Ein bisschen Spaß muss sein
Christoph Gawlik zählt derzeit zu den besten Spielern des ERC Ingolstadt. Das will er gegen Mannheim erneut beweisen.
Ein Mensch von sonderlich viel Traurigkeit war Christoph Gawlik noch nie. Dem 25-Jährigen sitzt seit jeher der Schalk im Nacken. Hier ein Witz, da ein Späßchen – egal, wo der rothaarige Deggendorfer auftaucht, sind seine Mitmenschen nicht mehr sicher. Das weiß man mittlerweile auch beim ERC Ingolstadt, wo er seit zwei Jahren unter Vertrag steht.
Ein Beispiel gefällig? Bei den Videoaufnahmen der Ingolstädter Neuzugänge begrüßte Gawlik seinen neuen Teamkollegen Sean O‘Connor mit einem Eimer Wasser, den er ihm (gemeinsam mit Tim Conboy) während eines Interviews über den Kopf schüttete. Damit traf es wahrlich keinen Falschen, denn auch O‘Connor hat sich nach seinem Wechsel aus Augsburg schon jetzt einen Ruf als Unterhaltungskünstler gemacht.
Es ist nur eine Episode aus den Katakomben der Eishockeyprofis, die eines zeigt: „Wir haben eine ganz gute Chemie in der Mannschaft und da gehört der ein oder andere Spaß einfach dazu“, erklärt Gawlik, dem die gute Laune allerdings nicht nur neben dem Eis anzumerken ist. Auch auf dem Eis hat der Stürmer derzeit viel zu Lachen, was weniger an seinen Witzen sondern vielmehr an seinen starken Leistungen liegt. In den bisherigen fünf Partien, in denen sich die Panther zum Tabellenführer European Trophy (West Division) aufgeschwungen haben, zählte Gawlik fast durchgängig zu den besten Ingolstädtern.
Flink auf den Beinen, giftig in den Zweikämpfen und mit dem richtigen Torriecher ausgestattet, sorgt er gemeinsam mit Kapitän Tyler Bouck und dem wieder erstarkten Joe Motzko regelmäßig für Gefahr vor dem gegnerischen Tor und ist mit drei eigenen Treffern und fünf Vorlagen der drittbeste Punktesammler aller 32 teilnehmenden Vereine. „Momentan läuft es bei uns richtig gut und dann kommt in manchen Situationen eben auch noch das nötige Glück dazu“, erklärt Gawlik, der sich bei den eigenen Fans zuletzt immer mehr zum Publikumsliebling entwickelte.
Zu viele Gedanken will er darauf aber erst gar nicht verschwenden: „Es ist schön, dass es gut läuft, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir erst in der Saisonvorbereitung stecken und noch jede Menge Arbeit vor uns haben.“ Die größte Baustelle ist momentan sicherlich die Defensive. Zehn Gegentore allein in den beiden vergangenen Partien sind keine Glanzleistung. Das weiß auch Trainer Rich Chernomaz. „Na klar hat mir das nicht gefallen, aber man muss auch sehen, gegen wen wir da gespielt haben“, erklärt er und verweist darauf, dass sowohl die Frölunda Indians als auch der Färjestad BK zur europäischen Spitze zu zählen seien.
Ob das für die Adler Mannheim auch gilt, ist nach deren bisherigem Abschneiden bei der European Trophy – vier Spiele, drei Niederlagen, letzter Tabellenplatz – eher fraglich. Nichtsdestotrotz will man die Kurpfälzer, die heute Abend um 19.30 Uhr in der Saturn-Arena zu Gast sind, nicht unterschätzen. „Sie werden deutlich defensiver spielen als zuletzt die Schweden, aber das darf uns nicht kümmern“, sagt Chernomaz, der sich in der Vorbereitung voll und ganz auf seine eigene Mannschaft konzentrierte. Diese Haltung hat auch Christoph Gawlik bereits verinnerlicht: „Wir müssen Mannheim unser Spiel aufdrücken. Wenn uns das gelingt, dann brauchen wir uns nicht verstecken. Es wird auf jeden Fall ein spannendes und sehr körperbetontes Spiel.“
Dabei zählt er heute Abend auch wieder auf die Unterstützung der Fans, von denen ein Teil am Sonntag wegen eines kurzfristig durchgesetzten Verbots von Fahnen, deren Haltestangen länger sind als 1,50 Meter, die Partie schweigend verfolgt hatte. „Ich hoffe, sie feuern uns gegen Mannheim wieder an, da spielt es sich doch wesentlich leichter und es macht auch uns Spielern mehr Spaß“, sagt Gawlik. Da ist er wieder, der Spaß. Ihm und den Fans des Ingolstädter Eishockeys ist zu wünschen, dass er noch lange anhält.
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