Kleinkrieg auf Kufen
Im bayerischen Derby liefern sich die Nürnberg Ice Tigers und der ERC Ingolstadt einen intensiven Kampf, der oftmals über die Grenze des Erlaubten geht. Am Ende bejubeln die Panther einen 2:1-Erfolg, bei dem David Elsner das Siegtor gelingt
Dass Ingolstadts Coach Doug Shedden seiner Mannschaft einen „guten Start“ in eine Auswärtspartie attestieren konnte, ist schon eine Weile her. Ob in Augsburg, Bremerhaven (zweimal), Schwenningen oder Köln: In den jüngsten fünf Spielen in der Ferne geriet sein Team stets früh in Rückstand. Nicht so beim Derby am Sonntag in Nürnberg.
Nach zwölf Minuten sorgte Tyler Kelleher zunächst für entspannte Mienen hinter der ERCI-Bande. Ein Pass von Patrick Cannone landete etwas glücklich auf der Kelle Kellehers, der trocken zur wichtigen 1:0-Führung abzog. Am Ende bezwangen die Panther die Thomas Sabo Ice Tigers mit 2:1 (1:0, 0:1, 1:0) und hielten damit Anschluss auf Platz sechs der Tabelle in der Deutschen Eishockey-Liga.
Dabei war dieser „gute Start“ erst einmal durchaus glücklich. Denn die Franken – zuletzt mit fünf Siegen aus sechs Partien – zeigten vom Anfangsbully weg, dass sie ihre bisher so verkorkste Saison (Platz neun) noch nicht aufgegeben hatten. Dane Fox (7.) und unmittelbar vor dem Gästetreffer Leo Pföderl (12.) vergaben die besten Chancen der Ice Tigers. Die Führung verlieh den Panthern Sicherheit. Nur noch selten tauchte Nürnberg fortan gefährlich vor dem Kasten von Jochen Reimer auf. „Defensiv war das heute eine Super-Leistung“, sollte der ERCI-Goalie im Nachgang zu Protokoll geben.
Zweiter Abschnitt: Torszenen waren inzwischen Mangelware, dafür krachte und knisterte es zunehmend: Keine Unterbrechung ohne hitzige Wortgefechte, Schlägerspitzen in der Kniekehle des Gegners, Checks weit jenseits der Grenze des Erlaubten (beides ungeahndet: Nürnbergs Brandon Segal gegen Benedikt Kohl, und Panther-Stürmer Ryan Garbutt gegen Leo Pföderl). Ein Kleinkrieg auf Kufen!
Beispielhaft: Nürnbergs Ausgleich. Einen Schuss von Shawn Lalonde lenkte Daniel Weiß an Reimer vorbei in die Maschen und rieb Gegenspieler Fabio Wagner als ersten Jubelakt den schweißnassen Handschuh unter die Nase (33.).
Es sollte bis zur letzten Sekunde ein Duell von hoher Intensität und geringem Spielfluss bleiben. Insgesamt 26 Strafminuten setzte es im dritten Durchgang (darunter eine zehnminütige Disziplinarstrafe gegen Nürnbergs Weiß). Beide Teams durften teils minutenlang in doppelter Überzahl agieren, brachten aber kaum Tempo und Kreativität in ihre Offensive. Shedden – sein Kopf war inzwischen tomatenrot angelaufen – sah sich gar zu einer Auszeit genötigt, um seinem Powerplay Antrieb zu verleihen. Vergebens.
Eine andere Ansage fruchtete hingegen: Minute 48, beide Teams stehen ausnahmsweise vollzählig auf dem Eis. Da „löffelt“ ERCI-Verteidiger Ville Koistinen die Scheibe von der blauen Linie aus mit der Rückhand auf’s Tor. Nürnbergs Torwart Andreas Jenike lässt verwirrt prallen, Gästestürmer David Elsner steht richtig und staubt zum 2:1 ab. Sehr zur Freude der 600 lautstarken Ingolstädter Fans, die per Regionalzug angereist waren. „Doug sagte uns in der Drittelpause, dass wir immer einen Mann vor dem Kasten haben müssen und dann die Scheibe einfach auf das Tor schmeißen sollen“, verriet Elsner.
Die verbleibenden Minuten spielten die Schanzer dann routiniert von der Uhr. Die Fans feierten Goalie Reimer und Torschütze Elsner – und konnten ihre Glückwünsche im Anschluss gleich persönlich an den Mann bringen. Spieler und Anhang reisten gemeinsam per Zug zurück nach Ingolstadt. „Eine super Sache“, meinte Reimer, bevor er sich anschließend auf den Weg zum Bahnhalt machte. (fahu)
ERC Ingolstadt: Reimer – Kohl, Koistinen; Edwards, Sullivan; Friesen, Wagner – Elsner, Cannone, Collins; Kelleher, Olver, Garbutt; Greilinger, Olson, D’Amigo; Jobke, Taticek, Mashinter – Tore: 0:1 Kelleher (12.), 1:1 Weiß (33.), 1:2 Elsner (38.). – Zuschauer: 6140.
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