
Stefan Reuter: "Diskussion über den Trainer fangen wir gar nicht erst an"

Plus Stefan Reuter, der Geschäftsführer Sport des FC Augsburg, spricht über das enttäuschende 1:5 gegen Gladbach. Er nimmt Trainer und Spieler in die Pflicht.
Herr Reuter, wie schläft es sich nach einer 1:5-Niederlage in Gladbach?
Stefan Reuter: Man ist natürlich extrem enttäuscht und man macht sich Gedanken, wie so ein Auftreten zustande kommen kann. Das ist schwer zu erklären. Als Spieler habe ich so etwas auch schon erlebt, dass man überhaupt nicht ins Spiel kommt. Aber in Gladbach waren sämtliche Basics nicht vorhanden. Wir sind nicht gut angelaufen, nicht in die Zweikämpfe gekommen, haben dem Gegner zu viele Räume gelassen und uns gegenseitig nicht abgesichert. Das war eine Kette von Fehlern.
Der FCA hatte viele Jahre einen besonderen Ruf in der Bundesliga. Die Vereine waren nicht glücklich, wenn sie gegen Augsburg spielen mussten. In jüngster Vergangenheit ist der FCA dabei, diesen guten Ruf zu verlieren.
Reuter: Ja, das geht uns derzeit ab. Den Willen werde ich den Spielern nicht absprechen. Ich hatte in Gladbach den Eindruck, dass sich jeder Spieler alleingelassen gefühlt hat auf dem Platz. Wenn einer überspielt wird, dann muss der andere da sein. Das haben wir vermissen lassen. Wir müssen es aber zwingend wieder hinbekommen, dass wir uns als Einheit wehren.
Als man sich im April von Trainer Manuel Baum getrennt hat und Martin Schmidt gekommen ist, wollte man gerade diese Dinge nicht mehr sehen. Der Name Schmidt sollte wieder für den kämpferischen FCA stehen.
Reuter: Ich möchte Martin Schmidt überhaupt nicht nur auf das Kämpferische reduzieren. Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch und müssen weiter intensiv als Team arbeiten.

Fünf Punkte in sieben Spielen wäre ja vielleicht nicht dramatisch, aber mit 19 Gegentoren hat der FCA zusammen mit Paderborn die schlechteste Abwehr der Liga. Steht da Herr Schmidt nicht bei Ihnen in der Kritik?
Reuter: Eine Diskussion über den Trainer fangen wir gar nicht erst an. Wir müssen alles tun, damit wir wieder den FCA-Geist reinbringen. Dass man keinem Zweikampf aus dem Weg geht, dass man jeden Laufweg mitgeht und dass man nie aufgibt. Weder bei einer drohenden Niederlage, noch bei einem schnellen Gegentor. Das gilt es zu zeigen.
Gibt es ein Hierarchieproblem?
Reuter: Eine Hierarchie entwickelt sich durch verschiedene Faktoren. Bei einem so großen Umbruch braucht das Zeit. Aber wenn in einem solchen Prozess auch noch viele Verletzungen von potenziellen Führungsspielern dazukommen, dann braucht das etwas mehr Zeit. Das ist keine Ausrede, denn die Basics, die kann ich immer erwarten, das ist keine Frage der Zeit.
Hat man die aus Ihrer Sicht in Gladbach gesehen?
Reuter: Nein, natürlich nicht.
Aber das liegt doch am Trainer. Trauen Sie ihm zu, dass er die Mannschaft wieder auf Kurs bringt?
Reuter: Ich traue ihm das zu. Er hat es schon unter Beweis gestellt, dass er sich das mit der Mannschaft erarbeiten kann. Aber in Gladbach waren viele Dinge nicht zu sehen, die du brauchst, um erfolgreich dagegenzuhalten.
Wie überzeugt Sie der Trainer, dass er weiterhin der Richtige ist?
Reuter: Nochmal: Es braucht Zeit, um einen Kern und eine Hierarchie in der Mannschaft zu finden. Das dauert. Der eine oder andere ist spät zu uns gekommen, der eine oder andere hat eine Verletzung aus der letzten Saison mitgebracht. Jetzt haben wir das eine oder andere Verletzungsproblem aus dieser Saison. Auch das darf man nicht außer Acht lassen.
Der Trainer verspricht vor den Spielen sehr viel, doch was dann kommt ist zu wenig.
