe gab, mit einem Garten in dem sich Fußballspielen ließ.
So viel durfte jetzt ein einziger Spieler wert sein. Irrsinn, oder? Noch viel verrückter: Ehe die ersten 100.000 über den Tisch gingen, war die Regel unter dem Tisch mit einigen inoffiziellen Sondervergütungen schon gebrochen. Damit war klar: Höchstwerte und Obergrenzen würden auch im Fußball nicht greifen.
Der 1. FC Köln sorgte für den ersten Millionentransfer
Die Bundesliga gab sich geschlagen. 1976 wechselte der Belgier Roger van Gool für die ersten Millionen-Ablöse vom FC Brügge zum 1. FC Köln. Wahnsinn stöhnte die Republik. Dabei hinkte Fußball-Deutschland schon damals hinter den Tarifen her, die in England, Spanien und Italien aufgerufen waren. Das ist, bis auf gelegentliche Annäherungen, im Wesentlichen so geblieben, ehe der Transfer-Irrsinn diese Woche nun auch die Bundesliga erreicht hat.
80 Millionen Euro Ablöse ist dem FC Bayern der Franzose Lucas Hernández wert. Kein Jahrhundertstürmer, kein charismatischer Stratege, kein Messi, kein Ronaldo. Ein Verteidiger. Bissig zwar, aber kein Ausnahmetalent. Es hat zwei Jahre gedauert, bis er sich in Madrid durchgesetzt hat. Inzwischen ist er immerhin Stammkraft und Weltmeister. Aber ist er 80 Millionen Euro wert? Zumal ihn sich der FC Bayern erst noch zurecht operieren lassen musste. Natürlich nicht. Kein Fußballer ist das. Warum bezahlt der FC Bayern dann eine solche Summe? Weil er, wie jeder Verein, der regelmäßig in der Champions League spielt und zudem gut wirtschaftet, im Geld schwimmt. Weil Hernandez mit seinen 23 Jahren ein Versprechen auf die Zukunft ist, und er nicht billiger wird.
Bald wird jeder mittelmäßige Verteidiger 30 Millionen Euro kosten
Der FC Bayern kann ihn sich leisten und er will dabei sein, wenn der europäische Vereinsfußball in den nächsten Jahren über die neue SuperLeague zu einer gigantischen Geldmaschine umgebaut wird, die noch mehr Kohle ausspuckt, als es die Königsklasse bisher getan hat. Die elektronischen Medien werden diesen Prozess mit weiteren Milliardenbeträgen für Übertragungsrechte am Laufen halten. Nichts ist unter TV- und Streaming Anbietern so begehrt wie Fußball. Seit Sky und BT Sport für vier Jahre Premiere League sieben Milliarden Euro bezahlt haben sind die Schleusen geöffnet, schwimmen die Klubs auf der Insel im Geld. Ab kommender Saison sind es zwar nur noch fünf Milliarden für die 20 Vereine der Premier League, die aber verteilt auf nur zwei Jahre. Hierzulande sind es über die Hälfte weniger, weshalb sich der FC Bayern und Borussia Dortmund schwer tun, die Champions League zu gewinnen. 2022, wenn die Rechte neu verhandelt werden, gelten auch hierzulande andere Tarife. Dann kostet jeder mittelmäßige Verteidiger 30 Millionen Euro Ablöse.
Ist der Irrsinn zu stoppen? Natürlich nicht. Seit einzelne Staaten, wie Katar im Fall von Paris St. Germain sich nicht scheuen für einen einzelnen Spieler, mag er auch Neymar heißen, 222 Millionen Euro zu bezahlen, ist das Spiel nicht mehr einzufangen. Die schönsten Vorlagen zu diesem Spiel liefern ausgerechnet diejenigen, die sich am meisten darüber erregen. TV-Konsumenten, die alles schauen, was hinter einem Ball herläuft. Sie treiben den Wert des Fußballs in jene Höhen, die sie selbst beklagen. Aber weniger Fußballschauen? Ist auch keine Lösung.
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