FC Bayern: Ein Pokal und ein großer Gewinner
Der FC Bayern hat seinen ersten Titel gewonnen - gegen Manchester United. Das ist toll, doch der wahre Sieger ist ein anderer: Ein 20-Jähriger aus der Nähe von Memmingen. Von Anton Schwankhart
Von Anton Schwankhart, München
Der Brasilianer Ronaldinho war zweimal Weltfußballer des Jahres (2004 und 2005) und Anführer des spektakulärsten Barça-Ensembles. Im März nächsten Jahres wird er 30. Ronaldinho war nie außergewöhnlich schnell, was in diesen Tagen besonders auffällt, in denen sein AC Mailand noch am Anfang der Saisonvorbereitung steht. Auch so aber folgt dem Brasilianer der Ball wie ein Hund.
Mittwochnacht traf der 20-jährige Holger Badstuber auf Ronaldinho. Hinterher hat Badstuber gesagt, dass es "etwas ganz Großes" gewesen sei, gegen Ronaldinho zu spielen. Das war sehr freundlich. Tatsächlich war vom ehemaligen Weltfußballer beim Münchner 4:1-Sieg im Audi-Cup wenig zu sehen gewesen, was auch an Badstuber lag.
Man darf den gebürtigen Memminger, der aus Rot an der Rot stammt, schon jetzt als den größten Gewinner der Saisonvorbereitung bezeichnen. Gegen Milan spielte er in der Startformation neben Daniel van Buyten, einem weiteren Sieger. Louis van Gaal hat an den beiden eckigen Recken Gefallen gefunden. Zum Leidwesen von Martin Demichelis, der seinen Platz in der Innenverteidigung wohl verloren hat.
Das alles überrascht umso mehr, als Badstuber neu im Fach ist. Bei den Amateuren des FC Bayern beackerte der 1,90-m-Mann das defensive Mittelfeld. Hermann Gerland, sein damaliger Trainer, sah ihn zwar schon damals als Innenverteidiger, schickte ihn aber als "Sechser" aufs Feld. "Weil er ein guter Stratege ist", sagt Gerland, inzwischen die rechte Hand von Louis van Gaal. Die strategischen Qualitäten des 20-Jährigen stechen auch in der Defensive ins Auge. Er versucht schnell, das Spiel zu öffnen und zu verlagern. Seine Fehlerquote tendiert gegen null, Kopfballduelle verliert er selten.
Elegant ist sein Spiel nicht. Da kommen ihm seine 1,90 m in die Quere. "Ich bin ein Typ, der am Boden bleibt, aber ich weiß, was ich kann", hat er Mittwochnacht gesagt. Beim FC Bayern wissen sie das schon länger. Hermann Gerland war ein Freund von Badstubers Vater Hermann, ehemals Jugendtrainer beim VfB Stuttgart. Hermann Badstuber ist heuer an Krebs gestorben.
Als C-Jugendlicher landete Holger beim FC Bayern. Das erste Jahr pendelte er täglich von Rot an der Rot ins 130 km entfernte München, dann wechselte er ins Jugendhaus an der Säbener Straße. "Er kommt aus einem sehr korrekten Elternhaus, wo ihm die richtigen Werte vermittelt wurden", sagt Werner Kern, der Leiter der Nachwuchsabteilung, über den Musterschüler.
Ein anderer aus dem Bayern-Nachwuchs darf sich auch als Gewinner fühlen. Der 19-jährige Thomas Müller erzielte gegen Mailand das erste und das letzte Tor (12./90.). Dazwischen trafen Schweinsteiger (79.) und der Amateur Saer Sene (89.).
Verlierer der Partie war Hans-Jörg Butt. Der Torhüter, im Augenblick die gefühlte Nummer 1, griff beim Freistoß (81.) von Pirlo daneben und wirkte auch sonst nachlässig. Im Turnierfinale gegen Manchester United gestern hütete Michael Rensing das Tor, hatte zunächst allerdings wenig Gelegenheiten, den Abstand zu Butt zu verkürzen. Dass Rensing noch vor dem Elfmeterschießen zum "Spieler des Tages" gewählt wurde, dokumentierte eher die Not der Juroren, einen wirklich herausragenden Akteur zu finden.
Badstuber und van Buyten waren dieses Mal anfangs draußen geblieben. Dafür durften Demichelis und Breno vorspielen, was sie ordentlich taten. Insgesamt aber lag das Niveau des Bayern-Auftritts deutlich unter dem des Vortages. Trotzdem hätte Gomez die Münchner in Führung schießen können. Der 30-Millionen-Einkauf vergab aber, wie schon gegen Milan, beste Gelegenheiten. Badstuber, nach der Pause wieder auf dem Platz, knüpfte nahtlos an seine Leistung vom Mittwoch an.
Nachdem keinem Team ein Tor gelang, entschied ein Elfmeterschießen. Rensing parierte die Schüsse von Evra und Evans, womit er sich nachträglich die Auszeichnung "Spieler des Tages" verdiente und Louis van Gaal dessen ersten Cup-Gewinn mit dem FC Bayern bescherte.
Die T-Frage wollte der Trainer hinterher dennoch nicht abschließend beantworten. Nur soviel: Wer im Pokal spielt, wird wohl auch die Nummer 1werden.
Am Sonntag müssen die Münchner zum Sechstligisten SpVgg Neckarelz. Dort wird es für alle dann wirklich ernst.
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