Nationalspieler zwischen Standby und Sehnsuchtsort
Arrogant dieser Sportredakteur. Schaut sich das Kasachstan-Spiel nicht mal an - und schreibt trotzdem eine Einzelkritik zur. Mit dabei: Stereotype und Vorurteile - also alles wie immer.
EM-Qualifikation schön und gut. Aber ein Spiel gegen Kasachstan - muss ich das sehen? Kann ich nicht lieber feiern gehen? Und dann trotzdem eine Einzelkritik schreiben? Nein, ja, ja. Der Selbstversuch: Nur aufgrund des Ergebnis und der Torschützen einen Artikel zum Länderspiel schreiben.
Manuel Neuer: Schaltete in den Energiespar-Modus. Hatte er nach den turbulenten Monaten auf Schalke auch mal nötig. Sah sich - anders als in München - keinen "Koan Neuer"-Schildern gegenüber. Wird im Rest der Republik höher geschätzt. Wird vielleicht gerade deshalb zum FC Bayern wechseln. Konnte mit dem Spiel gegen Kasachstan kein weiteres Bewerbungsschreiben abliefern. Hat er aber auch nicht nötig.
Philipp Lahm: Selbstverständlich wieder Kapitän. Mittlerweile ein gewohntes Bild. Auch mittlerweile gewohnt: Sicherheitspässe, arg dosiertes Offensivspiel und wortreiche Interviews. Dürfte froh sein, wenn er auch mal auf Standby schalten dürfte.
Per Mertesacker: Wenn Kaiserslautern zum Sehnsuchts-Ort wird, steht es nicht gut um einen Bundesliga-Spieler. Konnte über 90 Minuten ungestört einigen Fragestellungen nachgehen: Könnten wir es in Bremen nicht auch mal mit einer so genannten Abwehr versuchen? Soll der neueste Schrei sein. Warum noch mal sollen die Bayern an mir interessiert sein? Ach so, Breno und Badstuber.
Holger Badstuber: Durfte mal wieder als Innenverteidiger 90 Minuten spielen. Gelang ihm im Verein zuletzt selten. Fragte sich, warum Löw auf ihn setzt.. Sah Mertesacker neben sich. Der aus der Bremer "Abwehr". Fragte sich danach nichts mehr.
Dennis Aogo: Kann mit links härter als mit rechts schießen. Hat einen deutschen Pass. Könnte eine langfristige Option für die linke Seite in der Nationalmannschaft sein.
Thomas Müller: Ist ihm egal, ob Nationalmannschaft oder FC Bayern. Egal, ob gegen Inter Mailand oder Kasachstan. Läuft, ackert, sucht Lösungen, hat Ideen, macht Tore. Ist schon beinahe unverzichtbar.
Bastian Schweinsteiger: Lenkte das deutsche Spiel. Hatte mit Abstand die meisten Ballkontakte auf dem Feld. Von der WM-Form trotzdem weit entfernt. Kasachstan ist aber auch nicht Argentinien.
Sami Khedira: Weniger weit von der WM-Form entfernt. Trägt das bei Real Madrid erworbene Selbstbewusstsein freizügig zur Schau.
Lukas Podolski: In der Nationalmannschaft auf der linken Seite gesetzt. Suchte immer wieder den Torabschluss, hatte diesmal aber kein Glück.
Mesut Özil: Sprüht vor Spielfreude. Hackentricks, Doppelpässe, Dribblings - Özil war bester Mann auf dem Platz.
Miroslav Klose: Ein Phänomen. Ohne Chance bei van Gaal, unter Löw gesetzt. Rechtfertigt dieses Vertrauen durch seine sagenhafte Torquote. Ist nach seinen zwei Treffern nuir noch sieben Tore von Gerd Müllers Rekord entfernt.
Mario Gomez: Durfte sich noch für das Testspiel gegen Australien einlaufen. Dürfte sich fragen, was denn passieren muss, damit er in der Nationalmannschaft gesetzt ist.
Toni Kroos: Bei den Bayern Ersatzspieler, in der Nationalmannschaft Ersatzspieler - auch so etwas kann es unter Löw geben.
Mario Götze: Kam zu seinem dritten Länderspieleinsatz. Ist herrlich unbeschwert.
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