Sponsor bringt sich für den Aufstieg ins Spiel
Der TSV Aindling steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Soll der Bayernligist die Lizenz für die Regionalliga beantragen oder nicht? Für den Fußballverein wäre es ein Schritt raus aus dem geregelten Bayernligaalltag, für den Verein würde sich vieles ändern. Von Johannes Graf
Von Johannes Graf
Aindling - Der TSV Aindling steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Soll der Bayernligist die Lizenz für die Regionalliga beantragen oder nicht? Für den Fußballverein wäre es ein Schritt raus aus dem geregelten Bayernligaalltag, an den man sich nach über einem Jahrzehnt Zugehörigkeit gewöhnen durfte. Für den Verein würde sich vieles ändern, am gravierendsten würde die geforderte Professionalität des Deutschen Fußball Bundes (DFB) sich auswirken.
"Wir wissen immer noch nicht, was wir machen sollen. Das ist eine große Entscheidung", sagt Josef Kigle, Vorstand Spielbetrieb des TSV Aindling. In zahlreichen Vorstandssitzungen stand das Thema "Regionalliga" schon auf dem Programm - und wird es auch weiter stehen. Die gesamte Struktur der Fußballabteilung müsste sich ändern. Zentrales Thema: Der Spielbetrieb würde erheblich mehr Geld kosten.
Die Gehälter der Halbprofis müssen bezahlt werden, die Spieler müssen öfter von ihren Arbeitgebern freigestellt werden, bei längeren Fahrten muss man schon einen Tag vorher anreisen und das Management muss professioneller werden. Prinzipiell kann man einen Regionalligisten mit einem kleinen Wirtschaftsunternehmen gleichstellen. Kigle rechnet mit mindestens 700 000 Euro, die die Saison in der Regionalliga kosten würde. "Dieses Geld bringt man nicht so leicht zusammen", sagt Kigle und fügt hinzu: "Derzeitiger Stand ist, dass wir uns die Regionalliga nicht leisten können."
Zudem wisse man noch nicht, wie viel Geld in das Stadion investiert werden muss. Am Freitag kommen Verantwortliche des DFB ins Stadion am Schüsselhauser Kreuz und verschaffen sich einen Überblick. Eine kleine Machbarkeitsstudie sozusagen. Kigle glaubt, dass man in der Regionalliga eine Saison mit dem vorhandenen Stadion bestreiten könnte, erst im zweiten Jahr müsste man dann investieren - in die Flutlichtanlage beispielsweise.
Eine schnelle Lösung, um das nötige Kapital für die höhere Spielklasse aufzubringen, wäre ein potenter Sponsor, der beim TSV Aindling einsteigen könnte. Kigle bestätigt, dass es bereits Kontakt mit einem Unternehmen gibt, aus welcher Branche dieses stammt, will er nicht preisgeben. Er verrät allerdings, dass dieser Gönner einige Spieler zur Verfügung stellen will und zudem ziemlich ambitioniert im Sportsponsoring sei. "Er sieht das als Sprungbrett, um weiter nach oben zu kommen", erklärt Kigle.
Der Vorstand Spielbetrieb sieht im fremden Kapital allerdings auch ein Problem, denn der Sponsor könnte für sein finanzielles Engagement auch entsprechendes Mitspracherecht im Verein fordern. "Wenn einer Geld einbringt, dann will er auch mitreden." Einen Teil der Selbstständigkeit würde man wahrscheinlich einbüßen.
Die Anforderungen des DFB für die Regionalliga sind hoch, auch deshalb, weil sich in der Vergangenheit mancher Verein am professionelleren Fußball übernommen hat. Bewertet werden die wirtschaftliche (siehe Info) und die technisch organisatorische Leistungsfähigkeit. "Die Vereine betätigen sich zunehmend in erheblichem Umfang wirtschaftlich. Die Risiken nehmen für alle am Spielbetrieb direkt oder indirekt Beteiligten - Vereine/Kapitalgesellschaften, Partner der Wirtschaft, TV-Anstalten, Spieler etc. - zu", gibt der DFB deshalb in seinen Richtlinien für die Regionalliga zu bedenken. Wirtschaftlichkeit und Liquiditätsverhältnisse stehen im Mittelpunkt, katastrophale Finanzverhältnisse, wie es sie in anderen Ländern gibt, will der DFB gar nicht erst einreißen lassen.
Verständlich, dass der TSV Aindling jede Eventualität in seine Überlegungen einfließen lässt. Der Verein braucht Zeit. Kigle kann jetzt schon voraussagen, dass der Antrag für die Lizenz in der Regionalliga sich hinziehen wird - möglicherweise bis kurz vor Ende der Frist am 1. April um 15.30 Uhr. "Wir werden das bis zum letzten Tag ausreizen, und wenn es sein muss, fahre ich den Antrag dann noch persönlich nach Frankfurt", sagt Kigle.
Unabhängig von den finanziellen Überlegungen sollte man eines nicht vergessen: Grundlage für die Regionalliga ist der sportliche Erfolg der Mannschaft und der Aufstieg. Die sportlichen Voraussetzungen für die Regionalliga scheint der TSV Aindling derzeit allerdings leichter erfüllen zu können als die wirtschaftlichen.
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