Giganten-Gipfel wird ein Hammerspiel
Unter Mega oder Super geht heute gar nichts mehr. Gilt auch für die heutige Partie des FC Bayern in Dortmund. Dabei hielten sich die Betroffenen auf angenehme Weise zurück
Normal zählt heute nicht mehr. Der gewöhnliche Star hat ausgedient. Angesagt sind nur noch Super-, Mega- oder Gaga-Stars. Auch die Maßeinheit Groß gehört der Vergangenheit an. Es zählt nur noch XXL oder 4-XL. Genauso verhält es sich mit dem Essen. Eine normale Packung – langweilig, viel zu schnell aufgefuttert. Die Lebensmittel-Industrie macht uns ein Angebot, das wir nicht ausschlagen können, und verkauft uns zuerst die Mega-Familienpackung Chips, Toast, Burger. Um uns Monate später die Mode auch in großen Größen andrehen zu können.
So brummt der Motor der Wirtschaft. Im Sport läuft es nicht anders. Wenn früher der Bundesliga-Erste den Zweiten empfing, hieß es Spitzenspiel. Das lockt heute keinen toten Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Borussia Dortmund gegen den FC Bayern, das ist der Giganten-Gipfel, der Meister-Hammer, der Kampf der Fußball-Titanen. Eine Nummer kleiner geht es nicht. Weswegen die Bayern auch seit Wochen einen „Zermürbungskampf“ gegen den noch amtierenden Meister führen.
Die Luft muss, wie die Trainer gerne sagen, brennen. Das erhöht die Aufmerksamkeit und letztendlich füllt es die Kassen beider Kontrahenten.
Die breite Brust ist allgegenwärtig
Doch während uns alle Glauben machen wollen, dass der Giganten-Gipfel ein Hammerspiel mit XXXL-Resultat wird, haben sich die Kontrahenten alle lieb. Da ist auf beiden Seiten höchstens von der allgegenwärtigen breiten Brust die Rede. BVB-Trainer Jürgen Klopp ließ sich zu der Ankündigung hinreißen: das Topspiel sei ein Vergleich zwischen „mir san mia“ und „wir sind Fußball“. Nett, bescheiden, wie der Kloppo eben ist. Da flogen früher anders die Fetzen.
Beispiel Titelrennen 1989. Der 1. FC Köln und sein Trainer Christoph Daum fordern die Münchner heraus. Vor dem Duell geraten der spätere Beinahe-Bundestrainer und Uli Hoeneß aneinander. Daum überzieht maßlos. Die Wetterkarte sei interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes. Oder: Der Bayern-Trainer könne Werbung für Schlaftabletten machen. Wie zwei Pitbulls gehen Daum und Hoeneß im aktuellen Sportstudio aufeinander los.
Die Aufregung ist groß, doch der Ausgang unspektakulär. Gründonnerstag 1989 gewinnen die Bayern 3:1 in Köln und werden kurz darauf Meister vor dem 1. FC Köln. Die Sprüche von damals reizen die Bohlen-Jünger von heute nicht einmal zu einem müden Gähnen.
Wir können auf das Ballyhoo ebenfalls verzichten und freuen uns auf das Spiel BVB gegen FCB.
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