Reuter: Ganz klar. Deshalb dürfen wir uns auch nicht beschweren, wenn wir kritisiert werden. Ob einer ein bisschen mehr oder weniger Schuld hat, interessiert niemanden. Wir bringen es aktuell als komplette Einheit nicht auf die Straße.
Von den Worten des Trainers kommt im Spiel anscheinend wenig an. Das ist doch gefährlich ...
Reuter: Es ist immer gefährlich, wenn wir so spielen wie in Gladbach. Es ist aber keine Frage des Trainers.

Hat der FCA wieder ein Torwartproblem?
Reuter: Nein, ich halte Tomas Koubek für einen ausgezeichneten Torhüter, der bisher einen durchwachsenen Start hatte. In vielen Momenten strahlt er aber auch Ruhe und Sicherheit aus. Wenn ich sehe, wie er das Spiel verlagert und die Jungs gezielt anspielt, ist das richtig gut. Aber klar, das 0:4 hat er sich selbst reingeworfen.
Als Fabian Giefer in der vergangenen Saison gepatzt hat, wurde schnell gehandelt. Er hat seitdem kein Punktspiel mehr bestritten.
Reuter: Tomas Koubek ist nicht das Thema. Leider geht es bei den vielen Gegentoren unter, welche Bälle er auch teilweise hält. Das vierte Tor darf aber natürlich nicht passieren. Da sind wir uns alle einig.
Man hat nicht den Eindruck, dass die Mannschaft ihrem Keeper noch vertraut. In Gladbach hat man in Nahaufnahmen schon in den Gesichtern der Abwehrspieler das Entsetzen gesehen.
Reuter: Die Spieler haben entgeistert geschaut, weil sie auseinandergespielt wurden. Die Gegentore kamen aus kürzester Distanz, da kann ich nicht erwarten, dass ein Torwart den Ball zwingend halten muss.
Der FCA hat aber viel Geld ausgegeben(Angeblich über sieben Millionen Euro, Anm. d. Red.)...
Reuter: In einer Phase, in der du so viele Gegentore bekommst, ist das eine extrem schwierige Situation für den Torhüter. Ich will aber nicht über einzelne Spieler sprechen. Das ist ein Thema der ganzen Mannschaft. Alle sind gefordert.
Die Verpflichtung von Stephan Lichtsteiner galt als Coup. Jetzt wurde er nach 45 Minuten ohne Verletzung ausgewechselt. Koubek patzt...
Reuter: Ich halte gar nichts davon, so eine Rechnung schon nach ein paar Wochen aufzumachen. Es gibt viele Spieler in der Bundesliga, die einen schlechten Start hatten und später sprach man von einem Glücksfall für den Verein. Auch ich hatte als Spieler in Dortmund einen schwierigen Start. Die ersten zwei Jahre waren nicht einfach. Letztlich habe ich zwölf Jahre dort gespielt. Da darf man nicht so schnell aufgeben, zumal wir unisono glauben, dass das Potenzial da ist. Wir sind von unserem Kader überzeugt.
Was erwarten Sie jetzt vom Trainer?
Reuter: Dass das Trainerteam weiter mit den Jungs intensiv an den Schwachstellen arbeitet.
Wie gehen Sie jetzt mit der Kritik um, die auf den Verein einprasselt?
Reuter: Das ist das Normalste auf der Welt. Wenn du so spielst, muss man jeden verstehen, der uns kritisiert. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir an der Geschlossenheit der Mannschaft arbeiten und ganz konsequent unseren Weg gehen. Schuldzuweisungen innerhalb des Vereins bringen nichts. Jeder muss für den anderen da sein. Wir müssen zusammen da raus.
Und mit der Kritik an Ihrer Person?
Reuter: Das ist in solch einer Phase normal. Damit kann ich umgehen.
Wie viel Zeit hat der Trainer? Jetzt kommt Bayern, dann geht es nach Wolfsburg, dann kommt Schalke...
Reuter: Das sind alles reizvolle Aufgaben. Wir werden jetzt an vielen Kleinigkeiten arbeiten und wenn ein Rad ins andere greift, dann sprechen wir wieder von dem FC Augsburg, den wir sehen wollen.
Sehen Sie dazu auch die aktuelle Folge des FCA-Talks: Die Kritik an Trainer Schmidt wächst
Die Diskussion ist geschlossen.
