Daniel Masur: Über Augsburg nach New York?
Der ehemalige deutsche Daviscup-Spieler Daniel Masur will wieder zurück in die erweiterte Weltspitze. Im Halbfinale der Schwaben Open scheitert er aber mit 5:7, 5:7 am topgesetzten Kasachen Timofey Saktov. Trotzdem sieht sich der 29-Jährige auf einem guten Weg.
Daniel Masur kämpfte, versuchte alles, doch am Ende reichte es nicht zum Finaleinzug bei den Schwaben Open. Nach über zwei Stunden auf dem Centre-Court des TC Augsburg unterlag der deutsche Tennisprofi mit 5:7 und 5:7 dem topgesetzten Kasachen Timofey Skatov, Am Ende hatte Masur kein Glück. Da ein, zwei Netzroller, da ein knapper Ball im Aus.
Trotzdem zog der 29-Jährige ein positives Fazit. „Es war eine super Woche für mich. Meine Erwartungshaltung war nicht extrem hoch, weil ich noch nicht so viele Sandplatzturniere gespielt habe. Ich habe drei gute Matches gewonnen und ein sehr enges gegen die Nummer eins verloren.“
Viel Lob von Daniel Masur für die Turnier-Veranstalter der Schwaben Open
Den Veranstaltern hätte er gerne auch einen deutschen Finalteilnehmer präsentiert. Denn vom Umfeld der Schwaben Open war er begeistert. „Ich habe mich super wohlgefühlt auf der Anlage, bei der Organisation und der Atmosphäre.“ Und wann kann ein Tennisprofi während eines Turnieres im eigenen Bett schlafen. „Ich habe es auch genossen, abends nach Hause nach Tutzing zu fahren.“
Dort am Starnberger See lebt er seit ein paar Jahren. Wenn er nicht im internationalen Tenniszirkus unterwegs ist. Das ist der gebürtige Niedersachse, er stammt aus Bückeburg, schon seit über zehn Jahren. Mit 14 verlässt er sein Elternhaus, geht ins Sportinternat nach Kamen, später in die Tennisbase nach Oberhaching. Seine Eltern, beide Tennislehrer, unterstützen ihn. Er wird Tennisprofi. Doch der ganz große Durchbruch wie einem Alexander Zverev gelingt ihm nicht. Masur ist jetzt 29. Steht derzeit auf Nummer 310 der Weltrangliste.
Daniel Masur erreicht das Hauptfeld in Wimbledon
2016 schien er auf dem besten Weg ganz nach oben. Mit 21 spielt er im Davis-Cup-Team im Doppel. Im Juni 2021 kämpft er sich durch die Qualifikation in Wimbledon erstmals in die erste Hauptrunde eines Grand-Slam-Turniers. Er verliert, bekommt dafür aber 56.000 Dollar. Aber der Weg ist steinig, es gibt auch Rückschläge. Doch Masur bleibt hartnäckig. 2022 klettert Masur in der Weltrangliste auf Platz 176. Seine bisher beste Platzierung. Er ist nahe dran.
Hartnäckige Handverletzung: Daniel Masur ist erst nach sechs Monaten wieder schmerzfrei
Dann verletzt er sich Ende 2022 am Handgelenk. Nicht an seiner rechten Schlaghand, sondern links. Doch das ist erst mal egal, wenn man keine doppelhändige Rückhand spielt. Ein Diskus ist eingerissen. Der hat eine stabilisierende und puffernde Funktion am Handgelenk, ähnlich wie der Meniskus im Knie. Masur muss nicht operiert werden, aber er fällt monatelang aus. „Ich habe drei Monate nicht spielen dürfen und es dauerte sechs Monate, bis ich schmerzfrei war“, erzählt Masur.
Im Tennis ist das eine unheimlich lange Zeit. Masur fällt in der Rangliste zurück, muss wieder in Form kommen und vor allem Vertrauen in sein Handgelenk finden. „Ich denke oft daran, aber es ist alles gut“, sagt er. Er gewinnt zwei drittklassige ITF-Turniere in Folge. Wird im Januar Spieler des Monats.
Daviscup-Spieler scheitert in der Qualifikation der BMW Open in München
Es läuft aber nicht immer alles rund. Er scheidet im Februar beim ATP-Challenger in Oberhaching früh aus, bei den BMW Open im April will er in der Qualifikation positiv überraschen. Doch gegen den 23-jährigen Spanier Alejandro Moro Canas verliert er nach knapp zweieinhalb Stunden Kampf.
Finalpaarung am Samstag lautet Timo Skatov gegen Elmer Moller
Da tun drei Siege in Folge wie den Schwaben Open gut. Doch die Konkurrenz ist groß. Das merkt Masur am Freitag. Skatov steht auf Platz 242 der Weltrangliste. Tennis ist grausam. Masur spielt gut, doch die entscheidenden Punkte macht sein Gegner. Viele junge, hungrige Spieler rücken nach. Skatov ist 23, sein Finalgegner am Samstag (ca. 13 Uhr), der Däne Elmer Moller, ist 20. Auch im Mittelfeld der Tennisprofis drängt die nächste Generation nach oben.
Wachablösung an der Spitze der ATP-Weltrangliste
Wie ganz oben an der Spitze. Rafael Nadal, 37, Novak Djokovic, der am Mittwoch seinen 37. Geburtstag feierte, verlieren ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit. Der Österreicher Dominic Thiem, 30, unterliegt in der zweiten Runde der Qualifikation der French Open, die am Sonntag starten. Für Masur ist das auch eine Chance. „Es wird nicht mehr zwei, drei Spieler geben, die über Jahre die Grand Slams unter sich ausmachen werden. Die Zeit der Big Four wird dadurch noch mehr gewürdigt, wie unglaublich diese Leistungen eigentlich waren.“ Masur ist sich sicher, dass diese Dominanz vorbei ist. „Jetzt wird es immer wieder eine neue Nummer eins geben, neue Grand-Slam-Sieger, neue Masters-Sieger. Das muss für das Tennis nicht schlecht sein.“
Abschiedstour von Dominic Thiem macht Masur nachdenklich
Aber so eine Abschiedstour wie von Thiem macht auch Masur nachdenklich. „Das hat schon eine Aussagekraft, wenn ein Grand-Slam-Sieger so seine Karriere beendet. Mit 30. Da sieht man, wie fordernd der Beruf ist und auch der Umgang mit der eigenen Erwartungshaltung.“
Daniel Masur will wieder zu den Grand-Slam-Turnieren
Trotzdem, Masur selbst denkt noch lange nicht ans Aufhören. Er will wieder nach oben. Für ihn bedeutet das irgendwo Platz 100. „Mittelfristig will ich wieder die Grand-Slam-Qualis spielen. Ich denke, das kann ich von meiner Spielstärke auch erreichen. Das habe ich auch schon bewiesen“, sagt Masur überzeugt.
Ein Fernziel könnten da die US Open Ende August sein. Der Turniersieg in Augsburg hätte Masur nicht nur einen Siegerscheck über 5080 Dollar gebracht, sondern auch 50 Weltranglistenpunkte. So sind es 1800 Dollar und gerade mal 14 Zähler. Dennoch, es ist ein kleiner Schritt auf dem Weg von Augsburg nach New York.
Finaltag bei den Schwaben Open am Samstag
Finale im Doppel (ab 11 Uhr)
Jakob Schnaitter/Mark Wallner gegen David Pichler (Österreich)/Michael Vrbensky (Tschechien)
Einzelfinale ( ca. 13 Uhr)
Timofey Sakov (Kasachstan) gegen Elmer Moller (Dänemark)
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