Fußball: Die Macht der Berater
Ihr Einfluss und ihre Einkünfte sind enorm gestiegen
Ein englischer Spitzenklub möchte unbedingt einen bekannten Bundesliga-Spieler kaufen. Die Verhandlungen ziehen sich über Wochen hin, denn ein Problem dabei ist: Egal, was passiert, der Berater des Fußball-Profis kassiert immer mit. Wechselt der Spieler sofort, muss sein Agent an der Ablösesumme beteiligt werden. Wechselt er erst nach Ablauf seines Vertrages, wird eine fette Provision fällig. Das Perfide an diesem Transferpoker ist, dass der Spielervermittler selbst dann verdient, wenn überhaupt kein Transfer zustande kommt. Denn sein Beratervertrag regelt, dass er in genau diesem Fall mit einem Millionenbetrag entschädigt werden muss.
Das beschriebene Beispiel ist bereits ein Jahr alt. Am Ende wechselte der Spieler für mehr als 40 Millionen Euro von Deutschland nach England. Später veröffentlichten das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und die Enthüllungsplattform Football Leaks die Details dieses Deals.
Im Moment ist wieder Transferzeit. Und allein in der Bundesliga sind in diesem Sommer schon rund 450 Millionen Euro an Ablösesummen gezahlt worden. Mehr als 127 Millionen Euro haben die Vereine der 1. und 2. Bundesliga allein zwischen März 2015 und März 2016 an Beraterhonoraren gezahlt. Nach Spiegel-Recherchen haben sich die Honorare europaweit in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Warum das so ist, liegt auf der Hand. In den Wirtschaftskreislauf des Profifußballs wird durch TV-Verträge, Sponsoren und Investoren immer mehr Geld gepumpt. Das lockt auch immer mehr Leute an, die daran verdienen wollen. Warum lassen Verbände und Vereine den wachsenden Einfluss der Berater zu? Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte schon 2012: „Es ist absurd, dass die Klubs die Spielerberater zahlen. Eigentlich müssten das die Spieler tun.“
2015 schaffte der Weltverband Fifa ein bis dahin gültiges Lizenzierungsverfahren für Spielervermittler ab. 2016 veröffentlichten Deutscher Fußball-Bund und Deutsche Fußball Liga zum ersten Mal, wie viel Geld jeder Profiklub in den zwölf Monaten zuvor an Beraterhonoraren gezahlt hat. Mittlerweile bleiben diese Summen wieder geheim. Die Begründung von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert: Engländer, Spanier oder Italiener veröffentlichen ihre Zahlen auch nicht. „Die Berater selbst haben sich in Deutschland schon 2007 zur Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung zusammengeschlossen. 116 Vermittler sind beim DFB registriert, 75 sind Mitglied in der DFVV.
Viele Berater wehren sich gegen ihr Image. Es gibt eine Nachfrage nach guten Spielern – und sie bedienen sie, heißt es. „Ich handle doch nicht mit Menschen. So etwas ist absurd“, sagte der Spielerberater Volker Struth dem Kölner Stadt-Anzeiger. Struth zählt zu den Großen der Branche, zu seinen Klienten gehören die Weltmeister Toni Kroos und Benedikt Höwedes. „Ich stelle den Vereinen und Spielern mein Netzwerk zur Verfügung. Dafür werde ich bezahlt“, sagt er. (dpa)
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