Junge Garde überzeugt zum French-Open-Auftakt
Paris (dpa) - In Abwesenheit der verletzten Topspieler setzt die junge deutsche Garde zum Auftakt der French Open Ausrufezeichen. Andrea Petkovic, Angelique Kerber, Julia Görgers, Andreas Beck und die beiden Qualifikanten Tobias Kamke und Julian Reister nahmen ihre Auftakthürden.
Der Deggendorfer Tennisprofi Daniel Brands verpasste am Sonntagabend dagegen nur knapp eine Überraschung: Der Weltranglisten-89. musste sich gegen den an acht gesetzten Lokalmatadoren Jo-Wilfried Tsonga erst nach 3:42 Stunden mit 6:4, 3:6, 2:6, 7:6 (7:2), 5:7 geschlagen geben. "Das war der Wahnsinn, auf so einem großen Platz zu spielen. So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte Brands nach seinem couragierten Auftritt gegen Publikumsliebling Tsonga auf dem Center Court von Paris. Von 17 im Hauptfeld gestarteten Deutschen - davon zwölf Herren und fünf Damen - sind nach den ersten zwei Tagen des wichtigsten Sandplatz-Turniers der Welt sechs weiter und sieben ausgeschieden. Ein Herren-Quartett um Deutschlands Topspieler Philipp Kohlschreiber aus Augsburg greift erst am 25. Mai ins Geschehen des mit 16, 8 Millionen Euro dotierten zweiten Grand-Slam-Turniers des Jahres ein.
Davis-Cup-Spieler Andreas Beck aus Stuttgart fuhr gegen den Italiener Paolo Lorenzi nach Anlaufschwierigkeiten am Ende einen sicheren 4:6, 6:3, 6:2, 6:2-Erfolg ein. Auch die Darmstädterin Petkovic bot beim 4:6, 6:1, 6:4 gegen Jelena Wesnina aus Russland phasenweise eine Klasse-Vorstellung. Die 22 Jahre alte Weltranglisten-41. bekommt es nun mit Vorjahressiegerin Swetlana Kusnezowa (Russland) zu tun, die aber in dieser Saison auf Sand eine 2:3-Matchbilanz hat. 1:1 steht es im direkten Vergleich.
Auch auf Kerber und Görges warten ganz harte Brocken: Die 22- jährige Kielerin Kerber, die etwas überraschend die Russin Anna Tschakwetadse 5:7, 7:6 (7:2), 6:4 schlug, trifft auf die Madrid-Siegerin und französische Turnier-Geheimfavoritin Aravane Rezai. Fed- Cup-Kollegin Julia Görges (Bad Oldesloe) bezwang die Ungarin Melinda Czink mit 6:2, 6:3 und muss sich nun mit der Nummer eins der Tenniswelt, Serena Williams (USA), auseinandersetzen. "Dass ich jetzt gegen Serena Williams spiele, heißt nicht, dass das Turnier jetzt für mich zu Ende ist", kündigte Görges forsch an. Auch Branchenprimus und Titelverteidiger Roger Federer (Schweiz) kam beim 6:4, 6:1, 6:2 gegen den Australier Peter Luczak locker weiter.
Bisher noch "Nobodys" auf der internationalen Bühne waren die beiden 24 Jahre alten Schleswig-Holsteiner Freunde Kamke (Lübeck) und Reister (Reinbek): Beide zogen erstmals in ihrer Karriere in die zweiten Runde eines Grand-Slam-Turniers ein. Der Weltranglisten-158. Kamke gewann 6:0, 6:4, 6:3 gegen den Franzosen Stephane Robert. Die noch größere Überraschung gelang dem auf Platz 165 geführten Reister mit seinem 6:1, 7:6 (7:5), 6:2 über den an Nummer 27 gesetzten Spanier Feliciano Lopez. "Das ist unglaublich, und so fühl mich auch", sagte Reister, der überhaupt erstmals im Hauptfeld eines der wichtigsten vier Turniere steht.
Wermutstropfen aus deutscher Sicht waren das Erstrunden-Aus wie im Vorjahr für Routinier Rainer Schüttler und die unglücklichen Auftaktniederlagen von Philipp Petzschner (Bayreuth) und Kristina Barrois. Der zuletzt körperlich angeschlagene Petzschner gab beim 6:3, 7:6 (7:4), 2:6, 5:7, 7:9 gegen den australischen Wild-Card- Spieler Carsten Ball eine 2:0-Satzführung aus der Hand. Straßburg- Finalistin Barrois (Bous) ließ beim 6:1, 6:7 (7:9), 3:6 gegen die Italienerin Tathiana Garbin im zweiten Satz sogar drei Matchbälle ungenutzt. "Ich bin einfach nur total enttäuscht", sagte Barrois nach dem Spiel mit Tränen in den Augen.
Barrois' Fed-Cup-Kollegin Tatjana Malek aus Bad Saulgau scheiterte an der Schweizerin Timea Bacsinszky 2:6, 3:6; "Lucky Loser" Dieter Kindlmann verkaufte sich teuer bei seiner 3:6, 5:7, 7:6 (7:5), 2:6-Niederlage gegen den an 13 gesetzten Franzosen Gael Monfils. Der Münchner war für den an einem Magen-Darm-Virus erkrankten Bayreuther Florian Mayer nachgerückt. Michael Berrer aus Stuttgart zog knapp mit 7:5, 4:6, 6:3, 1:6, 3:6 den Kürzeren gegen den US-Amerikaner Mardy Fish.
Nicht allzu enttäuscht war Schüttler nach dem 5:7, 4:6, 2:6 gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez, seinem ersten Saison- Match auf der ungeliebten Asche. Der Wimbledon-Halbfinalist von 2008 blickte bereits mit Vorfreude auf die Rasensaison und denkt nach wie vor nicht ans Aufhören. "Wieso sollte ich? Solange ich Spaß habe und noch in die großen Turniere reinkomme...", sagte der 34-Jährige. # dpa-Notizblock
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