FCA: Somen Tchoyi will die Chance ergreifen
Nach einem halben Jahr ohne Verein hofft der Offensivspieler, in der Bundesliga Fuß fassen zu können. An dem Kameruner war auch Regensburg interessiert, was zu Irritationen führte.
Ein halbes Jahr war die europaweite Suche von Somen Tchoyi, 29, nach einem neuen Verein erfolglos gewesen. Dass sich am Ende der Transferperiode gleich zwei deutsche Vereine um ihn streiten würden, wäre dem Fußball-Profi aus Kamerun im Traum nicht eingefallen. Am Mittwoch wartete eine Abordnung des SSV Jahn Regensburg am Flughafen auf den Offensivspieler. Vergeblich, denn Tchoyi trainierte da schon längst beim FC Augsburg. Der Bundesligist hatte ihn am 31. Januar wenige Minuten vor Ende der Transferperiode verpflichtet.
„Er wäre die ideale Ergänzung für unseren Sturm gewesen“, seufzte SSV-Manager Franz Gerber gegenüber bundesliga.de. Beim FCA fiel man aus allen Wolken, als man erfuhr, das Regensburg um Tchoyi mitbuhlte. Denn dies entbehrt nicht einer gewissen Brisanz. Wechselte doch FCA-Trainer Markus Weinzierl unter einigem Getöse vor der Saison vom Jahn, den er damit völlig überraschte, denn er war mit ihm gerade aufgestiegen, nach Augsburg. Weinzierl versprach sogar bei seinen Kindern, dass er von Jahns Aktivitäten keine Ahnung hatte, und auch FCA-Manager Stefan Reuter versicherte, dass er erst hinterher erfahren habe, dass sich auch Regensburg um Tchoyi bemüht hatte. „Wenn es so ist, tut es mir leid.“
Tchoyi wurde vom Interesse des FCA überrascht
Gut möglich, dass auf dem so schon geschundenen Rücken des Zweitliga-Schlusslichts der Streit zwischen Tchoyi und einem ehemaligen Berater ausgetragen wurde. Tchoyi selbst wusste nichts von den Verhandlungen mit Regensburg. „Ich persönlich hatte nur mit Augsburg Kontakt“, versicherte er.
Schon vor über einem halben Jahr habe er sich von seinem damaligen Berater getrennt, „weil er zu viel Provision wollte und sich nicht richtig um meine Belange kümmerte“, erklärte Tchoyi. Auch er sei vom Interesse des FCA überrascht worden. „Ich wurde erst in letzter Minute kontaktiert. Es war der 28. oder 29. Januar. Ich kam gerade mit meiner Familie aus dem Urlaub aus Brasilien. Dann ging alles sehr schnell.“
Auch weil Tchoyi schon längst alles über den FCA wusste. Denn schon im vergangenen Winter war der FCA an ihm interessiert. Der damalige Manager Andreas Rettig hatte Tchoyi an der Angel, doch sein damaliger Verein, West Bromwich Albion, sagte Nein. In der englischen Premier League wurde Tchoyi aber nie richtig glücklich. Zwei Jahre hatte er versucht, Fuß zu fassen. Im Frühsommer verlängerte sein Coach Roy Hodgson seinen Vertrag nicht: „Er hat Talent, ist aber taktisch zu undiszipliniert.“
In Österreich Fußballer des Jahres
Das war er auch des Öfteren in Österreich bei Red Bull Salzburg. Dort erlebte er seine beste Zeit von 2008 bis 2010. Dort wurde er sogar zum Fußballer des Jahres in Österreich gewählt. Aufgrund seiner individuellen Qualitäten. Der 1,90 Meter große Hüne ist schnell, athletisch, dribbelstark, torgefährlich. In Österreich glänzte er immer, wenn es gegen starke Gegner ging. In der Europa League zum Beispiel bezwang er Lazio Rom fast im Alleingang. Aber meist nur dann.
„Tchoyi konnte in wichtigen Spielen schon etwas Außergewöhnliches leisten. Aber Somen war doch auch eine Wundertüte. Danach hat er sieben Mal schlecht gespielt“, charakterisierte ihn der damalige RB-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Da sich Tchoyi auch außerhalb des Spielfelds nicht immer an die Regeln hielt, atmeten trotz zweier Meistertitel, die man mit Tchoyi holte, einige in Salzburg auf, als ihn West Bromwich 2010 kaufte.
In Augsburg hofft man nun, das Gute aus dem Offensiv-Allrounder herauskitzeln zu können. „Wenn er an seine Salzburger Form anknüpfen kann, wird er für uns in der Rückrunde noch wertvoll“, sagt Manager Reuter. Das Risiko ist begrenzt. Der leistungsbezogene Vertrag läuft bis Juni, aber mit Option.
Natürlich hätte Tchoyi selbst gerne länger unterschrieben. Doch er zeigt Verständnis. „Es gibt immer zwei Seiten. Für mich ist Augsburg aber eine große Chance, wieder auf den Markt zu kommen.“ Die will er ergreifen. Er tut alles, um schnell fit zu werden. Mit den Rekonvaleszenten Sebastian Langkamp und Andreas Ottl läuft er Extra-Runden. Beim Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Mainz wird er mit ihnen auf der Tribüne sitzen. Doch Tchoyi ist bereit. Egal wann. „ Ich spiele auch mitten in der Nacht, wenn der Trainer mich anruft. “
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