Liebe Augschburger Allgemeine,
Sie haben doch Zugang zu den Entscheidern im Verein. Warum machen Sie nicht mal ein Interview hinsichtlich der mittel-/ bis langfristigen Ziele des Vereins und wie diese erreicht werden sollen. Ich habe hierzu noch nie was von den Entscheidern beim FCA gehört. Mir fehlt für eine abschließende Beurteilung der Arbeit der Vereinsleitung eine Indikation wo sie eigentlich genau hin will??
@ Markus E.
Stimmt, von Visionen oder ähnlichem hat man aus der Vereinsführung noch nie etwas vernommen...
Reflexartig wird immer nur wiederholt, dass man beim FCA immer wissen müsse, wo man herkomme und dass jedes weitere Jahr Bundesliga nicht selbstverständlich sondern quasi ein Geschenk sei.
Als Dauer-Ziel wird im Prinzip immer nur mantramäßig der Nichtabstieg proklamiert bzw die Hoffnung, mindestens drei Vereine hinter sich zu lassen. Und, dass man versuchen müsse, den finanziellen Spielraum sukzessive zu erhöhen.
Mit diesen Perspektiven ist der FCA für viele Spieler nicht mal mehr als Sprungbrett in eine größere Karriere attraktiv genug...
Wer Visionen hat soll zum Arzt gehen. Den Spruch kennen Sie sicher. ;-) Ich stimme Helmut Schmidts Bonmot zwar nur bedingt zu, aber bezüglich der Gelangweiltheit/Verdrossenheit der Augsburger Fanschaft und die behauptete, der hier agierenden Spieler finde ich es trotzdem zutreffend.
Wer sich zu Höherem berufen fühlt, dem fehlt schnell mal die Leiden- und Bereitschaft für den Abstiegskampf, in dem man sich regelmäßig auch als etablierter Verein schneller befindet als man Euroleague sagen kann. Oder sollte der FCA noch ambitionierter werden? Ich finde das von der Vereinsführung schon ganz vernünftig so. Das hindert ja niemanden daran besser zu performen als unbedingt notwendig und sich dann an den Früchten der Arbeit zu freuen, wenn sie denn reifen (oder vom Baum fallen, weil Traditionsvereine dilettieren).
Dass man sich von Spielern, die ein Sprungbrett nach oben suchen schneller trennen sollte, sehe ich allerdings auch so. Die Höhenflüge von Max und Gregerl hätte man gut zu Geld machen können. Jetzt blockieren sie hier Stellen und werden von Spiel zu Spiel weniger wert.
"Stefan Reuter im Interview: Trainerdiskussion fangen wir nicht an"
Es ist an der Zeit eine ganz andere Diskussion zu führen Herr Reuter, und zwar; genauer gesagt die über den Manager Sport Stefan Reuter. Durch Ihre in den letzten Jahren meist unzureichenden Personalentscheidungen bei Mannschaft, Trainer und Co-Trainer ist diese Diskussion mehr als angebracht.
Stefan Reuter hat es richtig erkannt, dass den Trainer keine Schuld trifft. Denn schuld ist er ganz alleine.
An die anderen, die immer reflexartig wie Lemminge einen Trainerwechsel fordern:
DER FISCH STINKT VOM KOPF HER !!!
Welche Schuld trifft denn Martin Schmidt, wenn sein Chef für verdammt teures Geld einen Fliegenfänger als Torhüter engagiert und er sich vielleicht unter Druck gesetzt fühlt, ihn einsetzen zu müssen, weil er seinen Chef nicht brüskieren möchte?
Welche Schuld trifft denn Martin Schmidt, wenn sein Chef die einigermaßen passablen Verteidiger wie Schmid, Hinteregger oder Danso zu einem Schleuderpreis verramscht und stattdessen Blindschleichen wie Oxford oder Lichtsteiner engagiert? Lichtsteiner zum Beispiel ist nicht nur bockalt, sondern hat sich bisher nur durch seine Streitlustigkeit mit den Schiedsrichtern hervorgehoben. Es interessiert mich einen feuchten Dreck, wo er früher gespielt hat. Mich interessiert, welche Leistung er jetzt auf dem Platz bringt. Und die ist mehr als überschaubar.
Was soll denn ein neuer Trainer besser machen, wenn er nur unterdurchschnittliche Material hat, die sein Chef ihm zur Verfügung stellt?
Herr Reuter, bitte treten Sie zurück. Ihr Nachfolger kann es wirklich nicht schlechter machen.
