Vor Gipfel: DFL und DFB lehnen Geld für Polizei ab
Frankfurt/Main (dpa) - Kein Geld für Polizeieinsätze, dafür mehr präventive Fanarbeit: Mit einer klaren Absage und einem umfangreichen Maßnahmenkatalog im Gepäck reisen die Bosse der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum Sicherheits- Gipfel nach Berlin.
"Wir sehen verfassungsrechtlich keine Grundlage, uns an Polizeikosten zu beteiligen. Wir sind nicht bereit, Teilkosten zu übernehmen. Wir wollen uns diese Diskussion, die sich bei Castor-Transporten oder einem G8-Gipfel noch nie gestellt hat, nur ungern überstülpen lassen", erteilte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert den Forderungen der Polizeigewerkschaften schon im Vorfeld des Runden Tisches an diesem Freitag eine Absage.
Die Vertreter des Fußballs wollen mit Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und Hamburgs Innensenator Christoph Althaus, dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, vielmehr über praktische Dinge im Kampf gegen die Gewalt in den Stadien diskutieren. "Wir gehen da nicht beinhart rein, weil das nicht unsere Haltung ist. Wir wollen ganz konkrete Maßnahmen besprechen und uns keine Pseudofakten um die Ohren hauen", meinte Seifert.
Ligapräsident Reinhard Rauball erklärte: "Finanzielle Forderungen lösen nicht die Probleme, sondern verschleiern die Ursachen. Wir müssen und werden an durchdachten praktischen Lösungen mitwirken. Sicherheit im Fußball hat höchste Priorität." Ganz oben auf der Agenda von DFL und DFB, der durch Präsident Theo Zwanziger und den Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn vertreten sein wird, steht die Verbesserung der Kommunikation zwischen allen beteiligten Parteien. Des weiteren geht es vor allem um den Ausbau der präventiven Fanarbeit.
Allerdings sind die Fan-Vertreter zu dem Treffen nicht eingeladen, was schon im Vorfeld zu neuem Verdruss führte. "Die DFL verkauft eine Mogelpackung. Ihre Runden Tische sind nicht rund. Es fehlen die Betroffenen - die Fans", kritisierte Mathias Scheurer, Sprecher des Fan-Bündnisses "Unsere Kurve". Scheurer monierte, dass es seit dem bundesweiten Fan-Kongress 2007 in Leipzig keinen Dialog mit den Fans gegeben habe.
Weil das Verhältnis zwischen Fans, Funktionären und Polizei derzeit eher gespannt ist, richtete der Kriminologe Thomas Feltes von der Juristischen Fakultät der Ruhr Universität Bochum einen Appell an die Dachorganisationen des Fußballs: "Lassen sie sich nicht vor den repressiven Karren der Politik und der Polizei spannen. Man sollte keinesfalls eine neue Diskussion um Stadionverbote lostreten. Es ist ein Irrglaube, dass mit höheren Strafen etwas bewirkt werden kann."
Nach Ansicht von Spahn müssten sich alle Beteiligten an den positiven Erfahrungen bei der Weltmeisterschaft 2006 orientieren. "Es geht um mehr Transparenz und eine Einzelfallgerechtigkeit. Das wird nicht von heute auf morgen funktionieren", sagte der DFB- Sicherheitsbeauftragte. Er fordert wieder ein Mit- statt Gegeneinander. "Im Vorfeld der WM haben wir drei Jahre nichts anderes getan, als mit der Polizei zusammenzusitzen und zu reden. Danach sind alle wieder zur Tagesordnung übergegangen. Die Kommunikation kann jetzt nur gemeinsam mit der Polizei wieder angeschoben werden", sagte Spahn.
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