Was bedeutet das Olympia-Aus von ARD und ZDF für uns Zuschauer?
Die Tage von ARD und ZDF als Berichterstatter von Olympischen Spielen sind gezählt. Was ändert sich dadurch für uns Zuschauer? Eine Übersicht.
Was ist passiert?
Das IOC hat die europaweiten TV-Rechte für die Olympischen Spiele 2018 bis 2024 an den US-Konzern Discovery Communications verkauft. Davon betroffen sind also die Winterspiele 2018 in Pyeongchang (Südkorea) und 2022 (noch nicht vergeben) sowie die Sommerspiele 2020 in Tokio (Japan) und 2024 (noch nicht vergeben).
Wieviel wurde gezahlt?
1,3 Milliarden Euro
Was bedeutet das für den Zuschauer in Deutschland?
Zunächst einmal nur, dass er auf seiner Fernbedienung weiter nach hinten klicken muss. Die Olympischen Spiele wird es nicht mehr wie gewohnt bei ARD und ZDF zu sehen geben, sondern im Spartensender Eurosport, der der amerikanischen Muttergesellschaft Discovery gehört. In dem Rechtepaket enthalten sind neben dem frei empfangbaren Fernsehen auch die Rechte für Pay-TV, Radio und Internet enthalten. Noch nicht betroffen sind übrigens die Sommerspiele nächstes Jahr in Rio, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern übertragen werden.
Was wird Eurosport anders machen?
Das ist momentan noch reine Spekulation. Allerdings haben ARD und ZDF einen sehr großen Aufwand betrieben, um auch über Themen am Rande der Spiele zu berichten. Unter anderem standen immer wieder aufwändig recherchierte Reportagen über Doping oder auch Menschenrechtsverletzungen (wie zuletzt in Sotschi) auf dem Programm. Fraglich, ob Eurosport das leisten kann und will. Dazu kommt, dass ARD und ZDF ein speziell auf den deutschen Zuschauer zugeschnittenes Programm lieferten. Das wird es auf Eurosport vermutlich nicht mehr geben. Discovery will offenbar eine europaweit einheitliche TV-Übertragung produzieren. Schwer vorstellbar, dass dabei ein besonderer Augenmerk auf deutsche Sportler und Mannschaften gelegt wird.
Könnte Olympia ins Pay-TV verschwinden?
Nein. Der Rundfunkstaatsvertrag garantiert in Deutschland (kosten)freies Zuschauen bei Großereignissen. Das betrifft aber natürlich nicht komplett alle olympischen Wettbewerbe. Discovery hat sich verpflichtet, von den Sommerspielen 200 Stunden und von den Winterspielen 100 Stunden frei zu übertragen.
Gibt es noch eine Chance für ARD und ZDF?
IOC-Präsident Thomas Bach wird in der Süddeutschen Zeitung mit den Worten zitiert: "Wer im Rennen sein möchte, kann sich jederzeit an Discovery wenden." Was das genau bedeutet, ist unklar. Möglich ist, dass ARD und ZDF bei Discovery Sublizenzen erwerben. In welchem Umfang und zu welchem Preis ist offen. Laut Spiegel online würde das IOC auch an einem derartigen Weiterverkauf mitverdienen.
Warum hat das IOC so entschieden?
Das IOC will die Jugend besser erreichen und verspricht sich das offenbar eher von Discovery, das deren Plattformen besser bedient. Dazu kommt, dass es sich Bach auf die Fahne geschrieben hat, einen eigenen olympischen TV-Kanal aus dem Boden zu stampfen. Laut Spiegel online könnte der neue Olympia-Sender Eurosport mit dem IOC-Kanal verschmelzen. In diesen Plänen ist kein Platz mehr, für starke und vor allem eigenständige Sender.
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