Nach "Quotenschwarzer"-Whatsapp: Lehmann fliegt aus Hertha-Aufsichtsrat
Jens Lehmann hat den Ex-Profi Denis Aogo als "Quotenschwarzer" bezeichnet. Eine Entschuldigung des Ex-Nationaltorwarts kam zu spät für seinen Verein Hertha BSC.
Jens Lehmann hat sich mit einer Whatsapp-Nachricht aus dem Aufsichtsrat von Hertha BSC Berlin befördert. Der Ex-Nationaltorwart und Ex-Co-Trainer des FC Augsburg hatte offenbar versehentlich eine Nachricht AN Ex-Profi Dennis Aogo gesendet, in der er ÜBER den 34-Jährigen schrieb. Deren Inhalt lautete "Ist Dennis eigentlich euer qotenschwarzer?" und war mit einem Lach-Smiley vor dem Fragezeichen versehen.
Höchstwahrscheinlich dürfte die Nachricht für einen Mitarbeiter des Münchner TV-Senders Sky gedacht gewesen sein. Für Sky war Aogo am Dienstagabend im Rahmen der Champions-League-Übertragung als Experte im Einsatz. Als Aogo die Nachricht erhalten hatte, reagierte er entrüstet.
Auf Instagram veröffentlichte er einen Screenshot des Whatsapp-Verlaufs. Darin waren frühere Nachrichten zwischen den beiden geschwärzt - bis auf die jüngste. Dazu schrieb Aogo: "WOW dein Ernst? @jenslehmannofficial Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht!!!"
Lehmann versuchte noch, den Eklat abzumildern: Auf Twitter bat der 51-Jährige um Entschuldigung und schrieb am Mittwochvormittag: "In einer privaten Nachricht von meinem Handy an Dennis Aogo ist ein Eindruck entstanden für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe. Als ehemaliger Nationalspieler ist er sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote."
Die Entschuldigung von Jens Lehmann kam zu spät
Bei Lehmanns Arbeitgeber Hertha BSC Berlin - und vor allem bei dessen Investor Lars Windhorst - sah man die Sachlage etwas weniger entspannt. "Jens Lehmann ist nicht mehr Berater", sagte Windhorst-Sprecher Andreas Fritzenkötter der Nachrichtenagentur dpa. Damit ende auch Lehmanns Mandat im Hertha-Aufsichtsrat, das erst am 1. Juli 2020 begonnen hatte. Die Tennor-Gruppe von Windhorst hatte Lehmann vor einem Jahr als Nachfolger von Jürgen Klinsmann in den Aufsichtsrat der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA gebracht.
Hertha-Präsident Werner Gegenbauer begrüßte indes das Ende der Amtszeit von Lehmann im Aufsichtsrat. "Solche Einlassungen entsprechen in keiner Weise den Werten, für die Hertha BSC steht und sich aktiv einsetzt", sagte der 70-Jährige und ergänzte: "Hertha BSC distanziert sich von jeglicher Form von Rassismus."
Im April musste Herthas Torwarttrainer den Verein nach einem Eklat verlassen
Für die abstiegsgefährdeten Berliner ist der Lehmann-Abgang bereits die zweite strittige Personalie innerhalb eines Monats. Anfang April musste Herthas Torwarttrainer Zsolt Petry den Verein verlassen. Petry hatte der ungarischen Tageszeitung Magyar Nemzet ein Interview gegeben, in dem er und den Einsatz des ungarischen Torhüters Peter Gulacsi von RB Leipzig für einen Verein, der die Homo-Ehe unterstützt, kritisierte.
Jens Lehmann sorgte zuletzt mit Corona-Aussagen für Aufsehen
Bei Lehmann setzt sich die Suche nach einem dauerhaften Engagement fort. Der 51-Jährige, der bereits stolze 71 Tage als Co-Trainer des FC Augsburg hinter sich hat und am liebsten als Cheftrainer in der Bundesliga arbeiten würde (Zitat: "Ich bin besser im Führen als im Daneben-Stehen und Zuschauen"), sorgte zuletzt eher mit fragwürdigen Aussagen für Aufsehen. Vor einem Jahr äußerte er seine Zweifel an der Information zur Corona-Pandemie: "Ich glaube, dass wir von Politikern wie auch von Virologen nicht so genau Bescheid bekommen, wie es sich eigentlich um das ganze Virus verhält."
Sky distanziert sich von Jens Lehmann
Mittlerweile hat sich auch der TV-Sender Sky von Jens Lehmann distanziert. In einer Stellungnahme des Unternehmens wird Sportchef Charly Classen wie folgt zitiert: "Dennis Aogo ist ein hoch geschätzter Kollege und exzellenter Experte und wir sind sehr froh, ihn in unserem Team zu haben." Der Sender verurteile "jegliche Form von Rassismus" und zieht Konsequenzen: "Wir hatten Jens Lehmann oft bei Sky als Gast in unserem Programm, sind sehr enttäuscht über sein Verhalten und planen, ihn jetzt nicht mehr als Gast in unsere Sendungen einzuladen." Auch bei Sport1 wird Lehmann nicht mehr eingeladen.
Lesen sie dazu auch:
Die Diskussion ist geschlossen.
Der Rauswurf kann nicht wirklich überraschen, denn es war nur eine Frage der Zeit, wann dieser sich selbst überschätzende Möchtegernexperte wieder mal eine seiner Meldungen rauslässt, die jeweils seine äußerst schlichte Gedankenstruktur offenbaren.
Viel mehr hat mich vor einiger Zeit aber überrascht, dass die Entscheider bei Hertha Lehmann überhaupt verpflichtet haben. Man musste wirklich kein Prophet sein, um zu erkennen, dass Lehmann mangels Eignung nicht lange in dieser Funktion sein würde.
S. Reuter hätte bestimmt Auskunft geben können, da die Personalie Lehmann einer seiner größten Fehlgriffe war.