In diesem Sinne
Reuter hat insoweit recht, daß er eine Trainerdiskussion nicht anfangen muß.
Denn - die läuft bereits und zwar unerbittlich! Da kann er sagen was er will.
Gleiches gilt für seine kommunizierte Wahrnehmung in der Torwartfrage. Koubek kriegt die ersten drei Tore in Gladbach ins kurze Eck versenkt - ein wirklich guter Goalie hält da den einen oder anderen.
Mal sehen ob sich Schein und Sein in der aktuellen Länderspielpause etwas annähern.
Der Manuel Neuer auch im letzten Spiel! ;-))
Dass Koubek schwerfällig zu Boden geht, war an sich schon nach dem ersten Spiel klar. Das gucken sich die Gegner natürlich aus. Nein, diese Verpflichtung ist in der Tat unverständlich. Warum hat man sich nicht beispielsweise um Mathenia bemüht?
Dr Schmidt überlebt die nächsten 3 Spiele nicht. Und auch ein Torwartwechsel wird immer sinnvoller. Bei flachen Bällen ist der Koubek nicht Bundesligareif. Von den Abstiegsaspiranten haben wir den schlechtesten Torwart. Und dass wird entscheidend werden. Luthe ist aktuell der viel bessere. Da muss man kein Experte sein um das zu erkennen.
Reuter: "Ich halte Tomas Koubek für einen ausgezeichneten Torhüter, der bisher einen durchwachsenen Start hatte. In vielen Momenten strahlt er aber auch Ruhe und Sicherheit aus. Wenn ich sehe, wie er das Spiel verlagert und die Jungs gezielt anspielt, ist das richtig gut."
Klarer Fall von schwerem Tim-Matavz-Syndrom !!
Herr Reuter, wissen Sie noch, was sie da reden ? Oder wollen Sie diejenigen FCA-Anhänger, die möglicherweise die entsprechenden Statistiken nicht kennen, schlicht und ergreifend für dumm verkaufen ?
Koubek hat nach 7 Spieltagen eine Passquote von 59%. Dies bedeutet, dass nur gut jedes zweite Zuspiel von ihm einen Mitspieler erreicht !! Die anderen 41% seiner "gezielten Anspiele" landen direkt beim Gegenspieler, im Nirvana oder im Aus !!
Reuter: "Tomas Koubek ist nicht das Thema. Leider geht es bei den vielen Gegentoren unter, welche Bälle er auch teilweise hält."
Zum Glück hält Koubek "teilweise" auch Bälle. Allerdings sollten die dann besser nicht auf's kurze TW-Eck kommen...
zu Stephan R
Ich glaube, Herr Reuter weiß schon lange nicht mehr, was er da redet, schlimmer noch, was er tut. Im letzten Jahr nach Giefers üblen Aussetzern hieß es: "Das wird schon noch". Vor drei Jahren stellte der Geschäftsführer Sport bereits nach vier Monaten fest, dass sein Wunschtrainer Schuster passiv spielen lässt. Vielleicht hätte sich Hr. R. doch mal ein bisschen um die Fußball-Szene kümmern sollen. Letzte Saison bemerkte er offensichtlich auch die vielen Kobel-Fehler in keiner Weise. Herr Hofmann, realisieren Sie endlich, welche Inkompetenz hier vorherrscht. Ihr Geschäftsführer agiert wie ein Zocker, der in der Hoffnung auf den großen Gewinn auf Nieten setzt. Und sportliche Leistung sowie Fähigkeit der einzelnen Spieler bleiben dabei auf der Strecke. Herr Hofmann, das ist der Grund, warum unser Verein inzwischen zur Lachnummer geworden ist, warum kaum mehr fähige Spieler kommen und gute Leute weg wollen.
Reuter: "Eine Diskussion über den Trainer fangen wir gar nicht erst an."
Warum auch, Herr Reuter?
Seit den beiden Auftakterfolgen zum Amtsantritt von Martin Schmidt, die wohl eher einem kurzfristigen Motivations-Effekt geschuldet sind, ist schlussendlich keinerlei entscheidende Weiterentwicklung der Mannschaft beobachtbar. Weder bei den alteingesessenen noch bei den neu hinzugekommenen "Profis".
Von der von Martin Schmidt in seinen PKs so oft bemühten "Positivität" kann ich auf dem Platz wenig erkennen. Vielleicht würde es schon helfen, wenn die Spieler einfach wieder lernen würden, "Gras zu fressen" !?