FCA-Fanzug: Der Letzte macht das Licht aus
Die Niederlage gegen den SV Werder Bremen wurde auf der Rückfahrt des Fanzuges des FC Augsburg schnell zur Nebensache. Entweder wurde geschlafen, gefeiert oder versäumter Stoff nachgeholt. Von Tilmann Mehl
Die Niederlage gegen den SV Werder Bremen geriet auf der Rückfahrt desFanzuges des FC Augsburg schnell zur Nebensache. Entweder träumte man seligvon einem anderen Spielausgang, machte im Party-Wagen die Nacht zum Tagoder holte versäumten Stoff nach.
Der Augsburger an sich ist beharrlich, gibt nicht so schnell auf. Was für Diskussionen gilt, war ebenso auf der Rückfahrt vom DFB-Pokal-Halbfinale zu beobachten. Das Spiel hatte der FC Augsburg 0:2 verloren. Der guten Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Die Anhänger wollten sich die Laune nicht verderben lassen. 700 Kilometer mit heruntergezogenen Mundwinkeln können auch recht lang sein. Also führte der Weg vieler Reisenden vom Stadion direkt in den Party-Wagen des Zuges. Selbst um 3 Uhr morgens war das Abteil bis zum Anschlag gefüllt. Was wiederum die konditionelle Stärke der Augsburger Anhänger beweist. Zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits 17 Stunden unterwegs.
Wem der Kopf nicht zum Feiern war, suchte in sitzliegender Position Schlaf. Nicht alle fanden ihn. Möglich, dass in den Träumen Michael Thurk eine seiner beiden Chancen genutzt hat. So konnte man wenigstens schlafend nach Berlin kommen.
Unter den Fans waren auch viele Schüler, die mit dem FCA-Virus infiziert sind und deshalb einen Tag der Schule fernbleiben mussten. Wie beharrlich und pflichtbewusst die Augsburger Pennäler sind, zeigte sich um 7 Uhr morgens. Da wurde ein Zwischenstopp in Mertingen eingelegt. Mitarbeiter der Augsburger Allgemeinen verteilten die aktuelle Ausgabe, sodass die Fahrgäste ihre Morgenlektüre nicht missen mussten. Viele Schüler blätterten aber nur schnell den Sportteil durch und widmeten sich dann wieder einem anderen Print-Produkt. Sie steckten ihre Köpfe in Bio- und Deutschbücher, um für den kommenden Schultag gewappnet zu sein.
Das feierwütige Volk indes hatte sich um 7 Uhr doch ziemlich dezimiert. Der Party-Wagen wurde noch von einem Dutzend Fans in Beschlag genommen. Dann hieß es aber auch für sie: Lichter an, fertig machen zur Ankunft in Augsburg. Nach insgesamt 22 Stunden auf Schienen und im Stadion, hatten die Anhänger wieder Augsburger Boden unter den Füßen. Wenig später ging es für die meisten dann aber wohl ab ins Bett. Träumen erlaubt. Tilmann Mehl
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