Die beiden Probleme von Hansi Flick
Der 3:2-Erfolg gegen den SC Paderborn offenbart die beiden Probleme des FC Bayern. Eines sind die Rotations-Spieler, die nicht in Form sind.
Es verhält sich manchmal seltsam auf den Sportplätzen dieses Planeten. Gewinner fühlen sich verloren, Verlierer ziehen aber Selbstbewusstsein aus der Niederlage. So wirkten einige Spieler des FC Bayern am Freitagabend zerknirschter als die des SC Paderborn. Dabei hatten doch die Münchner die Partie mit 3:2 gewonnen – knapp zwar, aber durchaus verdient.
Geschuldet sind die sich unterscheidenden Gefühlswelten den jeweiligen Perspektiven der beiden Teams. Während für den Münchner Tabellenführer ein Erfolg gegen Paderborn unter die Kategorie Pflichtaufgabe fällt, ist für die Ostwestfalen schon allein ein Spiel in der Fröttmaninger Arena ein Ereignis. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl hier zu treffen“, sagte beispielsweise Dennis Srbeny über seinen Treffer zum 1:1. Manuel Neuer hatte verständlicherweise einen anderen Blick auf den Treffer, dem ein irregeleiteter Ausflug seinerseits vorausging: „Bei 100 Mal, die ich das mache, hat es 99 Mal geklappt. Das gehört eben zu meinem Spiel dazu.“
Die Bayern können sich immer noch auf Lewandowski verlassen
Die Münchner mussten sich vor allem deswegen nicht über einen Punktverlust gegen Paderborn ärgern, weil gegen Ende der Partie die alten Reflexe funktionierten: Außen durchspielen, in der Mitte Robert Lewandowski finden. Die beiden Treffer des Torjägers ließen die Münchner letztlich den 3:2–Erfolg immerhin beruhigt zur Kenntnis nehmen. Dass sie allerdings zwischenzeitig den abermaligen Ausgleich durch Sven Michel kassierten, nervte vor allem Neuer: „Da war es natürlich blöd, dass man nach dem 2:2 wieder ackern musste, weil man nicht in Front war.“
Sie wollten doch eigentlich Kräfte sparen vor dem Duell am Dienstag beim FC Chelsea. Das gelang nur bedingt. Immerhin konnten sich Benjamin Pavard und Jérôme Boateng Gelb-gesperrt ausruhen. Leon Goretzka fiel kurzfristig wegen muskulärer Probleme aus. Es wäre die Chance für Alvaro Odriozola, Philippe Coutinho und Corentin Tolisso gewesen, sich für Gegner zu empfehlen, die der Klasse Paderborns entwachsen sind. Vom Feld schlichen die drei allerdings, als hätten sie verloren.
Trainer Hansi Flick aber wird die drei noch benötigen. Der dicht gedrängte Spielplan der kommenden Wochen bedingt Rotation. Empfohlen hat sich keiner der drei dafür. Sie haben kaum Spielpraxis, benötigen sie aber für die kommenden Wochen. Ein weiteres Problem Flicks ist eine zuletzt nur mäßig abdichtende Abwehr. Gegen Paderborn führten die Münchner die Defensivschwäche auf die ungewohnte Dreierkette zurück, die Flick praktizieren ließ. Gegen Köln, Hoffenheim und Mainz hatten die Bayern zuletzt auf verständliche Konzentrationsmängel aufgrund beruhigender Führungen verwiesen.
Sind sich die Münchner zu sicher?
Gegen Chelsea ist eine hohe Führung unwahrscheinlich, in letzter Reihe werden wieder vier statt nur drei Mann verteidigen. Auf dem Feld werden die elf Akteure stehen, denen Flick am ehesten einen Erfolg in England zutraut. „Der Spirit ist da, wir sind in einer Erfolgsphase. Wir haben seit Wochen kein Spiel mehr verloren und deshalb haben wir schon Selbstvertrauen“, so Thomas Müller. Beschwichtigen und Relativieren – die Bayern sind sich ihrer Sache sicher. So sicher wie Neuer vor seinem Ausflug.
Tore 1:0 Gnabry (25.), 1:1 Srbeny (44.), 2:1 Lewandowski (70.), 2:2 S. Michel (75.), 3:2 Lewandowski (88.) Zuschauer 75 000 (ausverkauft)
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