Ulm feiert sein Fußball-Märchen: Spatzen steigen in die 2. Bundesliga auf
Erst vor einem Jahr ist der SSV Ulm 1846 Fußball in die 3. Liga aufgestiegen. Jetzt führt der Weg direkt weiter in die 2. Bundesliga – als Meister.
Für Holger Betz war es ein besonderer Moment. Ein weiterer in seiner langen Profi-Laufbahn, die ausschließlich beim SSV Ulm 1846 Fußball stattgefunden hat. Der 45-Jährige stand früher bei den Spatzen von der Oberliga bis zur Bundesliga im Tor – und erlebte als Spieler auch den gesamten Weg wieder zurück. Mit drei Insolvenzen. Inzwischen ist er als Torwarttrainer bei dem Verein tätig, dem er immer die Treue hielt. Und so hatte auch Betz seinen Teil zum Fußball-Märchen von der Donau beigetragen. Die Ulmer feierten am Samstag nicht nur den vorzeitigen Aufstieg in die 2. Bundesliga, sondern nach der zeitgleichen Niederlage des Konkurrenten aus Regensburg (1:3 in Freiburg) auch die Drittliga-Meisterschaft. Dabei waren sie im Sommer 2023 mit ganz anderen Maßgaben in die Saison gestartet.
Der Klassenerhalt war das eigentliche Ziel, 45 Punkte die Vorgabe dazu. Die hatte die Mannschaft um Trainer Thomas Wörle schon kurz nach der Winterpause auf der Habenseite. „Man sieht, was eine Truppe innerhalb eines Jahres alles leisten kann. Dass es schon am 36. Spieltag geklappt hat, ist umso schöner. Wahnsinn, was wir in und um Ulm wieder für eine Euphorie entfacht haben. Was wir hier und jetzt genießen dürfen, ist das Ergebnis langer und harter Arbeit“, meinte Betz.
Holger Betz feierte schon einige Aufstiege mit den Spatzen
Vor genau 25 Jahren war er mit den Spatzen schon einmal aufgestiegen. Damals unter Trainer Martin Andermatt als zweiter Torhüter hinter Philipp Laux sogar noch eine Etage höher. An diesen Moment erinnerte sich Holger Betz am Samstagnachmittag im ausverkauften Donaustadion wieder zurück. Er meinte: „Was schöner war? Man wägt es immer ab. Parallelen gibt es natürlich Es war damals speziell, aber es ist auch heute wieder sehr speziell. Wie sich die Truppe im Laufe der Zeit gefestigt hat, ist enorm. Und daher sind wir auch zu Recht an dieser Position.“
Doch vor der Party musste der Spitzenreiter noch einmal Schwerstarbeit leisten, denn die Gäste von Viktoria Köln waren keineswegs nur als Gratulanten nach Ulm gekommen. Sie forderten die Hausherren vor allem in den ersten 45 Minuten ordentlich heraus. Allen voran ihr Schlussmann Ben Alexander Voll, der die SSV-Offensive mit starken Paraden reihenweise zur Verzweiflung brachte. Nach gut einer Stunde brach dann aber der Bann: Leo Scienza per Foulelfmeter (59.) und Max Brandt (64.) schossen die Spatzen zum 2:0-Sieg. In den letzten gut 25 Minuten der Begegnung stimmten sich die knapp 16.000 Fans auf den Rängen bereits auf die anschließenden Feierlichkeiten und den obligatorischen Platzsturm ein. Mit dem Schlusspfiff strömten die Massen auf den Rasen. Erst wurde zusammen mit der Mannschaft im Stadion gefeiert, dann die Aufstiegssause auf dem Rathausplatz fortgesetzt. Die einen ließen es später noch in den angesagtesten Clubs der Stadt krachen, andere zogen sich lieber zurück. So wie Trainer Thomas Wörle. Der sagte: „Ich bin kein Feierbiest. Aber die Jungs können das, und das sollen sie heute auch machen. Ich werde meinen Abend lieber mit der Familie im kleinen Kreis verbringen.“
Ulms Torhüter Christian Ortag wird zum zweiten Mal Vater
Für Ulms Torhüter Christian Ortag war es übrigens in doppelter Hinsicht ein denkwürdiger Tag: Erst hielt er seinen Kasten zum inzwischen 17. Mal in dieser Saison sauber, dann eilte er nach der Partie noch im Trikot direkt in den Kreißsaal. Dort lag seine Frau in den Wehen und brachte wenig später das zweite gemeinsame Kind, einen Sohn, zur Welt.
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An den Ulmern könnten sich die Spieler des FCA mal ein Beispiel nehmen. Da wird gekämpft bis zum Schluss, und keine Auszeit wie in den letzten Spielen des FCA genommen. Gratulation nach Ulm, und viel Erfolg in der nächsten Saison.
Bei derartigen Vergleichen bin ich immer vorsichtig!
Gratulation zu diesem tollen sportlichen Erfolg - ja sehr gerne. So manch anderes möchte ich nicht zum Vorbild haben; immerhin ist dieses Gebilde, das sich jetzt SSV Ulm Fussball nennt, das Produkt aus drei Insolvenzen. Auch die übermässig vielen Rechten auf den Tribünen taugen kaum zum Vorbild.
Unterm Strich, auch wenn so manches (gerade auch aktuell gefühlt Null Bock) im Argen liegt, unser FCA passt mir so wie er ist und kann auf Vorbilder - egal aus welcher Richtung und aus welchen Ligen - sehr gut verzichten.